Nahaufnahme:Der ewige Verleger

Nahaufnahme: "Ich habe größtes Vertrauen, dass meine Kinder einmal ein innovatives und zukunftsfähiges Unternehmen übernehmen werden." Hubert Burda.

"Ich habe größtes Vertrauen, dass meine Kinder einmal ein innovatives und zukunftsfähiges Unternehmen übernehmen werden." Hubert Burda.

(Foto: dpa)

Hubert Burda regelt seine Nachfolge, zumindest ein bisschen. Das Unternehmen wird eine Europa-AG, im Verwaltungsrat sitzen künftig auch seine beiden Kinder.

Von Caspar Busse

Noch immer kommt er fast jeden Tag ins Büro. Und er spiele eine "aktive Rolle" im Unternehmen, berichten sie in München, auch wenn er die Führung des operativen Geschäfts schon vor sieben Jahren abgegeben hat. Hubert Burda, 77, ist Verleger, Netzwerker und Unternehmer durch und durch. Eigentlich wollte er Maler werden, dann studierte er Kunstgeschichte, Archäologie und Soziologie, 1966 schließlich stieg er in das Unternehmen seines Vaters ein. Er wurde Verlagsleiter, gründete ein Männermagazin (das schnell wieder eingestellt wurde), avancierte, als Nachfolger seines Vaters Franz, zum Chefredakteur der Bunten. 1987 schließlich wurde der jüngste der drei Burda-Brüder Alleingesellschafter und Chef des Medienunternehmens.

Jetzt, genau 30 Jahren später, regelt Hubert Burda, der vor zwei Jahren groß seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte, die Nachfolge, zumindest ein bisschen. Denn die Mediengruppe bekommt eine neue Struktur. Aus der Holding wird eine europäische Aktiengesellschaft, kurz SE. In dem neuen Verwaltungsrat sitzen neben Hubert Burda nun seine Kinder aus der Ehe mit der Schauspielerin und Ärztin Maria Furtwängler, 50, mit der er seit 1991 verheiratet ist: Jacob, 27, und Elisabeth, 25 (die den Nachnamen ihrer Mutter trägt), außerdem Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen und Rechtsvorstand Andreas Rittstieg.

Jacob und Elisabeth, so heißt es, sollen damit behutsam an den Konzern herangeführt werden, in wichtige Entscheidungen eingebunden und für ihre spätere Aufgabe als Verleger fit gemacht werden. "Ich habe größtes Vertrauen, dass meine Kinder einmal ein sehr gut aufgestelltes, innovatives und zukunftsfähiges Unternehmen übernehmen werden", sagte Burda. Und: Mit der Umwandlung in die Burda SE sei "eine sehr gute Lösung für die Zukunft" gefunden worden. Fest steht offenbar, dass Burda in Familienhand bleiben soll.

Burda ist eines der größten Medienunternehmen in Familienbesitz, mit mehr als 10 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt rund 2,25 Milliarden Euro. Zum Konzern gehören Magazine wie Bunte, Freundin oder Focus, aber auch Druckereien und internationale Zeitschriften sowie eine große Zahl von erfolgreichen Internetfirmen. Anfang des Jahres übernahm Burda in London die TV-Zeitschrift Radio Times und das dazugehörige Medienunternehmen Immediate Media.

Gerade erst hatte Hubert Burda weitere Anteile an seine beiden Kinder übertragen. Jacob und Elisabeth halten jetzt jeweils knapp 37,5 Prozent an dem 1903 in Offenburg gegründeten Familienunternehmen, der Vater noch 25,1 Prozent. Die Stimmrechte allerdings liegen nach wie vor bei Hubert Burda, die Macht aus der Hand geben wollte er bislang dann doch nicht. Die beiden Kinder verfolgen derzeit auch andere Karrieren: Jacob promoviert derzeit in Oxford in Philosophie, Elisabeth hat Kunstgeschichte studiert und versucht sich in den USA im Musikgeschäft.

Um die Heranführung der Kinder an den Konzern soll sich auch Kallen, 60, kümmern. Der promovierte Volkswirt, der früher als Unternehmensberater gearbeitet hat, genießt das volle Vertrauen von Hubert Burda und bekommt nun noch mehr Macht. Denn künftig ist er nicht nur Konzernchef, sondern auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der neuen Burda SE. Er diskutiere viel und mitunter kontrovers mit dem Verleger, erzählte Kallen einmal. "Meine Aufgabe ist nicht, einfach das zu tun, was dem Verleger gerade durch den Kopf geht. Das will er übrigens auch nicht", sagt Kallen, der offenbar weitere zehn Jahre dabeibleiben soll. Dann ist möglicherweise auch die nächste Generation so weit. Einen Familienstreit, wie ihn Hubert Burda einst mit seinen Brüder austragen musste, soll es nicht geben.

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