Luxus-Hochhaus in Florida:Der Sportwagen parkt vorm Wohnzimmer

Porsche 911 im neuen Porsche Design Tower in Miami

Der Elfer parkt immer in Sichtweite: Einblicke in ein Apartment im Porsche Design Tower in Miami.

(Foto: Porsche Design Tower)

Sein Luxusauto in den 60. Stock mitnehmen: Im neuen "Porsche Design Tower" in Miami ist das kein Problem. Die Milliardärs-Residenzen sind fast alle verkauft.

Von Steffen Uhlmann

Nichts geht mehr. Auf der Collins Avenue in Sunny Isle Beach, die den Vorort von Miami mit Fort Lauderdale verbindet, stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Mittendrin eine lahmgelegte Armada von Luxuskarossen aus der Marken-High-Society: Lamborghini, Ferrari, Maserati, Rolls Royce, Bentley oder BMW, Mercedes und Porsche. Aber auch sie haben keine Chance, trotz Sirenengeheul der Polizei und eifriger Ordner, die die Traumwagenkolonne zur Hausnummer 18555 lotsen wollen. Also aussteigen, latschen und losstöckeln - hin zu dem Turm, der ganz im feinen Schwarzen seinen Platz zwischen den unzähligen Hochhäusern am Atlantikstrand gefunden hat.

An die tausend Gäste hat Bauherr Gil Dezer zur Turmpremiere geladen - Unternehmer und Politiker aus dem Staate Florida und weiter weg, Lobbyisten und Einflüsterer, Finanzmagnaten und Finanzjongleure, Händler und Makler, auch ein paar Stars und jede Menge Sternchen sind gekommen, um Dezers neue Stilikone, den Porsche Design Tower, zu feiern. Nur Donald Trump ist nicht da, den Dezer schon gern mal als seinen "unternehmerischen Ziehvater" bezeichnet. Mit ihm zusammen hat er seine ersten Wohnhochhäuser der Luxusklasse an der Collins Avenue gebaut. Doch Trump bleibt in Washington. Der neue Präsident hat am selben Tag gerade Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast.

Er sei "car crazy", hochgradig autoverrückt, bekennt der Chef von Dezer Development, der inzwischen die größten Wolkenkratzer in Südflorida baut. Mehr als zwei Dutzend Autos fast sämtlicher Luxusmarken stehen in seiner Garage. Darunter natürlich diverse Sportwagen der Marke Porsche. Ein alter Renner der Reihe 550, so wird berichtet, hänge sogar direkt über der Tür zu seinem Schlafzimmer. Wie auch immer, für Dezer, das betont er gern, sind solche Autos einfach "Kunst".

Freilich erklärt das noch nicht, warum sich der clevere Geschäftsmann für seinen neuesten Turmbau mit der Porsche-Tochter Porsche Design verbündet hat. An der Collins Avenue und in ganz Miami aber gibt es schon eine Antwort darauf. Dort haben fast alle namhaften Architekten - von Zaha Hadid über Rem Koolhaas bis hin zu Norman Foster oder Jean Nouvel - ihre bisweilen eigenwilligen Handschriften in Sachen Turmbau hinterlassen. Wer sich da unter den hyperschicken Monsterbauten behaupten und Aufmerksamkeit erzeugen will, der setzt mehr und mehr nicht nur auf architektonisches Design und technische Innovationen, er legt sich auch gern eine weltbekannte Marke zu - wie das Armani Resort, der noch im Bau befindliche Aston Martin Tower oder eben jetzt der Porsche Design Tower.

Der Kontakt besteht bereits seit 2007

Häuser schmücken sich mit Marken. Schmücken sich Marken wie Porsche Design nun auch mit Häusern? "Wenn Sie so wollen", sagt Jan Becker, der Chef von Porsche Design. Der Turmbau sei geradezu imagebildend. "Das funktionale Design, die technischen Innovationen im Gebäude verbinden sich mit dem Credo unseres Hauses", erklärt er. "Der Tower verkörpert ganz einfach die DNA unserer Marke."

Anfang 2007 hatte Dezer beim Porsche-Management nachgefragt, ob man sich als Lizenzgeber am geplanten Turmbau beteiligen würde. Ein glücklicher Zeitpunkt für ihn, wie sich herausstellen sollte. Schließlich hatte man sich bei Porsche Design, bisher vor allem Formgeber für edle Bekleidung, Brillen, Uhren sowie für anderen luxuriösen Krimskrams, schon seit geraumer Zeit mit internationalen Hausprojekten beschäftigt, mit deren Hilfe man die eigene Marke weltweit noch bekannter machen wollte. Und man hatte bereits einen arabischen Partner für den ersten Versuch in Dubai gefunden. Die damals in Dubai aufgekommene Finanzkrise aber habe das Projekt platzen lassen, erinnert sich Roland Heiler, Geschäftsführer des Porsche Design Studios, das den Namen des Industriedesigners Ferdinand A. Porsche trägt, des "Vaters" des legendären Porsche 911. "Insofern hat Dezers Anfrage uns sehr gepasst."

Gepasst hat ihnen auch Dezers Affinität zur Automarke Porsche. Vor allem aber sein Konzept, der Standort für den Turm und die Bedingungen der geplanten Kooperation. Porsche Design wurde nicht nur als Lizenz- beziehungsweise Namensgeber des geplanten Towers gebraucht, die Deutschen sollten auch eigene Design- und Marketing-Leistungen zum Turmbau beisteuern. "Genau das", sagt Heiler, "haben wir dann auch erbracht."

Das Haus übertrifft mit 200 Metern die örtliche Tower-Konkurrenz

Becker und Heiler sind des Lobes voll über die Zusammenarbeit mit Dezer Development. Herausgekommen ist aus dieser für beide Seiten so "beglückenden Synergie" ein Wohnturm, der mit seinen knapp 200 Metern Höhe zwar noch nicht an den Wolken kratzt, aber damit die Tower-Konkurrenz am Ort übertrifft.

Und es ist nicht nur die schwarze, mit viel Glas versehene Fassade, welche die Nachbargebäude in den Schatten stellt, es sind vor allem sein Interieur und die Vielzahl an technischen Innovationen, welche die Luxusresidenz aktuell so einzigartig machen. 132 Wohneinheiten sind auf 60 Etagen verteilt. Die "kleinsten" beginnen bei knapp 400 Quadratmetern, die größten - zwei Penthouse-Wohnungen - breiten sich auf fast 1600 Quadratmetern aus. Glasfronten vom Boden bis zur Decke ermöglichen eine spektakuläre Sicht auf den Atlantik und halten angeblich jedem in dieser Gegend so häufig auftretenden Hurrikan stand. Auf den breiten Balkonen der Residenzen befinden sich je ein Pool und eine Open-Air-Küche. Das Penthouse hat sogar je zwei davon. Dazu kommen dort riesige Wohn- und Esszimmerflächen, vier Schlafzimmer mit sieben Bädern und, und, und...

Der Parkplatz ist direkt in der Wohnung

Der absolute Clou für die Erbauer aber sind die drei gläsernen Automobil-Aufzüge, mit deren Hilfe die Bewohner ihre Autos in ihr Apartment mitnehmen können, egal, auf welchem Stockwerk sie wohnen. Platz für Autos gleich neben Wohn- oder Schlafzimmer ist genug. Stellplätze für bis zu vier Autos bieten die kleineren Wohnungen. Oben unter dem Dach kommt sogar ein ganzer Fuhrpark (neun Autos) in der Sky-Garage unter. Projektchef Dezer hat den Lift konstruieren und vor dem Einbau aufwendig testen lassen. Und er hat ihn schlau auf den Namen "Dezervator" patentieren lassen.

Was noch? Der Turm hat viel Service-Personal und -Einrichtungen wie Restaurant, Fitness-Center, Beauty-Salon, Kino, Golf-Simulator und PC-Spielräume.

Wie viele Bewohner es hier geben wird, weiß keiner. Überhaupt reden weder Dezer noch die Porsche-Leute gern über die Käufer. Miamis Presse aber weiß mehr: Russische Oligarchen sind darunter, ein sehr reiches Ehepaar aus Polen, ein paar lateinamerikanische Supermänner, die gleich mal bar bezahlt hätten. Auch kann man in einschlägigen Inseraten bereits Verkaufsangebote für die Eigentumswohnungen aus dem neuen Tower finden - mit Preisaufschlag, versteht sich.

Der Tower ist so gut wie ausgebucht

Der spektakuläre Turm, gerade eröffnet, schon ein schnödes Spekulationsobjekt? Das sehen die Erbauer nicht so. Man habe Leute gesucht, die den "Wow-Effekt" haben wollten, sagt Dezer. Und natürlich das Geld für dieses Luxus-Universum besitzen. Die Rechnung ist wohl aufgegangen. Der 560 Millionen Dollar teure Tower ist so gut wie ausgebucht. Die Käufer, darunter angeblich 22 Milliardäre, hätten dafür zwischen fünf und knapp 33 Millionen Dollar hingeblättert, heißt es. Das summiere sich auf 840 Millionen Dollar. Ein gutes Geschäft für Dezer, aber auch für Porsche Design, wie Becker betont. "Das garantieren schon die Lizenzgebühren."

Porsche Design wird weitermachen als Lizenzgeber für Wohntürme für Superreiche. In Frankfurt ist bereits der nächste Tower projektiert. Bei São Paulo ist ein weiterer geplant. Und was ist mit London? "Da überlegen wir noch", sagt Dezer lächelnd.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: