Kurzkritik:Samtene Stimme

Okka von der Damerau und Akemi Murakami in der Residenz

Von Klaus Kalchschmid

Eine solche Stimme hätte Johannes Brahms für seine oft so geerdete, dunkel glühende Musik geliebt: Sie besitzt großes Volumen und ein samtenes Timbre, klingt satt in der Tiefe, sanft strömend in der Mittellage und warm leuchtend in der Höhe. Was für ein schöner Moment, als bei zweien seiner Lieder (op. 91) im Max-Joseph-Saal in der Residenz zu Okka von der Dameraus edlem Mezzo nach der Pause auch noch eine obligate Bratsche (Malte Koch) herb-süß singend hinzutrat.

Schon der erste Block mit neun Liedern war Brahms gewidmet. Er begann mit dem schwelgerischen "Wie Melodie zieht es mir leise durch den Sinn" und endete nach "Sapphischer Ode", "Alte Liebe" sowie dem verliebten "Sonntag" mit dem emphatisch in eine pathetische Liebesversicherung mündenden "Von ewiger Liebe". Dazwischen spielte Okka von der Damerau die Geschlechter-Differenzen im Dialog zwischen Bursch' und Mädel im "Vergeblichen Ständchen" wunderbar pointiert aus wie in einer kleinen Opernszene. Auch die akkurat und durchsichtig mitgestaltende Akemi Murakami entlockte dem Steingräber-Flügel einmal mehr schöne Farben.

Eine Gruppe mit Liedern nach Texten aus "Des Knaben Wunderhorn" von Gustav Mahler dominierten "Rheinlegendchen" mit seinem Volksliedton, das tragische "Nicht Wiedersehen" und "Irdisches Leben" mit seiner bitteren Erzählung eines verhungernden Kindes. Da trug Okka von der Damerau die Haare noch attraktiv offen, um sie, der Hitze im Saal geschuldet, später wieder wie gewohnt streng nach hinten zu binden. Der Abend endete nach den fünf berühmten Rückert-Liedern, darunter das majestätische "Um Mitternacht" und "Ich bin der Welt abhanden gekommen" mit Gustav Mahlers "Urlicht" als Zugabe, später als vierter Satz in die zweite Symphonie eingefügt. Alle zuvor manchmal spürbare Anspannung hatte sich da dank des überaus herzlichen Applauses im strahlenden Lächeln Okka von der Dameraus gelöst.

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