Den gestandenen Schauspieler und Autoren Josef Bierbichler von diesem Film zu überzeugen, sei schon mühsam gewesen, erzählt Uisenma Borchu über ihren Abschlussfilm an der Filmhochschule München. Das Thema war auch heikel: Ein wilder Film über Begierde und erotische Besitzergreifung, in dem sie als ihre eigene Hauptdarstellerin zunächst eine lesbische Beziehung eingeht und danach den Vater ihrer Liebschaft, gespielt von Bierbichler, verführt.
Dass Bierbichler bei einem Abschlussfilm mitspielte, war außergewöhnlich. Zwei Mal hat sie ihn dafür besucht. Zunächst bei der Vorstellung eines Buches von ihm im Bayrischen Wald, später dann in seinem Restaurant am Starnberger See. "Ich drückte ihm das Drehbuch in die Hand. Nach drei Wochen rief er an und war interessiert. Irgendwann sagte er dann für zwei Filmtage zu. Vielleicht hatte ihm das Klima der Einfachheit des Drehens zugesagt."
Die Einfachheit des Drehs war freilich nicht gewollt, sondern dem kleinen Budget geschuldet. Absolventen einer Filmhochschule müssen beim Abschlussfilm immer mit wenig Geld zurechtkommen, Borchu allerdings bekam besonders wenig. "Mir ist klar, dass ich als Außenseiter gesehen werde", sagt sie, doch die Reaktion auf ihr Drehbuch enttäuschte sie dennoch. Den Förderinstitutionen war ihr Film offenbar sexuell zu radikal - und zu weiblich. Als Erklärung, warum sie keine zusätzliches Geld bekommen könne, hieß es: "90 Minuten Frauen will keiner sehen".
Um den Film dennoch finanzieren zu können, übernahm sie viele Aufgaben auf Dreh selbst - vom Kaffeekochen bis zum Kleiderrauslegen für die Protagonisten. Die Mühe zahlte sich aus: Vergangenes Jahr gewann Borchu mit "Schau mich nicht so an" den bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsregisseurin und den Großen Preis des Taipei Film Festivals.
Reden wir über Geld mit Uisenma Borchu:"Gestört sein ist etwas Normales"
Die Filmemacherin Uisenma Borchu über Drehen ohne Geld, ihre Kindheit in der Mongolei und wie man als junger Mensch Mobbing übersteht.
Warum sie keine Filmemacher kennt, der Dreharbeiten liebt, was sie an ihrer Heimat der Mongolei vermisst und warum sich Anfang der Neunziger Jahre jede Nacht Skinheads vor dem Haus ihrer Familie in Magdeburg versammelten, lesen Sie mit SZ-Plus.