Österreich:Der Astronaut, der niemals die Erde verlassen wird

Österreich: "Die einzige Grenze ist der Kopf und nicht die Technik", sagt Gernot Grömer.

"Die einzige Grenze ist der Kopf und nicht die Technik", sagt Gernot Grömer.

(Foto: Florian Voggeneder)

Gernot Grömer wollte ins Weltall fliegen, das hat aber nicht geklappt. Als Analog-Astronaut bastelt er nun an einem Mars-Anzug. Besuch bei einem, der groß träumt.

Von Hannes Vollmuth

Es ist Freitag, der letzte Tag der Testwoche. Gernot Grömer steht jetzt im Spa-Bereich des Alpenhotels "Fall in Love" im österreichischen Seefeld. Der Fußboden ist mit Kabeln überzogen, Menschen mit Headsets und Overalls sprechen in ihre Mikrofone, rennen durch die Gänge. Dazwischen Menschen mit Bademänteln, die zur Romantik-Sauna gehen. Gleich wird Grömer hier einen Analog-Astronauten in die Sauna schicken, einen Astronauten, der niemals in die Schwerelosigkeit starten wird.

Drei Stunden haben sie den spanischen Analog-Astronaut angezogen, verkabelt, ihm schwere Gelenke an die Beine geschnallt, er spürt, wie es sein könnte, das Gehen auf dem Mars. Vier Techniker haben den glitzernden Hightech-Torso auf den Mann gehoben, den Helm verschlossen. Jetzt steht er schwankend und schwitzend zwischen Romantik-Sauna und Pool-Bereich, zwischen Gernot Grömer und halbnackten Pärchen. Dioden leuchten an seiner Brust, am Boden glitzerndes Aluminium. Draußen: Österreich, Berge, ein Kirchturm, Wolkenformationen.

Es ist ein Moment, wie Grömer ihn mag. Wenn die Grenzen verschwimmen.

Grömer, 42, hat ein Mini-Houston geschaffen, mitten in Innsbruck: das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF). Eine Mischung aus Forschung und Träumen, echter Wissenschaft und Geschichten. Gefördert von Weltraum-Aficionados, vom österreichischen Weltraumprogramm und der EU. Es ist eine astronomische Traumfabrik.

Sie entwickeln den ersten Mars-Anzug Europas, Aouda, 45 Kilo schwer, vollgestopft mit Sensoren, Funksystem, Druck-Gegenkräften, Gewichten. Sie machen wissenschaftliche Experimente und publizieren ihre Erkenntnisse in Fachjournalen. Sie testen Handschuhe, halten Vorträge und beraten die Europäische Weltraumorganisation (Esa). Und sie bilden Analog-Astronauten aus, analog zu den echten, bisher 18 Männer und Frauen. Sie sammeln Weltraumerfahrung auf der Erde.

Natürlich haben alle in den ersten Jahren gesagt: Wer seids ihr, was wollts ihr, ja seids ihr denn komplett deppert? Aber davon ließ er sich nicht beirren, nicht Gernot Grömer, erster Analog-Astronaut Österreichs.

Er sagt: "Die einzige Grenze ist der Kopf und nicht die Technik." Ein Satz, der eigentlich Wahnsinn ist. Aber wer mit Grömer ein paar Tage verbringt, wird merken: Alles daran ist wahr.

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