Regierung von Donald Trump:Industrie schimpft über Laptop-Verbot: "Blanker Unsinn"

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  • Wer von Dubai oder Istanbul in die USA fliegen will, hat künftig ein Problem: Passagiere dürfen keine Laptops mehr in die Kabine mitnehmen.
  • Betroffen sind insgesamt zehn Flughäfen im Nahen Osten, aber nicht amerikanische Airlines.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Ankündigung kam für Fluggesellschaften und Passagiere wie aus dem Nichts. Wer von zehn Flughäfen im Nahen Osten aus künftig auf einem Nonstopflug in die USA reisen will, der darf keine Laptops, Tablets oder ähnliche größere elektronische Geräte mehr in die Kabine nehmen. Sie müssen am Flughafen ins aufgegebene Gepäck gesteckt werden, nachdem die amerikanische Sicherheitsbehörde Transportation Security Administration (TSA) Hinweise auf mögliche Anschlagspläne gefunden haben will.

Mehrere Fluggesellschaften, darunter Emirates, Turkish, Royal Jordanian und Saudi Arabian, informierten ihre Passagiere schon vor der für Dienstag erwarteten offiziellen Bestätigung über die neuen Regeln und baten sie, diese einzuhalten. Offiziell hielten sie sich mit Kritik zurück. Doch hinter den Kulissen ist die Empörung über die als willkürlich und unsinnig empfundene Maßnahme groß.

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Unter den betroffenen Flughäfen befinden sich Kairo, Abu Dhabi, Dubai, Doha, Istanbul, Riad, Jeddah, Casablanca, Amman und Kuwait. Die Regel dürfte ein massiver Wettbewerbsnachteil für die großen Anbieter der Golfstaaten wie Emirates, Etihad und Qatar Airways werden. Ihre Drehkreuze gelten als ausgesprochen sicher. Geschäftsreisende nutzen Langstreckenflüge in der Regel auch, um zu arbeiten, doch ohne Laptop ist das praktisch unmöglich.

Außerdem sind amerikanische Airlines nicht betroffen. Sie werfen ihren Rivalen vom Golf vor, staatlich subventioniert zu sein, und fordern Einschränkungen bei Verkehrsrechten in die USA. Die amerikanischen Gesellschaften fliegen die betroffenen Flughäfen nicht an. Sollte die Regelung über längere Zeit gelten, dürften viele Passagiere auf Fluggesellschaften und Umsteigeverbindungen ausweichen, bei denen sie ihre Laptops während des Fluges nutzen dürfen.

Die Entscheidung ist "blanker Unsinn" und "reiner Aktionismus", findet Ralph Beisel, Chef des deutschen Flughafenverbandes ADV. Es sei völlig ausreichend, die elektronischen Geräte am Flughafen separat vom anderen Handgepäck zu durchleuchten. Die europäischen Flughäfen hätten keine Hinweise darauf, dass die von den USA beschlossene Maßnahme sinnvoll sei. Großbritannien will sie Meldungen zufolge übernehmen.

Experten wundern sich

In der Tat wirft die Entscheidung Fragen auf. Ein Insider sagt, es sei nicht klar, warum es sicherer sein soll, Laptops im aufgegebenen Gepäck zu befördern, zumal es Zeitzünder gibt. Einmal hat ein Passagier eine Bombe an Bord eines Flugzeuges manuell zur Explosion gebracht, 2016 an Bord der dschibutischen Fluggesellschaft Daallo Airlines. Doch die Sicherheitsstandards in Dschibuti sind schlecht. Und wenn schon, dann müssten auch Smartphones verboten werden, doch die dürfen weiter mit in die Kabine.

Paul Schwartz, Professor an der University of California, sagte dem Guardian, es sei nicht sinnvoll, einzelne Flughäfen oder Regionen herauszunehmen. Denn terroristische Zellen gebe es überall auf der Welt.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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