Basketball:Bamberg schnappt sich Bayern-Kapitän Taylor

Brose Baskets Bamberg - Bayern München

Trikotwechsel: Bayern-Kapitän Bryce Taylor spielt nächste Saison für den Meister Brose Bamberg.

(Foto: dpa)
  • Der Amerikaner Bryce Taylor verlässt die Münchner Basketballer und erhält bei Meister Brose Bamberg einen Dreijahresvertrag.
  • Der 30-Jährige ist auch deshalb so begehrt, weil er im nächsten Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft erhält.

Von Matthias Schmid

Sein letztes Saisonspiel hat Bryce Taylor nach Bamberg geführt. Nach der deutlichen Niederlage und dem damit verbundenen Aus im Halbfinale um die deutsche Basketball-Meisterschaft blieb der Kapitän des FC Bayern noch etwas in der Arena stehen, er ließ sein Blick schweifen, wie ein Wohnungssuchender beim Besichtigungstermin, der sich noch mal jedes Detail einprägen möchte, bevor er sich entscheidet. Ob der Amerikaner aus Los Angeles da schon ahnte oder sogar wusste, dass er von Sommer an in dieser Halle nicht länger als Gästespieler vorbeischauen wird, sondern als Führungskraft des deutschen Meisters Brose Bamberg?

Nach SZ-Informationen steht bereits fest, dass der Flügelspieler Ende Juni einen Dreijahresvertrag beim Rivalen der Münchner unterschreiben wird. Nur noch der Medizincheck trennt ihn von einer Unterschrift, alles andere ist verhandelt. Rolf Beyer wollte die Personalie am Dienstag nicht offiziell bestätigen. Der Geschäftsführer von Brose Bamberg gab aber zu, dass sie sich "intensiv mit Taylor beschäftigen würden", wie er es ausdrückte.

In Taylor verlieren die Münchner eines ihrer bekannten und prägenden Gesichter der vergangenen Jahre, eine Identifikationsfigur. Der 30-Jährige spielte vier Jahre für den Klub und gewann mit ihm 2014 die Meisterschaft. Bayern-Sportdirektor Marko Pesic behielt lieber für sich, was er über den überraschenden Abschied denkt. Der Verlust Taylors fällt in eine Phase der Münchner Neuorientierung. Sie debattieren intern gerade darüber, wie sie der neunten Meisterschaft der Bamberger begegnen und deren Dominanz beenden oder wenigstens abschwächen könnten. Die Münchner verfügen über ähnliche finanzielle Ressourcen und können sich Spieler leisten, mit denen sich die beiden Vereine von den übrigen Konkurrenten in der Bundesliga immer mehr entfernen. Doch anders als den Bambergern ist es dem FC Bayern noch nicht gelungen, aus herausragenden Einzelspielern eine Mannschaft zu formen, die Titel gewinnen kann.

Der exzellente Werfer passt ins selbstlose Bamberger Spielsystem

Bryce Taylor soll nun in Bamberg mithelfen, dass der Klub in der Euroleague, der höchsten europäischen Spielklasse, erstmals die K.-o.-Runde der besten acht Mannschaften erreicht. Der Amerikaner spielt seit 2009 in der Bundesliga, er ist ein Basketballer mit einer spektakulären Spielweise, der vor allem das Dunken liebt. Aber auch ein exzellenter Werfer, der sehr gut ins selbstlose Spielsystem von Bambergs Cheftrainer Andrea Trinchieri passt.

Die Rolle als Spezialkraft für Dreipunktewürfe dürfte seinem eher zurückhaltendes Naturell mehr entgegenkommen als die Führungsposition, die er beim FC Bayern innehatte und die ihn zuletzt offensichtlich überforderte. Interessant ist er für Bamberg auch aus einem anderen Grund: Der Amerikaner wird vermutlich im nächsten Jahr den deutschen Pass erhalten und den Platz dann freimachen für einen ausländischen Spieler. In der Bundesliga dürfen nur sechs Ausländer auf dem Spielberichtsbogen stehen. Eine solche Fachkraft hat Bamberg ebenfalls schon gefunden. Der Flügelspieler Luka Mitrovic, zuletzt angestellt bei Roter Stern Belgrad, wird sich Bamberg anschließen und den Italiener Nicolò Melli ersetzen, der den Klub verlassen wird.

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