Glossar zum Bergwandern:Tut die was?

Kühe Berg Italien  Südtirol  Kühe auf dem Col Raiser Rundwanderweg

Ruhige Rinder: Meist sind Kühe auf der Alm friedlich.

(Foto: rudiernst/Fotolia)

Bergwandern gilt als relativ sicher und gesund. Aber dann gibt es Komplikationen wie Wetter, falsche Selbsteinschätzung und Rindviecher. Eine kleine Hilfestellung.

Von Dominik Prantl

Die Wandersaison ist in vollem Gange - und auch heuer sind wieder zahlreiche Unfallmeldungen aus den Alpen zu erwarten. Höchste Zeit, einmal ein paar Begriffe zur Sicherheit in den Bergen zu erklären.

Abstieg, der: Nicht nur aus Berufsleben und Fußball-Bundesliga bekannte, nervenaufreibende Tätigkeit, die meist mit dem Abbruch eines Höhenflugs und schrecklicher Ernüchterung einhergeht. Ist laut Alpenvereinserhebungen für drei Viertel aller sturzbedingten Bergunfälle verantwortlich. Gehört aber leider zum Leben dazu.

August, der: Achter Monat im gregorianischen Kalender mit häufig hohen Temperaturen, vielen Urlaubern und den erfahrungsgemäß meisten Bergnotfällen im Jahresverlauf. Lässt sich als Bergwanderer leider beinahe ebenso wenig vermeiden wie der Abstieg.

Bergschuh, der: Wichtigster Ausrüstungsgegenstand des Wanderers. Wird von manchen immer noch mit Flip-Flop oder Sandale verwechselt.

Blockierung, die: Eher psychisch bedingtes Phänomen des Weder-vor-noch-zurück-Wollens. Tritt in den Bergen laut Alpenverein immer häufiger auf, vor allem an Klettersteigen. Führt meist zur Bergung von körperlich unverletzten, in ihrem Stolz jedoch stark ramponierten Bergsportlern. Steht in starkem Zusammenhang mit der Selbstüberschätzung.

Erste-Hilfe-Set, das: Bei Bergtouren unbedingt mitzuführendes Verbandstäschchen, das manchmal sogar den Einsatz des Mobiltelefons überflüssig macht.

Gewitter, das: Besonders im Sommer zu beobachtende, meteorologische Erscheinung, die den Berggeher gerne aus heiterem Himmel trifft. Vor allem für Grat- und Gipfelgänger gefährlich. Die einschlägige Literatur verweist darauf, exponierte und auch sehr nasse Bereiche während des Gewitters zu meiden, metallene Gegenstände wie Eispickel oder Steigeisen abzulegen - und vorab den Wetterbericht zu prüfen.

Hitze, die: Subjektiv als unangenehm hoch empfundene Temperatur. Wirkt sich deutlich auf die Unfallhäufigkeit im Gebirge aus. So kamen beispielsweise in den heißen Sommern 2003 und 2015 dreimal so viele Notfälle wegen Dehydrierung und Erschöpfung wie sonst vor.

Hüttenabend, der: Vor allem der ausgiebige Hüttenabend ist, obwohl statistisch nicht genau erfasst, die erfahrungsgemäß unbedingt zu berücksichtigende Ursache für Sturz, Kreislaufprobleme, Blockierung. Wird von umsichtigen Alpenvereinen durch die sogenannte Hüttenruhe bekämpft. Bislang oft erfolglos.

Kreislaufproblem, das: Neben der - in starkem Zusammenhang mit der Selbstüberschätzung stehenden - Ermüdung häufigste Unfallursache bei Wanderern.

Mobiltelefon, das: Garant für das Gipfelselfie; zudem auch gut für den Notruf geeignetes Gerät. Ist laut Experten für den statistischen Anstieg der dokumentierten Unfallzahlen verantwortlich, weil durch das M. inzwischen auch bei Kleinigkeiten die Bergrettung alarmiert werde. Gehört heute dennoch neben das Erste-Hilfe-Set in jede Rucksack-Deckeltasche.

Rind, das: Meist ruhiger, vor allem beim Anblick von Hunden jedoch leicht in Rage zu bringender Almbewohner. Wütete sich in den vergangenen Jahren durch wenige tödliche Attacken als alpines Sicherheitsrisiko in die Schlagzeilen. Sollte weder unter- noch überschätzt werden.

Schneefeld, das: Wegen des Klimawandels oft nur noch im Frühjahr und -sommer anzutreffendes Überbleibsel des Winters abseits der Gletscher. Kann sich für Unvorsichtige in lebensgefährliche Rutschbahnen verwandeln, die man keineswegs bis zum Ende auskosten sollte.

Sturz, der: Nicht mit dem Abstieg zu verwechselnder, da unfreiwilliger Abbruch des Höhenflugs. Wird gerne durch Kreislaufprobleme oder Ermüdung verursacht. Geht oft mit schweren oder tödlichen Verletzungen einher. Sollte unbedingt vermieden werden.

Selbstüberschätzung, die: Großer Bruder der Arroganz und jener Charakterzug, auf den mit Abstand die meisten Bergunfälle zurückgeführt werden - noch weit vor allen Schneefeldern und Stürzen.

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