Negativpreis:Datenschützer rügen Münchner Unis

Brunnen vor der LMU, 2003

Der Brunnen vor der LMU - dort kann man übrigens auch anonym rumfläzen.

(Foto: RUMPF, STEPHAN)

LMU und TU erhalten den "Big Brother Award". Sie wehren sich gegen den Vorwurf, sie würden "das Recht auf Privatsphäre mit Füßen treten".

Von Jakob Wetzel

Es ist eine Auszeichnung der anderen Art für Münchens erfolgsverwöhnte Universitäten: Sowohl die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) als auch die Technische Universität (TU) haben am Freitag in Bielefeld einen "Big Brother Award" des Vereins Digitalcourage erhalten. Der Negativpreis geht jährlich an Akteure, die laut Verein "das Recht auf Privatsphäre mit Füßen treten".

Den beiden Unis wirft Digitalcourage vor, für sogenannte "Massive Open Online Courses" (MOOCs) mit dem kalifornischen Anbieter Coursera zu kooperieren. Dieser speichere zum Beispiel den Lernerfolg der Studierenden und behalte sich vor, die Daten wirtschaftlich zu nutzen. Der Negativpreis solle die Unis davor warnen, solche Online-Kurse für Studenten zur Pflicht zu machen.

Die Universitäten kommentieren den Preis nicht, der Kritik bringen sie aber wenig Verständnis entgegen. Die Kurse hätten nichts mit den eigenen Studenten zu tun, heißt es aus der LMU. Für die gebe es längst interne, öffentlich-rechtliche Lernplattformen, ergänzt ein TU-Sprecher. Mit MOOCs wolle man Menschen überall auf der Welt nahezu kostenlos Bildung anbieten; Voraussetzung sei nur ein Internetanschluss. Seit 2013 kooperiere man dazu mit mehreren Anbietern, auch mit Coursera.

Das Angebot der Uni sei freiwillig, und niemand zwinge die Teilnehmer, sich mit Klarnamen anzumelden - zumindest wenn sie keine offizielle Teilnahmebestätigung brauchen. Überdies kenne er keinen Fall, in dem die Firma die Daten missbraucht hätte, sagt der Sprecher. "Wir sind der Meinung, dass die Möglichkeiten alle Risiken überwiegen."

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