Frankreich:Eine Le Pen hört auf

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Die 27-jährige Maréchal-Le Pen ist eine der zwei FN-Abgeordneten in der Nationalversammlung. (Foto: AP)
  • Marion Maréchal-Le Pen teilt ihren Wählern mit, dass sie sich vorerst aus der Politik zurückzieht.
  • Für die kommenden Parlamentswahlen wird sie sich nun nicht erneut aufstellen lassen.
  • Marion Maréchal-Le Pen ist nicht nur die Enkelin Jean-Marie Le Pens, ihr Eintritt in die Politik war ihm ein echtes Anliegen.

Von Nadia Pantel, München

Nach der Niederlage ihrer Parteichefin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl ist der rechtsextreme Front National damit beschäftigt, sich neu zu sortieren. Ein neuer Name soll her und eine neue Strategie, um mehr bürgerliche Wähler für das migrationsfeindliche und islamophobe Profil der Partei zu begeistern. In diese Sondierungsphase hinein platzt nun ein überraschender Brief: Marion Maréchal-Le Pen, der Jungstar der Rechten, teilt ihren Wählern mit, dass sie sich vorerst aus der Politik zurückzieht.

Die 27-Jährige ist eine der zwei FN-Abgeordneten in der Nationalversammlung. Für die kommenden Parlamentswahlen wird sie sich nun nicht erneut aufstellen lassen. Für diejenigen Parteimitglieder, die für einen härteren identitätspolitischen Kurs nach Vorbild des rassistischen und antisemitischen Parteigründers Jean-Marie Le Pen eintreten, ist das eine herbe Enttäuschung. Marion Maréchal-Le Pen ist nicht nur die Enkelin Jean-Marie Le Pens, ihr Eintritt in die Politik war ihm ein echtes Anliegen. So soll er sie 2012 gegen ihren Widerstand überredet haben, für die Partei anzutreten. Als 22-Jährige wurde sie dann die jüngste Parlamentsabgeordnete in der Geschichte der Fünften Republik.

Ideologisch ist Enkelin Marion dem Familien-Patriarchen näher als ihrer Tante Marine Le Pen, die sich zuletzt eher auf ökonomische Fragen als auf das Beschwören einer weißen, katholischen Identität Frankreichs konzentriert hatte.

Innerhalb des FN wird das Ausscheiden der jüngeren Le Pen nun als erstes Zeichen eines innerparteilichen Bruchs gesehen. Auf der einen Seite sind Marine Le Pen und ihr Berater Florian Philippot, die für einen leicht gemäßigten Kurs stehen. Auf der anderen Seite diejenigen, denen das zu lasch ist und die sich bislang von Marion Maréchal repräsentiert sahen. So schrieb Jean-François Touzé, FN-Altmitglied, auf Twitter: "Diejenige, die hätte gehen sollen, ist nicht Marion."

Macron sei eine "Gefahr für die Zivilisation"

In ihrem Rücktrittsbrief betont Maréchal-Le Pen, dass ihre Entscheidung eher privat als politisch sei. Sie wolle mehr Zeit haben, um sich um ihre dreijährige Tochter zu kümmern. Ihre Tante Marine reagierte auf den Rücktritt ebenfalls nur auf familiärer Ebene. Sie könne den Schritt "als Mutter verstehen", schrieb die Parteichefin auf Twitter.

Wie dauerhaft der Rückzug der jungen Le Pen ist, hat diese offengelassen. In Interviews hatte sie zuletzt nicht wie jemand geklungen, der das Interesse am politischen Streit verloren hat. So sagte sie dem katholischen Magazin Famille chrétienne kurz vor der Wahl, dass der neue Präsident der Franzosen, Emmanuel Macron, eine "Gefahr für die Zivilisation" sei. Er stehe für eine "multikulturelle Gesellschaft, in der der radikale Islam floriert". Dem stelle allein der FN das "nationale Prinzip" entgegen. In ihrem Brief sprach die alleinerziehende Mutter von Politik als einem "Kampf", dem sie nie ganz entsagen werde, da ihr "das Leiden ihrer Landsleute niemals egal" sein werde.

Gleichzeitig mit ihrem Rückzug aus der nationalen Politik legt Maréchal-Le Pen auch ihr Mandat auf regionaler Ebene nieder. Sie war zuletzt Oppositionschefin im Regionalrat der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur.

Dort und im Nordosten Frankreichs finden sich nicht nur die meisten, sondern auch die treuesten FN-Wähler. Im Norden wirbt die Partei mit einem sozialistischen und nationalistischen Programm vor allen Dingen um ökonomisch Schlechtergestellte. Im Süden wenden sich die Rechten eher an bürgerliche Schichten, die sich in ihrem Wohlbefinden von Einwanderern und Muslimen bedroht fühlen.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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