Irak:General räumt mögliche Mitverantwortung der USA für zivile Opfer in Mossul ein

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In den Trümmern eines Hauses in Mossul suchen Rettungskräfte und Zivilisten nach Überlebenden. (Foto: AP)
  • Erstmals räumt ein hochrangiger Vertreter des US-Militärs ein, dass die USA wahrscheinlich mitverantwortlich für die vielen Toten bei einem Luftangriff in Mossul waren.
  • Allerdings werde untersucht, ob die Wucht der Explosion, die ein Wohnhaus zum Einsturz brachte, nicht durch versteckte Explosivstoffe von den IS-Kämpfern verstärkt worden sei.
  • Amnesty International wirft den USA vor, beim Kampf um Mossul leichtfertig zivile Opfer in Kauf zu nehmen.

Der US-Kommandeur der Anti-IS-Mission im Irak, General Stephen Townsend, hat eingeräumt, dass ein amerikanischer Luftangriff wahrscheinlich zum Einsturz eines Wohnhauses im irakischen Mossul geführt hatte, bei dem zahlreiche Zivilisten getötet wurden. Das berichten US-Medien.

Er wies jedoch darauf hin, dass das US-Bombardebement möglicherweise nicht die einzige Ursache für die Wucht der Explosion war. Derzeit werde noch untersucht, ob durch den Angriff vielleicht Bomben gezündet worden seien, die die Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat im oder um das Gebäude herum platziert hätten, sagte er der New York Times zufolge.

"Meine anfängliche Einschätzung war, dass wir wahrscheinlich mitverantwortlich für diese Todesopfer waren", sagte Townsend demnach. Doch er betonte, dass die Munition, die das US-Militär eingesetzt habe, nicht ein ganzes Haus zum Einsturz hätte bringen können. Außerdem gehe das Militär der Frage nach, inwieweit Zivilisten von den Extremisten als menschliche Schutzschilde missbraucht worden seien. Er sprach von der "härtesten Phase" des Krieges.

Die militärische Niederlage des IS im Irak ist absehbar. Mossul ist die letzte Bastion der Terrormiliz im Irak. In ihrer einstigen Hochburg kämpft sie erbittert gegen die irakische Regierung und deren Verbündete, wobei Berichten zufolge Zivilisten daran gehindert werden, die umkämpften Gebiete zu verlassen.

Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen

Augenzeugen zufolge waren allein bei dem Angriff am 17. März etwa 150 Menschen getötet worden. Amnesty International beschuldigte am Dienstag die US-geführte Koalition, beim Kampf um die Mossul leichtfertig zivile Opfer in Kauf zu nehmen. Der Menschenrechtsorganisation zufolge kamen Hunderte Zivilisten bei Luftschlägen ums Leben. Bereits im Februar hatte das Dokumentationsportal Airwars berichtet, dass die zivilen Opfer bei Einsätzen der US-geführten Koalition seit Anfang des Jahres stark gestiegen seien. Mittlerweile sei die Koalition für mehr zivile Opfer verantwortlich als Russland. Menschenrechtler vermuten, dass die hohe Zahl der Toten damit zusammenhängen könnte, dass US-Präsident Donald Trump die Einsatzregeln nach seinem Amtsantritt gelockert habe.

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Beim Kampf um die IS-Hochburg Mossul bombardiere das Bündnis um die USA Häuser, in denen sich noch Zivilisten befänden.

Vertreter des Pentagons bestritten diese Woche allerdings, dass die Regeln verändert worden seien. General Townsend räumte "kleinere Anpassungen" ein, sagte aber, sie hätten bei dem Angriff in Mossul keine Rolle gespielt.

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