Airbnb:Barcelona macht Druck

Noch mehr Inspektoren der Stadt Barcelona sichten die Portale für private Wohnungsvermietung an Touristen, im Fokus steht der US-Branchenriese Airbnb.

Von Thomas Urban, Barcelona

Nun macht die Stadt Barcelona ihre Ankündigung wahr: Noch mehr Inspektoren sichten die Portale für private Wohnungsvermietung an Touristen, im Fokus steht der amerikanische Branchenriese Airbnb. Schon im vergangenen Herbst hatte die Stadt Maßnahmen gegen Vermieter angekündigt, die ohne städtische Lizenz vermieten und Steuern hinterziehen. Als erste Warnschüsse wurden Strafmandate ausgestellt, rund 600 000 Euro flossen 2016 in die Stadtkassen, die nachzuzahlenden Steuern nicht mitgerechnet. Nun wurde die Zahl der Inspektoren auf 40 verdoppelt. Der Strafkatalog sieht auch Geldbußen für die meist ausländischen Mieter vor, eine psychologische Maßnahme: Sie soll Airbnb und Co. dazu zwingen, aus Angst vor schlechter Reklame im Internet selbst für Ordnung unter seinen Anbietern sorgen.

Doch nicht die zusätzlichen Steuereinnahmen sind das Hauptziel der Inspektionen. Vielmehr möchte die linksalternative Oberbürgermeisterin Ada Colau ein Programm gegen den Massentourismus durchsetzen, der den Einwohnern in vielen Vierteln den Alltag vergällt. So wurden bereits mehr als zwei Dutzend noch von der vorherigen Stadtregierung genehmigte Pläne für neue Hotels kassiert. Zudem haben die kurzfristigen Wohnungsvermietungen an Touristen das Preisgefüge durcheinandergebracht, die Mieten sind in einigen Vierteln innerhalb der letzten drei Jahre um fast ein Viertel gestiegen; alteingesessene Einwohner sehen sich genötigt, an den billigeren Stadtrand zu ziehen. Diese Bewegung möchte Ada Colau stoppen, "Barcelona für die Barceloner" heißt die Parole. Im Management von Airbnb macht man auf unschuldig: "Selbstverständlich werden jederzeit alle Vorschriften eingehalten!"

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