Was die Zeitung Le Soir am Sonntagnachmittag auf ihre Internetseite stellt, darf sie nur, weil sie in Belgien erscheint. In Frankreich ist nämlich die vorzeitige Veröffentlichung von Umfragewerten und Teilergebnissen bei Strafe untersagt. Erst um 20 Uhr, wenn in den großen Städten die letzten Wahllokale geschlossen haben, dürfen Medien Prognosen und Hochrechnungen präsentieren.
Doch Le Soir hat die Ergebnisse der sogenannten Exit Polls schon jetzt herausgegeben. Sie basieren auf Umfragen in den Wahllokalen nach Abgabe der Stimme. Demnach führt der sozialliberale Kandidat Emmanuel Macron deutlich vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen. Macron soll mehr als 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können. Die Erhebung basiere auf den Daten von vier Umfrageinstituten.
Der Rundfunksender RTBF zitierte eine Prognose, wonach Macron sogar auf 62 bis 64 Prozent kommen könnte. Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl hatten von belgischen Medien verbreitete Umfragen die Trends relativ gut vorhergesagt.
Wahlbeteiligung als Unsicherheitsfaktor
Die Zahlen entsprechen in etwa den Werten, die bereits bei den letzten Umfragen in den Tagen vor der Wahl herausgekommen waren. Experten weisen aber darauf hin, dass es eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren gibt, unter anderem die Wahlbeteiligung. Die Wahlbeteiligung lag bis zum Mittag bei etwas mehr als 28 Prozent und ist damit geringer als bei der Stichwahl vor fünf Jahren. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums hervor. Im Vergleich mit der erste Runde der Wahl vor zwei Wochen liegt sie aber in etwa gleichauf.
