Afghanistan:USA setzen erstmals ihre größte nicht-atomare Bombe ein

Lesezeit: 2 min

Die Superbombe MOAB vor einem Test auf dem Eglin-Luftwaffenstützpunkt in Florida im Jahr 2003 (Archivfoto) (Foto: DPA)
  • An der afghanischen Grenze zu Pakistan haben die USA eine Bombe des Typs GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast abgeworfen.
  • Es ist der stärkste nicht-atomare Sprengkörper im Arsenal der US-Streitkräfte. Er wurde zum ersten Mal während einer Kampfhandlung benutzt.
  • Die "Mutter aller Bomben" genannte Waffe soll dem Pentagon zufolge eine Tunnelanlage der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getroffen haben, 36 IS-Kämpfer sollen getötet worden sein.

Die US-Streitkräfte haben erstmals ihre stärkste nicht-atomare Bombe in einem Kampfeinsatz abgeworfen. Der Sprengkörper des Typs GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast habe einen "Tunnelkompex" der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Afghanistan getroffen, sagte am Donnerstag ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Der Angriff erfolgte demnach im Achin-Distrikt in der östlichen Provinz Nangarhar, eine Gebirgsregion an der Grenze zu Pakistan. Dort war am vergangenen Wochenende ein US-Soldat im Einsatz getötet worden.

Die auch als "Mutter aller Bomben" (MOAB) bekannte Bombe enthält etwa 8500 Kilogramm Sprengstoff und hat eine Sprengkraft von 11 Tonnen TNT-Äquivalent. Der Name ist eine Anlehnung an den während des Zweiten Golfkriegs von Saddam Hussein geprägten Begriff "Mutter aller Schlachten".

Die Bombe ist etwas mehr als neun Meter lang, hat einen Durchmesser von 103 Zentimetern und wird mithilfe von GPS gesteuert. Die Bombe wurde für den Einsatz im Irak entwickelt, um beispielsweise unterirdische Ziele wie Bunkeranlagen zu zerstören. Ein Sprengkörper kostet mehr als 14 Millionen US-Dollar. Zuerst gezündet wurde ein Modell dieser Art 2003 auf dem Testgelände des Luftwaffenstützpunktes Eglin in Florida. Die Bombe erzeugt eine große Druckwelle, da sie erst kurz über dem Boden explodiert. Sie kann eine Fläche von Dutzenden Quadratkilometern verwüsten, weil bei der Explosion auch sämtlicher Sauerstoff in der Umgebung verbraucht wird, ist ein Überleben im Bombenradius unwahrscheinlich. Bei dem Test in Florida stieg ein Rauchpilz 3000 Meter hoch auf, noch in 40 Kilometern Entfernung war die Explosion zu sehen ( eine Aufnahme von dem Test ist hier zu sehen).

USA
:Trumps Strategie gegen den IS könnte zu mehr zivilen Opfern führen

Der US-Präsident Trump schickt zusätzliche Truppen in den Irak und nach Syrien. Dem Militär lässt er mehr Freiheiten als sein Vorgänger.

Von Paul-Anton Krüger

Erstmals Teil der Bodenoffensive

Es ist das erste Mal, dass die Bombe in einer Kampfhandlung verwendet wurde, bislang diente ihr bloßer Besitz als Abschreckungsmaßnahme im Sinne der psychologischen Kriegsführung. Sie war Teil der Shock and Awe, der Schock-und-Furcht-Taktik, die die US-Streitkräfte zur Demoralisierung im Irak-Krieg anwandten.

Bis 2007 war die sie die größte ihrer Art, dann testete Russland eine Aerosol-Bombe mit einer Explosionskraft von 44 Tonnen TNT-Äquivalent - die Aviation Thermobaric Bomb of Increased Power (ATBIP), oder auch "Vater aller Bomben" genannt.

Die Rauchwolke ähnelt einem Atompilz: Ein Archivbild der US Air Force vom Test der Moab im Jahr 2003 in Florida. (Foto: REUTERS)

CNN berichtet unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, dass die Bombe in Afghanistan von einer Spezialeinheit aus einem Transportflugzeug der US-Armee, die Riesensprengkörper sind zu groß für die Bomber der US Air Force, abgeworfen worden sei. Derzeit würde die Armee den verursachten Schaden begutachten, wird der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson, zitiert. Der Gouverneur der bombardierten Region, Esmail Shinwari, berichtete der Nachrichtenagentur AFP die Explosion sei "die größte gewesen, die ich jemals gesehen habe". Dem afghanischen Verteidigungsministerium zufolge sollen 36 IS-Kämpfer getötet worden sein. Angeblich starben keine Zivilisten.

Trump lobt Mission

Dem Pentagon zufolge solle der Abwurf die Gefahr für die amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimieren und die Terroristen schwächen. Die Rebellen verstärkten ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern. "Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten", so Nicholson.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, zivile Opfer hätten möglichst vermieden werden sollen. Ob US-Präsident Donald Trump den Abwurf der Bombe persönlich angeordnet hat, wollte Spicer auch nach mehrmaligem Nachhaken der Journalisten nicht sagen. Trump selbst sprach von einer "sehr, sehr erfolgreichen" Mission.

Ende 2014 hat die NATO offiziell den Krieg in Afghanistan für beendet erklärt und den Abzug der Truppen beschlossen. Bis zum Ende seiner Amtszeit hatte der frühere US-Präsident Barack Obama alle Soldaten in die Heimat holen wollen. Dieser Plan scheiterte, angesichts der Taliban-Offensive wurde der Militäreinsatz am Hindukusch durch die USA verlängert. Noch immer sind etwa 8400 Soldaten im Land stationiert.

© SZ.de/AFP/AP/rtr/dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Asylbewerber
:Abgeschoben nach Afghanistan

Mit Flug IG 2080 kehrten 26 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan zurück. In welchem Leben sind sie gelandet? Eine Spurensuche in Kabul.

Von Tomas Avenarius, Bernd Kastner und Jan Heidtmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: