Tölzer Veg:Schlemmen mit gutem Gewissen

Sebastian Copien kocht viel mit Gemüse, aber auch mit Kichererbsen. Was dabei herauskommt, ist vegan und trägt Namen wie "Nixtamal mit Chana Masala", was ein Curry bezeichnet. 150 Besucher der Kochshow beim Tölzer Veg dürfen probieren.

Von Melanie Kraus

Wenn ein Veganer kocht, klingt das gerne mal so: Nixtamal mit Chana Masala, dazu Spargel-Tomaten-Salsa, Barbecue-Saitlinge und "Vleischsalat". Übersetzt in den Hausgebrauch gibt es also Vollkorn-Mais-Tortillas mit Kichererbsencurry, Barbecue-Austernpilze und geräucherten Tofu mit Essiggurken in Mayonnaise auf Cashewbasis. Das sind die Gerichte, die Sebastian Copien, ein in der Szene bekannter Koch, bei der Auftaktveranstaltung des "Tölzer Veg" im Rahmen einer Kochshow vor den neugierigen Augen seines Publikums zubereitet.

Tölzer Veg Sebastian Copien

Beim "Tölzer Veg" kochte Sebastian Copien verschiedene vegane Gerichte.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der kleine Kursaal in Tölz ist gut besucht. Ganz nach dem Motto der Veranstaltung - "flanieren und probieren" - schlendern um die 150 Besucher interessiert von Stand zu Stand, probieren hier veganes Eis, dort vegane Burger vom Grill und informieren sich bei Vertretern von Krankenkassen oder dem Vegetarierverbund (VeBu) ausgiebig über den aktuell trendigen Lifestyle. Neben herzhaften Snacks, die zuweilen etwas arg trocken geraten sind, beeindrucken besonders süße Gebäcke und Rohkostkuchen.

Das Durchschnittsalter des Publikums liegt bei mutmaßlich um die 50 Jahre, "Ausreißer" nach oben oder unten gibt es kaum. Auch Besucher, die barfüßig das typische Klischee von Haremshosen und Dreadlocks bedienen, sind nicht unter den Flanierenden. Doch diese seien auch nicht die Zielgruppe des "Tölzer Veg", erklärt Gabi Peters vom Referat für Stadtmarketing, die die Projektleitung innehat. "Urlaubsgäste und die Tölzer selbst sollen durch die Veranstaltungsreihe zum Nachdenken, beziehungsweise Ausprobieren angeregt werden", sagt Peters. "Der überzeugte Veganer braucht ja keine Tipps zu seiner Lebensweise mehr - der kennt sich aus."

Tölzer Veg Sebastian Copien

Snezana Schreibauer (rechts) präsentierte mit Verena Epp vegane Kuchen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Entstanden sei das Konzept der Programmreihe, als der ortsansässige Bioladen vor fünf Jahren eine Vegan-Challenge nach Attila Hildmann veranstalten wollte und daher die Hilfe des Stadtmarketing anfragte, sagt Peters. Da das Programm sehr gut angenommen worden sei, habe man es etabliert und entsprechend weiterentwickelt. Es gehe darum, den Interessierten näherzubringen, dass, wer eine Veränderung erwirken möchte, nicht nur einen kleinen Teil, sondern eben seinen Lebensstil verändern müsse. "Leute, schaut, was ihr esst, ob ihr euch genug bewegt und eine entsprechende Work-Life-Balance habt", lautet Peters Aufruf.

Sie selbst sei keine Veganerin, könne sich aber gut mit dem Lebensstil identifizieren - allerdings auf rein gesundheitlicher Ebene, sagt sie. Betreibe man vegane Ernährung richtig und beispielsweise als Kur, so sei die körperliche Resonanz beachtlich. Nichtsdestotrotz bleibt Peters Fazit: "Man muss sich vernünftig damit beschäftigen. Das muss jedem klar sein."

Tölzer Veg Sebastian Copien

Frisch zubereitete Mais-Tortilla.

(Foto: Manfred Neubauer)

Doch ist das auch die Essenz, die bei den Besuchern ankommt? Augenscheinlich geht es bei der Auftaktveranstaltung in der Tat primär darum, zu schlemmen ohne sofort ein schlechtes Gewissen entwickeln zu müssen. Wer allerdings mit offenen Ohren durch den Kursaal schlendert, stellt zügig fest, dass zwei Themenkomplexe die Gespräche beherrschen: Erstens ist es schier unbegreiflich, dass Essen ohne tierische Inhaltsstoffe doch auch lecker schmecken kann. Zweitens ist es ebenso schwer vorstellbar, dass es noch immer unachtsame Omnivoren gibt. Man denke nur daran, wie Tier- und Umwelt darunter litten, heißt es. So wird klar, dass Essen zum Politikum geworden ist.

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