Vereinigtes Königreich:Britische Geheimgespräche für "weichen" Brexit

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Dieser Demonstrant würde es offensichtlich "bedauern", wenn es keinen "harten" Brexit gäbe ... (Foto: REUTERS)
  • Britische Medien berichten, dass Konservative mit Politikern von Labour über einen "weichen" Brexit verhandeln.
  • Mit den Geheimgesprächen soll May zu Zugeständnissen gebracht werden.
  • Die britische Premierministerin ist bekanntlich für einen "harten Brexit", also einen Austritt aus dem EU-Binnenmarkt.

In Großbritannien führen konservative Regierungsmitglieder Zeitungsberichten zufolge mit Politikern der oppositionellen Labour-Partei geheime Gespräche über einen "weichen" Brexit. Wie der Daily Telegraph und abgeschwächt auch der Evening Standard berichten, sind an den Gesprächen mehrere hochrangige Minister aus dem Kabinett von Premierministerin Theresa May beteiligt. May strebt eigentlich einen "harten" Brexit an - also einen Austritt aus dem EU-Binnenmarkt und mit einer weitgehenden Beschränkung der Zuwanderung aus der EU.

Mit den Geheimgesprächen soll May den Berichten zufolge nun zu Zugeständnissen gebracht werden. Angeblich ist auch eine parteiübergreifende Brexit-Kommission im Gespräch, um einen geordneten EU-Austritt sicherzustellen. May weiß dem Bericht des Telegraph zufolge seit einigen Tagen über die Geheimgespräche Bescheid. Bislang habe sie aber nichts dagegen unternommen.

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Mays Konservative hatten bei der vorgezogenen Unterhauswahl am vergangenen Donnerstag herbe Verluste erlitten und ihre absolute Mehrheit im Parlament eingebüßt. Dies hatte Spekulationen geschürt, dass May künftig eine weichere Linie beim EU-Austritt einnehmen könnte. Am Montag hatten sowohl Brexit-Minister David Davis als auch ein Sprecher Mays jedoch verkündet, dass die Regierung an einem "harten Brexit" festhalten werde. London beabsichtige weiter, aus dem EU-Binnenmarkt auszutreten, sagte Davis in der BBC. Seinen Angaben zufolge ist die britische Regierung zudem weiter bereit, auch ohne Vereinbarung mit Brüssel aus der EU auszutreten, wenn sie ihre Verhandlungsziele nicht erreicht.

Premierministerin May unter Druck

May war nach der Wahlschlappe stark unter Druck geraten, auch im eigenen Lager. Am Montag übernahm sie die Verantwortung für die Verluste der Tories. "Ich habe uns in diesen Schlamassel gebracht, ich werde uns da auch wieder herausholen", sagte sie am Montag bei einem Treffen mit ihrem Kabinett.

May hofft, mit Unterstützung der erzkonservativen nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) weiterregieren zu können. Die Verhandlungen über die Bildung einer Minderheitsregierung dauern aber noch an.

Am Dienstag kommt das britische Unterhaus zum ersten Mal seit der Wahl zusammen, um den Speaker zu wählen. Bei der Sitzung in London leisten die neu gewählten Abgeordneten auch ihren Amtseid. Eigentlich war für den kommenden Montag die feierliche Eröffnung des Parlaments geplant. Königin Elizabeth II. liest dabei das von der Premierministerin geschriebene Regierungsprogramm vor. Dieser Termin dieser sogenannten Queen's Speech könnte aber laut der BBC um einige Tage verschoben werden.

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