Welttag des Glücks:Das Glück wohnt jetzt in Norwegen

Welttag des Glücks: Was macht die Norweger so glücklich? Vielleicht die Möglichkeit, zwischen Schneebergen zu surfen.

Was macht die Norweger so glücklich? Vielleicht die Möglichkeit, zwischen Schneebergen zu surfen.

(Foto: AFP)
  • Der "World Happiness Report" sieht Norwegen auf dem ersten Platz. Unter den Top Fünf sind weitere nordische Länder - und die Schweiz.
  • Deutschland stagniert auf dem 16. Platz, obwohl andere Glücksreports die Deutschen für so zufrieden wie lange nicht halten.

Ein Klischee über die Norweger besagt, dass sie sich am glücklichsten fühlen, wenn sie mit schwerem Gepäck auf dem Rücken auf Langlauf-Skiern eine entlegene Hütte ohne Strom und Wasser erreicht haben. Ein einfaches Rezept für Glück, das aber offenbar funktioniert. Zumindest wenn man dem "World Happiness Report" glaubt. Dem zufolge sind die Norweger jetzt die glücklichsten Menschen der Welt.

Das Problem mit dem Glück ist, das niemand wirklich weiß, was es ist. Ständig werden neue Untersuchungen veröffentlicht, die erklären sollen, wo denn nun die glücklichsten und zufriedensten Menschen wohnen. In Panama hat sie vor drei Jahren das US-amerikanische Meinungsforschungsinstitut Gallup gefunden. Auch Bhutan wird gerne genannt, weil es zwar arm ist, aber als einziges Land der Welt seinen Wohlstand nicht am Wirtschaftswachstum, sondern am Wohlbefinden seiner Menschen misst. Andere Forscher halten den materiellen Reichtum für entscheidend - entsprechend gut schneiden bei vielen Studien die Schweizer ab.

Der "World Happiness Report", der seit 2012 von internationalen Experten der New Yorker Columbia University in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen erstellt wird, will möglichst viele Faktoren einbeziehen. Er verbindet unter anderem Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung der Bewohner. Dabei berücksichtigt er das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung, die gefühlte Unterstützung aus dem eigenen sozialen Umfeld sowie Vertrauen in Regierung und Unternehmen mit Blick auf Korruption. Der diesjährige Bericht stützt sich auf Daten aus den Jahren 2014 bis 2016.

Norwegen ist das erste Mal an der Spitze des Rankings. Unter den Top Fünf finden sich noch die nordischen Länder Dänemark, Island und - hinter der Schweiz auf Platz fünf - Finnland. Das Ergebnis ist knapp ausgefallen. Drei Jahre in Folge galten die Dänen als die glücklichsten Menschen. "Hygge" - das dänische Wort für Gemütlichkeit ist bereits als besonderes Lebensgefühl berühmt geworden.

Auch die Deutschen sind so zufrieden wie noch nie

Deutschland stagniert in dem Bericht auf Platz 16 - dabei hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gerade herausgefunden, dass die Deutschen so zufrieden wie noch nie sind. Und auch der Glücksatlas, den die Deutsche Post jährlich herausgibt, bescheinigte den Deutschen unlängst, dass sie so glücklich sind wie zuletzt 2001. An die Länder im Norden reichen sie dennoch nicht heran.

Für den "World Happiness Report" haben Forscher insgesamt 155 Länder untersucht. Am wenigsten Glück empfinden die Menschen demnach in der Zentralafrikanischen Republik, in Burundi und in Tansania. Die meisten Staaten der 30 hinteren Ränge liegen in Afrika. Dazu kommen Länder wie Syrien, Afghanistan, Haiti, Ukraine, Jemen.

Den New Yorker Experten zufolge hängt das Glücksempfinden der Menschen vor allem von Faktoren wie Fürsorge, Freiheit, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Gesundheit, Einkommen und guter Regierungsführung ab. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen: Die meisten Norweger haben keine großen Sorgen. "Wir haben viele Ressourcen und zusätzlich ein hohes Einkommen", sagt der Soziologe Anders Barstad vom norwegischen Statistikamt. "In Norwegen und den nordischen Ländern gibt es sehr geringe Einkommensunterschiede. Wir haben wenig Armut und Arbeitslosigkeit." Wer Arbeit und dazu eine gesunde Familie habe, nehme sich eher als glücklich wahr oder sehe zumindest keinen Grund, es nicht zu sein.

Das gut ausgebaute Wohlfahrtssystem sorge dafür, dass sich Skandinavier weniger Gedanken um ihre Zukunft machen müssen, meint Barstad. Die Bewohner der nordischen Länder vertrauen zudem nicht nur den Behörden, der Polizei und der Justiz mehr als die Menschen in anderen Ländern, sondern auch einander. Dem Bericht zufolge meinen mehr als 75 Prozent aller Norweger, dass den meisten Menschen zu trauen ist.

Die lange Dunkelheit im Winter macht den Norwegern dagegen kaum zu schaffen. Barstad zufolge sind nur wenige seiner Landsleute depressiv. Auch Stress plage sie kaum. Trübsinn schreiben sie eher ihren Nachbarn zu: "Viele Menschen in Norwegen meinen, dass wir glücklicher sind als die Finnen", sagt Barstadt. Dabei kann man in Finnland auch ziemlich gut Langlaufen. Um das glücklichste Land der Welt zu werden, braucht es dann aber wohl doch noch ein bisschen mehr.

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