Premier League:"Mourinhos Meisterklasse öffnet das Titelrennen"

Manchester United manager Jose Mourinho

José Mourinho, jubelt meist mit grimmiger Miene.

(Foto: REUTERS)
  • Manchester United gewinnt 2:0 gegen den FC Chelsea, damit ist der Titelkampf in der Premier League offen wie lange nicht mehr.
  • Chelsea schießt nicht einmal aufs Tor, innerhalb von nur einem Monat ist der Vorsprung von 13 auf vier Punkte geschmolzen.
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Von Thomas Gröbner

Tatsächlich, da saß er, in feine Daunen gehüllt, in einer Trainingsjacke. Zlatan Ibrahimovic, jener Schwede, für den eigentlich keine Bühne groß genug sein kann ("der nächste James Bond, warum nicht?"), saß gegen den Tabellenführer Chelsea - auf der Tribüne. José Mourinho, der Trainer von Manchester United, verzichtete im Spiel gegen sein Ex-Team auf den berühmtesten Angreifer in seinem Team. Unerhört. Eigentlich.

Doch ohne den 35-jährigen Schweden tobte Manchester wie eine Horde Schuljungen über den Platz und trieb den Titelanwärter vor sich her. Und anstelle des monumentalen Angreifers Ibrahimovic spielte Marcus Rashford auf. Der 19-Jährige war scheinbar überall, irrwitzte durch die Schnittstellen der Chelsea-Abwehr, die ihn nie zu fassen bekam. Und am Ende gewann Manchester United mit 2:0. Es war paradox: Ohne Ibrahimovic spielte die Mannschaft den besten Fußball unter Mourinho, nun ist sogar die Qualifikation für die Champions League wieder in Reichweite.

Viel erstaunlicher ist aber der Frühlings-Absturz des FC Chelsea. Innerhalb eines Monats ist der Vorsprung auf Verfolger Tottenham von 13 Punkte auf vier geschmolzen. Die Premier League hat ihren Titelkampf zurück - auch weil es Mourinho geschafft hat, seinen unbedingten Willen, nicht noch eine Niederlage gegen seinen Ex-Klub zu erleben, auf seine Mannschaft zu übertragen. Oder, um es mit den Worten der Zeitung The Telegraph zu sagen: "Mourinhos Meisterklasse öffnet das Titelrennen."

Chelsea ist chancenlos wie seit Jahren nicht mehr

Das Debakel von Chelsea begann damit, dass schon nach sieben Minuten ein Plan von Mourinho aufging: Ander Herrera fing einen Pass in der eigenen Hälfte mit der Hand ab und servierte wohltemperiert in den Lauf des davoneilenden Rashford. "Wir hatten Augenkontakt, deshalb wusste ich, wohin der Pass kam", sagte er später über die frühe Führung (7.).

Ohne einen einzigen Torschuss der Blues ging es in die Pause, so chancenlos war Chelsea seit Jahren nicht mehr gewesen. Eden Hazard verfing sich immer wieder im Abwehrgestrüpp der Red Devils, Diego Costa gefiel sich zunehmend in der Rolle des Provokateurs. Er schubste, würgte und pöbelte - und vergaß darüber seinen Auftrag, Tore zu schießen. Das übernahm auf der anderen Seite Ander Herrera, er traf zum 2:0 (49.). "Das war eine Special-Leistung, weil es ein Special-Gegner war", kommentierte Mourinho nach Abpfiff der Partie. Soll nur niemand vergessen, dass er The Special One ist.

Conte wirkt plötzlich ein bisschen ratlos

Mit "Judas"-Rufen hatten sie Mourinho zuletzt an der Stamford Bridge empfangen, eine 0:4-Niederlage und ein 0:1 hatte er erleben müssen. Jetzt, im dritten Anlauf, konnte er Revanche nehmen. Chelseas Trainer Antonio Conte steht ja mit nahezu der selben Mannschaft an der Spitze, mit der Mourinho gescheitert war. Auch das dürfte am Selbstverständnis des Portugiesen nagen.

Conte verfolgte die ohnmächtigen Bemühungen Chelseas im feinen Zwirn am Rand, regungslos, die Frisur vom englischen Regen aufgeweicht. "Der Fehler lag beim Trainer, bei mir", sagte er hinterher. "Wir müssen schnell wieder die richtige Einstellung finden, um den Titel zu gewinnen. Wenn jemand meint, das wäre normal für Chelsea, sollte sich erinnern: wir sind als Underdog gestartet, nach Platz zehn letztes Jahr." Es war ein kleiner Seitenhieb Richtung Mourinho. Doch der stand in Trainingsklamotten daneben, hemdsärmelig. So als wäre an diesem Sonntag schon am Kleiderschrank entschieden worden, wer mehr Leidenschaft in dieses Spiel investieren würde.

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