Riem:Die Messe München hat ein Problem mit dem eigenen Erfolg

Ein Liebherr T 264 Muldenkipper steht auf der Bauma 2016 Messe in München Die Bauma ist die Weltlei

Alle drei Jahre ist bei der Baumaschinen-Messe Bauma das Freigelände komplett belegt - wie hier im April 2016. Aus Platzmangel werden manche Aussteller auch abgewiesen.

(Foto: Lukas Barth/Imago)
  • Die Messe Riem baut im Moment zwei neue Hallen - und denkt schon an die nächste Erweiterung.
  • Messe-Chef Klaus Dittrich will das Freigelände vergrößern und interessiert sich für ein städtisches Areal nördlich der Messe.
  • Allerdings befindet sich dort das Container-Depot einer Logistikfirma.

Von Kassian Stroh

Die jüngste Erweiterung ist noch gar nicht fertig, da liebäugelt die Messe München bereits mit der nächsten. Vor zwei Wochen erst hat sie Richtfest gefeiert für die beiden neuen Hallen, die in einem Jahr fertig sein sollen. Die aber entstehen auf einem Areal, das bei großen Ausstellungen wie der Baumaschinen-Messe Bauma bislang als Freigelände genutzt wurde.

30 000 Quadratmeter fehlen dort nun, und weil schon bisher bei einer Bauma weit mehr Aussteller gerne ihre Kräne oder Bagger im Freien präsentieren würden, als dort Platz finden, sagt Messe-Chef Klaus Dittrich: "Wir suchen nach Lösungen, das Freigelände zu vergrößern."

Und er hat wohl schon welche gefunden. Denn ein Teil der Freiflächen der Messe wird bislang als Parkplatz genutzt. Bei der nächsten Bauma, die 2019 stattfinden wird, will Dittrich noch mehr Flächen im Umland als Parkplätze anmieten als bisher. Shuttle-Busse sollen die Besucher von dort zur Messe bringen. So, wie es in Aschheim und Feldkirchen bislang schon praktiziert wird. 15 000 Quadratmeter könne er so kompensieren, sagt Dittrich, also die Hälfte des Flächenverlustes in Folge der beiden neuen Hallen.

Mittelfristig aber hat er auch ein Auge auf ein städtisches Areal nördlich der Messe, jenseits der Autobahn, geworfen. Dort befindet sich ein großes Container-Depot der Logistikfirma Kloiber. Eine kleine Fußgängerbrücke über die Autobahn verbindet das Grundstück bereits mit dem Messe-Areal, womöglich bräuchte es eine weitere, wie Dittrich sagt.

"Wir sind da in ganz guten Gesprächen mit der Stadt." Aber wohl nicht mit dem Nachbarn, denn Firmen-Chef Ferdinand Kloiber zeigte sich am Dienstag "sehr überrascht" von dem Ansinnen. Seit 2003 sitze seine Firma dort, erst vor drei Jahren habe man das Depot für 13 Millionen Euro und mit Hilfe des Freistaats völlig neu gebaut, die Stadt habe ihm gerade erst einen Mietvertrag für zehn Jahre angeboten. Kloiber warnt: Das Depot sei "unverzichtbar" für die Münchner Wirtschaft.

Denn dort werden Container, die mit Import-Ware am benachbarten Umschlagbahnhof angekommen und ausgeliefert worden sind, für wenige Tage gelagert, bis sie anderswo wieder befüllt und dann per Bahn zu einem Nordsee-Hafen gebracht werden. "So ein Leerdepot muss so nah wie möglich am Umschlagbahnhof liegen", sagt Kloiber. Alles andere wäre eine "logistische Vollkatastrophe", da die Container dann durch die Gegend gefahren werden müssten. Auf der Straße. Ein großer Aufwand bei 500 bis 700 Bewegungen am Tag.

Riem: SZ-Grafik

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Kloiber ist auch deshalb verwundert, weil er gerade erst die Debatte über ein eigenes Stadion für den TSV 1860 München ausgestanden glaubte. Auch dafür war sein Firmengelände im Gespräch. Aus Sicht der Messe wiederum spräche dafür, dass ihr für eine Erweiterung enge Grenzen gesetzt sind: im Süden durch die Häuser der Messestadt, im Osten durch Biotopflächen und einen quasi unantastbaren Grünzug, im Norden durch Hofbräu und den Güterbahnhof, mit Ausnahme eben jenes Depots.

Die Messe München leidet sozusagen am eigenen Erfolg, ihre großen Veranstaltungen stießen "an die Grenze der Gesamtkapazität des Geländes", heißt es im Geschäftsbericht 2016. Und das zeigt sich nicht zuletzt an der alle drei Jahre stattfindenden Bauma. 2016 war wieder ein Bauma-Jahr - und die Baumaschinen-Schau verzeichnete mit knapp 600 000 Besuchern so viele wie nie. Wie überhaupt 2016 für die Messe-Gesellschaft ein Rekordjahr war. 428 Millionen Euro Umsatz, 70 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet - das vergangene Jahr habe "alle Erwartungen weit übertroffen", bilanziert Dittrich.

Zum siebten Mal in Folge habe die Messe nun Gewinn gemacht und damit auch der Stadt und dem Freistaat, ihren beiden wichtigsten Eigentümern, Zinsen für deren Gesellschafterdarlehen bezahlen können, die sie vor 20 Jahren beim Bau des neuen Messegeländes bekommen hat.

"Zur Internationalisierung gibt es keine Alternative"

Eine zunehmend wichtigere Rolle spielt dabei das Auslandsgeschäft: Seit diesem Jahr ist die Messe erstmals auch in Südamerika aktiv - mit einer Baumaschinen-Schau im brasilianischen São Paulo. Wichtige Messen wie Bauma, Ispo (Sportartikel) oder Ifat (Umwelttechnik) veranstaltet die Messe München inzwischen in mehreren Ländern parallel, vor allem in China.

Im vergangenen Jahr hat sie sich dort auch die Mehrheit an der Messe Fenestration (Fenster, Türen, Fassadenelemente) gekauft. Sie soll die Türe öffnen für den "größten Baumarkt der Welt", wie Dittrich sagt, und ausgebaut werden nach dem Münchner Vorbild der Messe Bau.

Etwa 22 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Messe-GmbH inzwischen im Ausland, bis 2021 sollen es mehr als 30 Prozent sein. "Zur Internationalisierung gibt es keine Alternative", wirbt Dittrich, andernfalls drohe man zurückzufallen, der internationale Wettbewerb sei hart.

Und es sei auch von Vorteil für den Heimatstandort, wenn Leitmessen weltweit erfolgreich seien: So würden nicht nur die Marken gestärkt, sondern auch Besucher und Aussteller an die Isar gelockt. "Wer auf der Ispo in Peking war, will dann auch auf die Ispo in München." Bei letzterer kämen inzwischen 66 Prozent der Besucher und 87 Prozent der Aussteller aus dem Ausland.

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