Affäre um Scheinbeschäftigung:Fillon erhebt schwere Vorwürfe gegen Hollande

Francois Fillon, former French prime minister, member of the Republicans political party and 2017 presidential election candidate of the French centre-right, attends the Association of the Mayors of France (AMF) conference in Paris

Der republikanische Präsidentschaftskandidat François Fillon liegt in den Umfragen weit zurück. Die Schuld dafür sucht er nicht bei sich.

(Foto: REUTERS)
  • François Fillon macht Frankreichs Präsidenten Hollande dafür verantwortlich, dass Informationen über das gegen ihn laufende Verfahren nach außen dringen.
  • Gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Fillon wird ermittelt, weil er Familienangehörige zum Schein im Parlament beschäftigt haben soll.
  • Zum Beleg führt Fillon ein Enthüllungsbuch investigativer Journalisten an - doch die distanzieren sich von seiner Lesart.

Immer wieder dringen Informationen über das gegen François Fillon laufende Ermittlungsverfahren an die Öffentlichkeit - dafür macht der französische Präsidentschaftskandidat nun Präsident François Hollande verantwortlich.

Gegen Fillon wird wegen des Verdachts auf Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau und zweier seiner Kinder im Parlament ermittelt. Am Mittwoch wurden die Ermittlungen ausgeweitet, weil Fillon einem Bericht zufolge gefälschte Dokumente ausgestellt und verwendet haben soll.

In einem Fernsehinterview mit dem Sender France 2 sagte er: "Es gibt Zeitungen, die Dokumente erhalten, die 48 Stunden zuvor bei Durchsuchungen in meinem Büro in der Nationalversammlung beschlagnahmt wurden. Wer gibt ihnen diese Dokumente? Die Staatsdienste. Und glauben Sie, dass die Staatsdienste das tun, ohne gedeckt zu werden?" Auf die Frage, ob dies seiner Ansicht nach mit Zustimmung der Politik oder der Justiz geschehe, sagte Fillon: "Ich werde viel weiter gehen. Ich werde den Präsidenten der Republik beschuldigen."

Zum Beleg für ein schwarzes Kabinett führt er ein Enthüllungsbuch an

Der konservative Politiker nahm Bezug auf ein Buch französischer Investigativjournalisten, das er vorab gelesen haben will. Darin werde dargelegt, dass Hollande sich die für ihn interessanten Spionageerkenntnisse an sein Büro schicken lasse: "Wir haben ein schwarzes Kabinett gesucht, wir haben das schwarze Kabinett gefunden", sagte Fillon. Als schwarzes Kabinett oder schwarze Kammer wurden einst Orte bezeichnet, an denen etwa in Postämtern der Briefverkehr einer bestimmten Person von Geheimdienstlern geöffnet und mitgelesen wurde.

Präsident Hollande wies die Anschuldigungen als "lügnerische Unterstellungen" zurück: Seit Beginn seiner Präsidentschaft habe man sich nie in laufende Ermittlungen eingemischt und stets die Unabhängigkeit der Justiz respektiert. Informationen zur Affäre Fillon habe Hollande stets selbst aus der Presse bezogen.

Auch die Autoren des von Fillon angeführten Buchs gingen auf Distanz. "Das haben wir nie geschrieben", sagte der Journalist Didier Hassoux dem Sender Franceinfo. In dem Buch stehe, die gegenwärtige Existenz eines schwarzen Kabinetts sei ebenso wenig nachzuweisen wie zu widerlegen. Das Buch werde instrumentalisiert.

Fillon sagt, er habe die maßgeschneiderten Anzüge zurückgegeben

Einsichtig zeigte sich Fillon im Fernsehinterview jedoch in anderer Sache: Es sei ein Fehler gewesen, die teuren Anzüge anzunehmen, die ihm ein Freund und Gönner geschenkt habe. Die Nachricht von den zwei maßgeschneiderten Anzügen im Wert von mehreren Zehntausenden Euro hatten dem in Umfragen weit abgeschlagenen Fillon zusätzlich Kritik eingebracht. Auf Vorwürfe hatte er zunächst mit einem saloppen "Na und?" reagiert. Nun sagte er, er habe falsch entschieden: "Ich habe sie zurückgegeben."

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