Deutscher Mühlentag:Warum der Müller ein Beruf mit Zukunft ist

Deutscher Mühlentag: Müllerin Monika Drax stellt in ihrer Drax-Mühle bei Wasserburg am Inn Bio-Mehle her.

Müllerin Monika Drax stellt in ihrer Drax-Mühle bei Wasserburg am Inn Bio-Mehle her.

(Foto: Stephan Rumpf)

In Bayern gibt es noch 150 aktive Betriebe. Die Müller versorgen nicht nur Bäcker mit Mehl aus der Region, sondern sind als Experten auch im Ausland gefragt.

Von Hans Kratzer

Wer nach einem kreativen und krisensicheren Beruf mit besten Aufstiegsmöglichkeiten im In- und Ausland strebt, muss nicht zwangsläufig ein doppeltes Masterstudium und die übliche Ochsentour mit Praktika absolvieren. Im Müllerhandwerk funktioniert eine solche Karriere viel kürzer und schneller. Alles, was ein Kandidat braucht, sind Mittlere Reife, Naturverbundenheit, ein gesunder Menschenverstand und eine technische Grundbegabung.

"Es gibt keinen guten Müller, der arbeitslos ist", sagt Josef Rampl, Geschäftsführer des bayerischen Müllerbundes. In Deutschland ausgebildete Müller sind weltweit gefragt. Das hängt mit der weltweit führenden Ausbildung zusammen. Während die Müller in anderen Ländern mit der Bäckerausbildung mitlaufen, werden in den Müllerschulen in Stuttgart und Braunschweig die wirtschaftlichen, technischen und die produktanalytischen Aspekte des Berufs in aller Breite gelehrt.

Das ist nicht die einzige erstaunliche Information, die Rampl wenige Tage vor dem Deutschen Mühlentag auftischt. Nicht nur, dass die Kunden ohne Müllerhandwerk auf Pizza, Nudeln, Brezen, Brot und Schokoriegel verzichten müssten. Auch auf den Geschmack und die Qualität der Brotwaren nehmen die Müller durch die Auswahl und das Mahlen des Getreides großen Einfluss.

Nicht zuletzt könnten sogar die Manager der Energiewende von den Mühlenbetreibern einiges lernen, denn in den Mühlen wird seit Jahrhunderten mit den Kräften des Windes und des Wassers erfolgreich Energie gewonnen. Davon kann man sich beim Mühlentag am kommenden Montag bestens überzeugen. Dabei öffnen sowohl historische als auch noch aktive Mühlen ihre Tore.

Gerade in Bayern blicken die Mühlen auf eine große Tradition zurück. Einige Flusstäler werden bis heute von ihrer Mühlenvergangenheit geprägt. Das niederbayerische Vilstal etwa, wo eine alte Mühle neben der anderen steht. Sie wurden betrieben von Müllern, die damals mindestens so angesehen waren wie ein Großbauer. Ein schönes Beispiel alter Mühlenherrlichkeit bietet etwa die Prühmühle bei Eggenfelden, ein alter Vierseithof. Eine der vier Seiten des Hofes besteht aus einem alten Mühlengebäude und einem Sägewerk.

60 Mühlen haben noch Marktbedeutung

Alles in allem gibt es in Bayern noch gut 200 historische sowie 150 aktive Mühlen, "aber nur noch 60 haben eine Marktbedeutung", sagt Rampl. Immerhin vermahlen die bayerischen Mühlen jährlich 1,35 Millionen Tonnen Getreide, eine Leistung, welche sowohl die Bäckervielfalt als auch die Landwirtschaft stärkt. Die Mühlen nehmen das Getreide von den hiesigen Bauern auf und geben das Mehl an die hiesigen Bäcker ab. Der Selbstversorgungsgrad bei Brot und Mehl ist in Bayern sehr hoch. Kurze Transportwege und eine hohe regionale Wertschöpfung sind die positiven Effekte.

Dass Bayern noch eine intakte Mühlenstruktur besitzt, "liegt nicht zuletzt am guten Rohstoff, den wir hier haben", sagt Rampl. In Bayern spielt vieles zusammen, was für das Müllerhandwerk nützlich ist. Es herrscht ein gutes Getreideklima, und es gibt noch viele Bäcker. Trotzdem hat der Strukturwandel mit immer mehr Groß- und Discountbäckern die meisten kleinen Müller überflüssig gemacht.

Mühlen waren wichtig für die Stromerzeugung

Nach dem Krieg gab es in Bayern noch 4500 Mühlen. Eine große Bedeutung hatten die Mühlen auch für die Stromerzeugung. Oft reihte sich an den Flussläufen Mühle an Mühle, wie etwa am Sulzbach in Niederbayern, wo vor nicht allzu langer Zeit auf 25 Kilometer Bachlänge noch 15 Mühlen standen. Weil es nur wenige geeignete Flächen für Windmühlen gab, begann die Stromerzeugung mit kleinen Wasserkraftwerken. Auch das wird beim Mühlentag deutlich werden.

Wie seit Jahrhunderten treiben alte Mühlen wie die Hammerschmiede Schwabsoien oder die Getreidemühle im Bauernmuseum Glentleiten mithilfe von Wasserkraft Mahlwerke oder Werkzeuge an. "Diese Kulturgüter prägen mit ihren Gebäuden, Mühlbächen und Auenwäldern seit Jahrhunderten das Bild unserer Kulturlandschaft", sagt Hans Georg Walzer, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung.

Informationen zum Mühlentag am Pfingstmontag im Internet: www.muehlen-dgm-ev.de.

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