BKA zur Internetkriminalität:Online-Diebe auf dem Vormarsch

BKA und Wirtschaft schlagen Alarm: Die Zahl der Fälle von Internetbetrug steigt rasant an, auch Bankdaten werden wieder vermehrt ausspioniert.

Es ist der "Bankraub des digitalen Zeitalters", so die Worte von Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamts: Der Datendiebstahl im Internet nimmt zu, neben Passwörtern werden auch wieder vermehrt die Zugänge der Nutzer von Online-Banking ausspioniert.

Dass in den vergangenen Tagen der Diebstahl von rund 30.000 E-Mail-Passwörtern bekannt wurde, passt da nur ins Bild. Dieter Kempf, Vorstandsmitglied im Branchenverband Bitkom, rechnet in diesem Jahr mit rund 2.900 anzeigten Phishing-Fällen in Deutschland, Tendenz steigend.

Kriminelle Bankdatendiebe fänden allmählich Wege, das iTan-Verfahren zu knacken, so Kempf. Bei diesem sind die Transaktionsnummern für Online-Überweisungen bestimmten Positionen zugeordnet, die von der Banksoftware abgefragt werden.

Sicherere Zugangswege wie mTans oder HBCI-Banking würden derzeit noch schlecht angenommen, sagt Kempf. Beim mTAN-Verfahren erhält der Nutzer für jede Überweisung eine Transaktionsnummer aufs Handy; beim HBCI-Banking benötigt er einen speziellen Identifikationschip und ein Lesegerät an seinem Rechner.

Der Schaden aus Bankdatendiebstahl beläuft sich Schätzungen zufolge dieses Jahr auf rund 11 Millionen Euro. Gemeinsam mit Ziercke appelierte Kempf auf einer Pressekonferenz in Berlin daher, Computersicherheit ernst zu nehmen.

Auch Bot-Netz-Kriminalität nimmt zu

Einer Forsa-Studie zufolge wurde bereits bei 38 Prozent der Internetnutzer der einmal Computer mit Viren oder anderen Schadprogrammen infiziert. Damit waren davon fast 20 Millionen Deutsche betroffen.

Bei fünf Prozent der Internetnutzer wurden Zugangsdaten für Internetshops, soziale Netzwerke oder Onlinebanking ausspioniert, drei Prozent erlitten durch Schadprogramme oder Datendiebstähle einen finanziellen Schaden.

Die mit der Einnistung von Trojanern verbundene Kriminalität sei von 2007 bis 2008 um 68 Prozent, die mit der Fälschung von Webseiten verbundene um rund 30 Prozent gestiegen.

Deshalb warnt das BKA auch vor verschiedenen, als einfach propagierten Zahlungsmethoden im Internet. Diese seien Ziel der Underground Economy, einer kriminellen Internet-Gemeinde, die mit gestohlenen Nutzerdaten handele und sie gezielt einsetze. Als gefährdet stuft Ziercke unter anderem PayPal, ClickandBuy sowie Ebay-Daten ein.

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