CSU:Michael Kuffer ist der Mann mit dem Holzhammer

CSU: Metalldetektoren im Rathaus und mehr Videokameras: Michael Kuffer, CSU-Kandidat für den Bundestag im Münchner Süden, will politisch ein harter Hund sein.

Metalldetektoren im Rathaus und mehr Videokameras: Michael Kuffer, CSU-Kandidat für den Bundestag im Münchner Süden, will politisch ein harter Hund sein.

(Foto: Robert Haas)
  • Der Münchner Stadtrat und CSU-Fraktionsvize Michael Kuffer ist ein Kandidat für die Bundestagswahl.
  • Im Wahlkampf konzentriert er sich auf das Thema Sicherheit und fordert zum Beispiel einen bewaffneten kommunalen Ordnungsdienst.
  • Die SPD wirft Kuffer vor, Angst zum eigenen Vorteil zu schüren.

Von Heiner Effern

Der Haupteingang vom proppenvollen Haderner Augustiner ist zugesperrt, gleich dahinter ist ein Stehpult aufgebaut. Hinter dem steht ein Mann in Trachtenjacke und grüner Krawatte, der an diesem Abend Anfang April Werbung in eigener Sache macht. Stadtrat und CSU-Fraktionsvize Michael Kuffer hat eingeladen, zum offiziellen Auftakt seines Wahlkampfs als Bundestagskandidat.

Gleich vorne am ersten Tisch sitzt der Vorgänger im Münchner Süden, Peter Gauweiler, einst bekannt als "schwarzer Sheriff", der politisch offensichtlich Vorbild ist: Kuffers Thema ist die Sicherheit. Seine Forderungen wie etwa die Aufstellung eines bewaffneten kommunalen Ordnungsdiensts sind seit Wochen kaum zu überhören, auch die knisternden Lautsprecher im Augustiner können ihn nicht stoppen. "Ich werde grad gebeten, noch mehr reinzuplärren", sagt Kuffer. Kein Problem für ihn. "Ich bin nicht so der Typ fürs Filigrane."

Lautsprecher, Abteilung Attacke, einer mit Ecken und Kanten, der keinem Streit aus dem Wege geht und auch gerne einen anzettelt, so sieht der Anwalt Michael Kuffer, 45, sich und seine politische Rolle. Er habe mit seinem Wahlkampfteam neulich gegrübelt, wie sich seine Kampagne auf einen Slogan komprimieren ließe, erzählt er. Herausgekommen sei: "Nicht everybody's darling". Natürlich ist es ein Zufall, dass dieser Titel direkt zu Franz Josef Strauß führt. "Everybody's darling is everybody's Depp", hat der einmal gesagt. Und der Depp, das ist für Kuffer klar, will er am Wahltag nicht sein.

Also lässt er es krachen, ganz im Geiste von Strauß und Gauweiler. Auch er will ein harter Hund sein, der aufräumt. Dass München zu den sichersten Millionenstädten der Welt gehört, geschenkt. Denn CSUler wie er spüren, dass die Menschen wegen der Terrorangriffe in Bayern und Berlin und auch wegen des Amoklaufs am Olympia-Einkaufszentrum im vergangenen Jahr verunsichert sind. Dazu wiederholen sie ständig, dass angesichts der vielen Flüchtlinge niemand wisse, was für Typen da ins Land gekommen seien. Zeit für die CSU in München, die bunten Halsketten vom Christopher Street Day abzulegen und den Hammer rauszuholen.

Den schwingt vor allem und gut sichtbar Kuffer. Im September 2016 diskutiert der Stadtrat die Sicherheit im Rathaus am Marienplatz. Keiner geht so weit wie der CSU-Fraktionsvize. "Mein Ziel ist, zu verhindern, dass jemand Waffen ins Gebäude bringen kann", sagt er und bringt Metalldetektoren an den Eingängen ins Spiel. Ende Januar stellt Kuffer mit Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und seinem Fraktionschef Manuel Pretzl die "Sicherheitsoffensive, Teil 1" vor. Mehr Videokameras, mehr Licht in dunklen Ecken, eine städtische Sicherheitszentrale. "Damit die Angst in der Stadt keinen Platz hat, wollen wir die Gefahr bekämpfen", sagt Kuffer.

Weite Teile der SPD haben Albträume

Punktgenau zum selben Tag bringt die Abendzeitung ein Interview mit ihm, in dem er Schusswaffen für den geplanten städtischen Ordnungsdienst fordert. Ende März organisiert die Münchner CSU dann einen "Sicherheitskongress" im Hofbräukeller. In einem Papier fordert sie bewaffnete Wachen nach dem Vorbild der U-Bahn auch in Bussen und Trambahnen. Einer der Autoren: Michael Kuffer. Am Tag darauf stellt Kuffer in der tz einen "Angstraum-Melder" im Internet vor. Bürger können dort Straßen oder Plätze einstellen, an denen sie sich unsicher fühlen. Kuffer nennt diese auf der Seite "Unorte".

Die sich selbst gerne als liberal bezeichnende Münchner CSU trägt Kuffers Wahlkampf mit. Bezirkschef Ludwig Spaenle sagt, dass dieser gut fürs Profil sei: "Ich bin dankbar, wenn sich wer auf diese Weise präsentiert." Provokationen im Wahlkampf inbegriffen, wie diese beim Auftakt in Hadern, als Kuffer die Haltung der SPD zur Sicherheit beschreibt: "Passt schon, brauchen wir eh nix mehr machen, können wir uns schlafen legen."

Die Regierungspartner im Rathaus schlafen allerdings nicht gut, wenn sie an Kuffer denken. Weite Teile der SPD haben eher Albträume. Fraktionschef Alexander Reissl ist zum Thema Kuffer, Wahlkampf und Sicherheit nur ein dürrer Satz zu entlocken. "Es ist völlig verantwortungslos, wie dieser Mensch mit dem Thema Sicherheit und Angst umgeht." Hört man sich bei führenden SPDlern in München um, kommt schnell der Vorwurf: Da schürt einer Angst zum eigenen Vorteil. Aber auch Verwunderung über die CSU-Fraktion.

Gauweiler gibt den Vorklatscher

"Die lässt sich von Kuffer am Nasenring durch die Manege ziehen", sagt einer. Der sei auch bei weiteren Themen stets auf eigene Rechnung unterwegs, sagt ein anderer. Der lange Ärger um die Tram-Westtangente, bei Baugeschichten, in Finanzfragen: Oft reduziert sich das Feindbild der SPD auf Kuffer. Als dessen eigene CSU-Fraktion im Finanzausschuss einmal bittet, einen Antrag von Kuffer zum Haushalt "als nicht existent" zu betrachten, da es CSU-intern noch Gesprächsbedarf gebe, bricht danach Häme durch. Und Wut.

"Der mit seinem Wahlkampf, der ist doch durchgeknallt", sagt jemand aus der SPD. Spricht man dort mit kühleren Köpfen, ist auch zu hören, dass man den Mann nicht unterschätzen dürfe. Sein Konflikt-Konzept gehe möglicherweise auf. "Wer hat denn in München vor zwei Jahren den Kuffer gekannt?" Und eines müsse man sagen: So schmerzfrei der austeile, so schmerzfrei stecke er auch ein.

Dass der CSU-Kandidat im Süden sich nicht scheut, mit dem Thema Sicherheit anzuecken, freut auch Gauweiler. Wenn deshalb im Rathaus mal die Funken flögen, müsse man das während eines Wahlkampfs schon aushalten, sagt er. Umstritten und deutlich zu sein, gehöre zu einem Politiker, der "was taugt". Also gibt Gauweiler den Vorklatscher im Augustiner, wenn das etwas sediert wirkende Publikum nicht anspringt.

Das ist aber nicht nötig, wenn Kuffer über "den Scheiß mit dem Doppelpass" wettert. Die Reflexe sitzen. Immer noch oder wieder neu. Am Schluss gibt er ein Versprechen, das der Rest des Parteienspektrums in München als Drohung auffassen dürfte: "Ich werde bis zum Wahltag Vollgas geben. Und danach auch."

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