Neuhausen/Nymphenburg:Klare Ansage

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Die Stadt hält am Sieger-Entwurf für den Neubau des Museums "Mensch und Natur" fest. Am Ende des Nordflügels von Schloss Nymphenburg soll dafür das ehemalige Institutsgebäude abgerissen werden

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Die Simulation für einen Erweiterungsbau des Museums "Mensch und Natur" mit seiner fensterlosen Fassade und dem großen Torschlund erzielte die beabsichtigte Schockwirkung. Etwa 300 Neuhauser und Nymphenburger unterstützten in der Bürgerversammlung im November 2016 den Antrag von Neven Denhauser, die Stadt solle sich gegen die Realisierung dieses Entwurfes einsetzen. Das Planungsreferat erteilt dem Ansinnen nun eine Absage. Die Stadt hält an dem Wettbewerbssieger, den Berliner Architekten Staab, und damit auch an der Realisierung fest.

Es seien "keine Gründe ersichtlich", heißt es in der knappen Stellungnahme, die Baumaßnahme sowie das damals einstimmig empfohlene Wettbewerbsergebnis in Frage zu stellen. Die Entscheidung, das ehemalige Institutsgebäude der Universität an der Maria-Ward-Straße 1 a, ganz am Ende des nördlichen Seitenflügels von Schloss Nymphenburg, abzubrechen und an diese Stelle einen großen Neubau für das künftig "Biotopia" genannte Naturkundemuseum zu setzen, habe der Bauherr, der Freistaat, getroffen. Das Gebäude aus den Sechzigerjahren sei auch schadstoffbelastet und stehe nicht unter Denkmalschutz.

Das Gutachten zur Schadstoffbelastung würde er gerne mal sehen, kommentierte Denhauser in der jüngsten Sitzung des Neuhauser Bezirksausschusses (BA) - und mit dem Denkmalschutz verhält es sich seinen Recherchen zufolge auch nicht so eindeutig wie behauptet. In der Dezembersitzung des BA hatte ein Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege erklärt, dass der Eintrag des Uni-Gebäudes in der Denkmalliste und deren bildlicher Darstellung, dem Denkmalatlas, "ein Fehler" gewesen sei, der bereits korrigiert worden sei. Erst zwei Tage nach der Sitzung aber war der Eintrag Maria-Ward-Straße 1a verschwunden. Neven Denhauser findet das ein ziemlich befremdliches Vorgehen.

Der 20-jährige Kunstgeschichte-Student und seine Mitstreiterin Elke Wendrich ziehen seit Monaten gegen die "Verschandelung des barocken Schlossensembles" durch einen modernen Neubau ins Feld, besuchen inzwischen jede BA-Sitzung, veröffentlichen ihre Argumente auf der Internetseite des Vereins Denkmalnetz Bayern. Auf der Suche nach Verbündeten haben sie mit dem Denkmalnetz zusammen Anfang Februar eine recht gut besuchte Führung an der Schlossanlage veranstaltet; mit anschließender Diskussion darüber, wie Joseph Effners architektonisches Erbe von Weltrang durch einen Museumsbau mit "Sichtbetonfassaden, Blechschindeldächern und breiten Eingangsöffnungen" zerstört werden würde. Im April wollen sie diese Führung speziell für BA-Mitglieder - nicht wenigen unter ihnen verursacht die Museumsfassade ebenfalls Bauchgrimmen - wiederholen. Die BA-Chefin Anna Hanusch (Grüne) glaubt zwar nicht an eine völlige Umplanung der Wettbewerbsarbeit, "aber wenn es um eine so besondere Ecke geht, darf natürlich intensiv diskutiert werden über den architektonischen Ansatz - ob man erkennbar Neues baut oder Bestehendes nachbastelt."

Beim Museum ist längst angekommen, dass hier eine Lunte schwelt, die neue Biotopia-Truppe hat dem Bezirksausschuss "intensiven Austausch" zugesagt. Mit der Entwurfsplanung jedoch haben die Architekten noch gar nicht begonnen, in den drei Jahren seit der Kür des Preisträgers hat das Museum sein Raum- und Ausstellungskonzept erarbeitet, dem sich die Architektur anpassen soll. Vom Einwand, doch erst einmal die konkrete Planung abzuwarten, hält Denhauser nichts: "Hinterher heißt es, man hätte viel früher Alarm schlagen müssen." Voraussichtlich im Mai will der Bezirksausschuss sich mit den Architekten, Museumsvertretern und den Wortführern der Kritik zusammensetzen.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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