Aubing:Soundcheck tief im Westen

Auch abseits des Zentrums spielt sich einiges ab. Das hat das Kulturreferat erkannt und ruft zum Bandcontest ins Ubo 9 nach Aubing. Der Wettbewerb soll künftig durch Münchens Stadtviertel touren

Von Corbinian Wildmeister, Aubing

"Das ist eine schöne Gelegenheit, mal wieder zu Hause zu spielen", sagt Thomas Zölch. Er ist Bassist und Mandolinenspieler der Band Dunghill, die in Neuaubing ihren Probenraum hat. Der Bandname bedeutet so viel wie "Misthaufen", was aber wohl keine Anspielung ist auf Aubing, den Austragungsort des diesjährigen "Soundchecks", des Bandwettbewerbs, den das Münchner Kulturreferat ausrichtet. Er wird an diesem Samstag, 22. April, im Kulturzentrum "Ubo 9" an der Ubostraße 9 ausgetragen. War in den vergangenen beiden Jahren das Team des "Giesinger Bahnhofs" Gastgeber des Wettbewerbs, soll dieser künftig als "Wander-Contest" durch die Münchner Stadtviertel touren. So heißt es aus dem Kulturreferat. Deshalb nun also Aubing, tief im Westen.

Eines der Hauptmotive für diese Entscheidung sei, so das Referat, dass sich Kulturangebote zunehmend im Zentrum Münchens konzentrierten. Dem wolle man entgegenarbeiten. Zudem könnten Veranstaltungen wie der Bandcontest die Viertelbewohner dazu ermutigen, ihre Kulturhäuser auch sonst häufiger zu besuchen und dort sogar selbst kreativ zu werden.

Das "Ubo 9" scheint der passende Ort, nach sechs Monaten Umbau und Sanierung wurde das Haus an der Ubostraße 9 erst im Januar wiedereröffnet. Es bietet nun auf 500 Quadratmetern Raum für Ausstellungen, Theater oder eben Konzerte. Betrieben wird das "Ubo 9" vom Verein Kulturnetz 22. Wolfgang Mayer, der Vorsitzende, freut sich auf Samstag: "Mit dem Bandcontest sind wir Gastgeber einer bewährten Veranstaltung des Kulturreferats. Damit werden wieder neue Zielgruppen angesprochen, und für uns ist es auch eine Erprobung neuer Formate in den Räumen von Ubo 9." Auf der Bühne werden fünf Bands gegeneinander antreten und versuchen, die Jury - und auch das Publikum - von sich zu überzeugen. Die Juroren sind Dirk Wagner, Moderator beim Radiokanal M 94.5, Sebastian Kriesel, Mitglied des Kulturnetzes 22 und Vorsitzender des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied, Nikola Strnad von der Agentur "Bang Bang! Concerts" und die Musiker der Band The Rejetnicks, die den Giesinger Bandcontest 2016 gewonnen haben. Bei ihrer Entscheidung wird die Jury auch die Reaktionen des Publikums berücksichtigen.

Bei der Auswahl der Teilnehmer haben die Veranstalter darauf geachtet, vor allem solchen Bands ein Forum zu geben, die bisher noch nicht allzu bekannt sind. Was aber nicht bedeutet, dass es sich zwangsläufig um Newcomer handelt. Die Black Bottom Skiffle Group zum Beispiel hat bereits 47 Jahre Band-Geschichte auf dem Buckel. 1970 war sie "aus einer Bierlaune heraus in einem Münchner Biergarten" gegründet worden. Mit einer Kombination aus Banjo-Spiel, Waschbrett-Geschrabbel und bayerischen Texten will die Gruppe nach eigener Aussage den "musikalischen Kontrapunkt" des Abends setzen.

Dass Dunghill in Aubing beheimatet ist, hat laut Kulturreferat bei der Auswahl der fünf Bands für den Wettbewerb keine Rolle gespielt. Die vier Musiker spielen eine Mischung aus Folk, Country und Polka, sehen sich in der Singer-Songwriter-Abteilung, allerdings mit einem ungewöhnlichen Einschlag. Auf Veranstaltungen wie die am Samstag freuen sie sich, sie sei "eine Bereicherung, da man andere Bands kennenlernt". Gleichzeitig sehen sie viele Vorteile in den städtischen Bandcontests gegenüber kommerziellen Wettbewerben. So sei etwa keine abschreckende Startgebühr zu entrichten, und es komme auch nicht darauf an, wie viele eigene Fans man zum Auftritt mitbringe. Stattdessen stehe tatsächlich die Musik im Vordergrund.

Bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb haben die Bands unterschiedliche Strategien verfolgt: Die Mehrzahl hat wie gewohnt erst mal einfach ihre Songs geübt, aber natürlich macht man sich für so ein Event etwas mehr Gedanken. Die Band Art hat sich beispielsweise vorgenommen, verstärkt an ihrer Bühnen-Performance zu feilen und diese auf ihre Musik abzustimmen. Auf diese Weise wollen die Strand-Popper nicht nur klanglich, sondern auch visuell überzeugen. Die Mitglieder von Louva Marguerite, die sich selbst im Akustik-, Folk- und Chansonbereich verorten, legen großen Wert auf die Songauswahl und wollen mit Facettenreichtum punkten. So werden sie Songs auf Deutsch, Spanisch und Französisch singen. Die Punkrock-Formation Hamlet Chair will härtere Töne als sonst bei ihren Konzerten anschlagen. Die Gruppe orientiert sich an Bands wie Hot Water Music und Helmet.

Sich am Samstag beim "Soundcheck in Aubing" im Ubo 9 mächtig ins Zeug zu legen, kann sich für die fünf Bands, abgesehen von Ruhm und Ehre, durchaus lohnen. Zu gewinnen gibt es Auftritte auf der Musikbühne beim "Viehhof-Kino 2017" und bei "Munich Rocks!" im Muffatwerk sowie einen Studiobesuch bei der M 94.5-Sendung "Kanalratten", die Juror Dirk Wagner moderiert.

"Soundcheck in Aubing", Bandcontest, am Samstag, 22. April, im Kulturzentrum "Ubo 9", Ubostraße 9. Einlass 19.30 Uhr, Start 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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