Justiz:Bayerns AfD-Chef Bystron klagt gegen den Freistaat

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AfD-Landeschef Petr Bystron klagt gegen den Freistaat, weil er vom Verfassungsschutz beobachtet wird. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Petr Bystron wird wegen seiner Sympathien für die sogenannte Identitäre Bewegung Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet.
  • Der Chef der bayerischen AfD hält das für ein "taktisches Wahlkampfmittel" der CSU. Diese wolle ihn so diskreditieren.

Von Johann Osel, München

Der Vorsitzende der bayerischen AfD, Petr Bystron, geht juristisch gegen den Freistaat Bayern vor, weil er vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Nach seiner Aussage sei die Klage bereits eingereicht. Wie nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus der Klageschrift hervorgeht, hält der Politiker die Beobachtung durch den Verfassungsschutz für ein "taktisches Wahlkampfmittel" der CSU, um ihn zu diskreditieren.

Der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Burkhard Körner hatte vor gut zwei Wochen mitgeteilt, dass Bystron beobachtet wird - Anlass sind dessen Sympathien für die sogenannte Identitäre Bewegung Deutschland (IBD). Die IBD ist schon länger im Visier der Verfassungsschützer. Die als rechtsextrem eingestufte Bewegung kämpft für den Erhalt der "ethnokulturellen Identität", die durch eine Massenzuwanderung durch Muslime und einen angeblichen von der Politik geplanten "Bevölkerungsaustausch" bedroht sei; ihre Aktionen sind gewaltfrei und gehen in der Regel nicht über Sachbeschädigungen hinaus. So gibt es Plakataktionen an prominenten Orten.

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Bystron hatte in den vergangenen Monaten die Identitären mehrmals gelobt, als "tolle Organisation. Das ist eine Vorfeldorganisation von der AfD und die müssen wir unterstützen", sagte er etwa. Im April veröffentlichte er auf dem islamkritischen Blog PI-News einen Artikel zur "Schutzschildstrategie". Darin spricht er zwar von einer personellen Trennung zwischen AfD und IBD. Zugleicht betont er, die Aktionen der IBD verdienten "Respekt". Bystron schreibt, die AfD müsse "als parlamentarische Partei das Schutzschild" für Gleichgesinnte sein. Noch 2016 hatte sich der Parteichef distanzierter verhalten.

In der Klageschrift heißt es: Den wenigen Zitaten, die die Beobachtung rechtfertigen sollen, werde "eine Bedeutung gegeben, die ihnen nicht zukommt". Er habe nicht nur die IBD gelobt, sondern, "die außerparlamentarische Arbeit vieler Bürgerbewegungen als richtig bewertet, um Themen in die Parlamente zu bringen". Die Beobachtung sei eine Retourkutsche von Innenminister Joachim Herrmann, vermutet Bystron, da er die Kriminalitätsstatistik im Hinblick auf die Taten von Flüchtlingen als beschönigt bezeichnet habe.

Gleichwohl ist Bystrons Hang zur IBD in der bayerischen AfD nicht unumstritten. Bei den Parteitagen in Greding, wo er im Kampf um die Spitzenkandidatur für den Bundestag unterlag und am Ende nur auf Platz vier der Liste landete, gab es kritische Nachfragen zu dieser Haltung. Bystron lobte die Identitären dort erneut als "super Jungs, die intellektuelle Aktionen machen".

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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