Handwerk im Kloster Benediktbeuern:Aus Leidenschaft gemacht

Drechseln, klöppeln, filzen: Bei der Verkaufsausstellung "Handwerk und Kunst aus der Heimat" im Kloster Benediktbeuern zeigen Hobby-Hersteller aus dem Landkreis ihr Können.

Von Sabine Näher

Eine überwältigende Fülle an Angeboten bot sich den zahlreichen Besuchern der Verkaufsausstellung "Handwerk und Kunst aus der Heimat" an Pfingsten im Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern. Dass es draußen schüttete wie aus Kannen, dürfte die Lust befördert haben, hier im Trockenen zu lustwandeln statt dort im nassen Grün. So waren etwa Steinmetz- und -bildhauerarbeiten, Pflanzendrucke auf altem Leinen, Filzkunstwerke, Leder- und Holzverarbeitungen, Buchbindearbeiten, Fotokunst, Naturkosmetik, Schmuck aller Art, Klöppel-, Strick- und Stickwaren zu bestaunen. Wir stellen drei der Hersteller vor.

So schön wie exotisches Holz

Reinhard Pfannenstill aus Lenggries ist eigentlich Bauingenieur. "Ich habe immer schon gerne mit Holz gearbeitet. Und irgendwann hat mir meine Frau zu Weihnachten eine Drechselmaschine geschenkt", erzählt der 61-Jährige. Wie das dann genau funktioniert mit dem Drechseln, das habe er sich "autodidaktisch beigebracht". Eigentlich unfassbar, dass ein reines Hobby zu solcher Kunstfertigkeit führen kann: Die Holzfüller, -kugelschreiber und -bleistifte, die an Pfannenstills Stand ausliegen, sehen äußerst edel aus. Er greift einen heraus: "Das hier ist beispielsweise Zwetschge. Genau so schön wie ein exotisches Holz!"

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Er arbeite am liebsten mit Holz, das "nicht perfekt ist, das der Schreiner also nicht verwenden würde". An einer wunderschönen Schale aus Salweide demonstriert er, was er meint: "Diese helle Holz, Splintholz genannt, würde der Schreiner wegschneiden. Ich finde aber gerade den Kontrast zum dunklen Holz und zur noch dunkleren Rinde besonders reizvoll." Zahlreiche Holzkugeln in allen Größen bevölkern seinen Stand darüber hinaus. "Zum einen sind sie wahnsinnig schön zu drechseln. Zum anderen sind sie tolle Blickfänger im Zimmer oder Garten - und schön zum Anlangen."

Erwerben kann man Pfannenstills Arbeiten auf Märkten wie diesen. Wer ihn in Lenggries in der heimischen Werkstatt aufsucht, wird aber ebenfalls bedient. Einen Teil seines Ertrags stiftet der Drechsler übrigens an die "Pferdeinsel" einer befreundeten Reittherapeutin.

Zwei, drei Stunden weggeklöppelt

Zu dritt sitzen Uta Engelhard, 52, aus Murnau, Karola Bietsch, 78, aus Oberhausen und Christa Jochner, 60, aus Schlehdorf an ihrem Stand - und klöppeln still vergnügt vor sich hin. Engelhard, medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin an der Murnauer Unfallklinik, hat das Handwerk bei Karola Bietsch gelernt. Bietsch und Jochner wiederum kennen sich, weil sie zum Kreis der Frauen gehören, die jeden Donnerstag auf der Glentleiten das Klöppeln vorführen. Beide kommen aus der Landwirtschaft.

Alle drei können sie sich ein Leben ohne Klöppeln gar nicht vorstellen. Jeden Tag, wenn es sich irgendwie ausgeht, frönen sie dieser Leidenschaft. "Und wenn man erst einmal angefangen hat, sind zwei, drei Stunden im Nu um", erklärt Engelhard.

Handwerk im Kloster Benediktbeuern: Die Besucher bewundern die Arbeiten - etwa die der Wolfratshauser Filzerin Heike Schneider (oben), des Lenggrieser Drechslers Reinhard Pfannenstill oder der klöppelnden Uta Engelhard, Karola Bietsch und Christa Jochner.

Die Besucher bewundern die Arbeiten - etwa die der Wolfratshauser Filzerin Heike Schneider (oben), des Lenggrieser Drechslers Reinhard Pfannenstill oder der klöppelnden Uta Engelhard, Karola Bietsch und Christa Jochner.

(Foto: Fotos: Harry Wolfsbauer)

Ihre Produkte sind zarte Schönheiten: Goldspitzen, die bevorzugt für Klosterarbeiten verwendet werden, um Bilder oder Gewänder zu schmücken, Baumwoll- und Leinenspitzen für Tischdecken, Vorhänge oder Lampenschirme, aber auch filigrane Halsketten mit eingearbeiteten Perlen sind zu bewundern. "Die werden besonders gerne zum Dirndl getragen, passen aber auch zu anderen Kleidungsstücken", erklärt Jochner und führt ein paar ihrer Kreationen vor. Schaut wunderschön aus. Zu erwerben sind die kleinen Kostbarkeiten ausschließlich alljährlich beim Christkindlmarkt auf der Glentleiten.

Ein Tag frei fürs Filzen

Heike Schneider aus Wolfratshausen verkauft ihre Filzarbeiten auf Märkten und via Internet. Die 45-Jährige träumt aber davon, in ihrem Garten ein Atelier zu errichten, in dem sie ihre Kunden dann auch direkt versorgen könnte. Sie arbeitet als Wareneinkäuferin bei einer großen Firma im Büro und hat einen Tag in der Woche für ihr großes Hobby Filzen reserviert. Bei einer Freundin kam sie auf den Geschmack, belegte Kurse in der Volkshochschule und gönnte sich zum 40. Geburtstag einen Lehrgang in der renommierten Filzschule Oberrot in Schwaben.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ihre eigene Erfindung, Hasen-Spieluhren, verkauft sich derzeit besonders gut, was sich auch am Stand in Benediktbeuern beobachten lässt. Heike Schneider hat sich die Idee deshalb vorsichtshalber schützen lassen. Künftig möchte sie sich allerdings mehr auf gefilzte Kleidung verlegen; einige Stücke, ein paar Westen, hat sie hier schon dabei. Filztaschen in allen Größen und Farben sind natürlich ebenfalls im Angebot sowie sehr einladende Sitz- und Meditationskissen.

Veranstalter dieser Ausstellung ist übrigens der 2009 gegründete Verein "Juwel - Jugend wertvoll leben", der sich zur Aufgabe gemacht hat, im Sinne des Ordensgründers der Salesianer, Don Bosco, jungen Menschen dabei zu helfen, die Kostbarkeit ihres Lebens zu erfahren. Das andere Juwel, das es zu schützen und zu unterhalten gilt, ist das riesige Klostergebäude mit seiner wertvollen historischen Substanz.

Information unter: www.juwel-kloster-benediktbeuern.de

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