Fall Maria Bögerl:Sieben Jahre Ermittlungen

Polizei sucht nach Leichenfund wieder nach Spuren

Bei der Suche nach Maria Bögerl waren zwischenzeitlich etwa 350 Beamten und 50 Hunden im Einsatz.

(Foto: dpa)

Eine gescheiterte Lösegeldübergabe, zahlreiche Ermittlungspannen, falsche Verdächtigungen: Die Polizei tat sich von Anfang an schwer mit dem Fall Bögerl. Eine Chronologie der Ereignisse.

Von Viktoria Bolmer

12. Mai 2010: Maria Bögerl wird aus ihrem Haus in Heidenheim entführt. Der Täter benutzt dafür das Auto des 54-jährigen Opfers. Der Entführer fordert von ihrem Ehemann Thomas Bögerl, dem Chef der örtlichen Kreissparkasse, 300 000 Euro Lösegeld. Er gibt eine genaue Stückelung des Geldes vor. Bögerl hinterlegt das Geld an einer Stelle an der A7, die der Entführer mit einer Deutschlandfahne gekennzeichnet hat. Die zeitliche Vorgabe von zwei Stunden kann er nicht einhalten, das Lösegeld liegt zu spät an der vereinbarten Stelle.

13. Mai 2010: Der Entführer holt das Geld nicht von der Autobahn ab und meldet sich nicht mehr. Der Polizei zufolge ist der Mann, der das Lösegeld telefonisch verlangte, mittleren Alters und spricht schwäbischen Dialekt.

14. Mai 2010: Bögerls Handy wird gefunden, ebenso ihr Auto. Die Ermittler entdecken es nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim, etwa 20 Kilometer vom Wohnort der Familie Bögerl entfernt. Die Polizei sichert DNA-Spuren im Auto.

18. Mai 2010: Die Polizei bildet die Soko "Flagge". Bei der Suche sind etwa 350 Beamte im Einsatz.

19 Mai 2010: Die Familie wendet sich mit einem verzweifelten Apell in der ZDF Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" an die Täter. "Wir flehen Sie an, die für uns alle so qualvolle Situaiton positiv zu beenden", sagt Bögerls 24-jähriger Sohn Christoph.

3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt an einem Waldrand die Leiche von Maria Bögerl, wenige Kilometer vom Haus der Familie entfernt.

Juli 2011: Thomas Bögerl wird tot im Fitnessraum seines Wohnhauses aufgefunden. Der Polizei zufolge hat er Suizid begangen. Medien hatten zwischenzeitlich berichtet, die Ermittler hätten auch ihn unter Verdacht, er sitze in Untersuchungshaft. Auch gab es Berichte über Affären, im Internet kursierten Gerüchte, er sei selbst in den Fall verwickelt und habe die Entführung nur erfunden. Nichts davon konnte bestätigt werden.

Februar 2012: Die Kinder des Ehepaars erheben im Stern schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Die Ermittler hätten allein dem Vater die Beschaffung des Geldes übertragen. Das habe ihn schwer belastet, er sei völlig fertig von der Lösegeldübergabe zurückgekehrt, sagten die Kinder. Sie werfen den Ermittlungsbehörden vor, ihren Vater nicht ausreichend vor den medialen Verdächtigungen und Anfeindungen in Schutz genommen zu haben.

5. September 2012: Die Polizei wendet sich in "Aktenzeichen XY ... ungelöst" erneut an die Bevölkerung. Ein Mann führt daraufhin die Polizei monatelang mit falschen Hinweisen in die Irre und kassiert mehrere tausend Euro Belohnung. Er wird schließlich zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Februar/August 2014: In Neresheim, wo auch das Auto gefunden wurde, soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten. Auch im 30 Kilometer entfernten Ort Giengen an der Brenz werden etwa 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

Januar 2016: Die Soko "Flagge" wird aufgelöst, eine kleinere Ermittlungsgruppe führt die Arbeit fort.

Juli 2016: Im nordrhein-westfälischen Hagen werden zwei junge Männer von einem betrunkenen Mann angesprochen. Er sagt den beiden, er habe Maria Bögerl erstochen. Die zwei jungen Männer nehmen mit dem Handy die Stimme des Mannes auf und informieren die Polizei.

5. April 2017: Die Ermittler fahnden öffentlich mit der Tonaufnahme und einem Phantombild. In der Aufnahme sagt der Mann, er stamme aus dem Ort Ochsenberg in Baden-Württemberg, sei früher Angehöriger der Bundeswehr gewesen und habe einen Speziallehrgang bei einer Kompanie für "Psychologische Verteidigung" absolviert.

5. April 2017: Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" berichtet über die neue Spur der Polizei, zeigt das Phantombild und spielt zweimal die Tonaufnahme ab. Die Polizei erreichen zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung.

6. April 2017: Die Ermittlungsbehörden bestätigen, dass im Fall Maria Bögerl ein Tatverdächtiger gefasst wurde. Er bestreitet die Tat. Am Mittag geben die Staatsanwaltschaft Ellwangen und das Polizeipräsidium Ulm in einer gemeinsamen Erklärung bekannt: Der Verdacht hat sich nicht erhärtet. Die Analyse habe keine Übereinstimmung der analysierten DNA mit der am Tatort gesicherten DNA-Spuren des mutmaßlichen Täters ergeben. Der festgenommene Mann kam frei.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

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