Duell der Weltmächte:Warum Putin Trump überlegen ist

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Der russische Präsident hat in seiner Geheimdienstausbildung gelernt, die Schwachstellen des Gegners zu nutzen. Das könnte dem US-Präsidenten zum Verhängnis werden.

Kommentar von Sacha Batthyany

Donald Trump sei ein gewiefter Counterpuncher, heißt es von seinen politischen Freunden; jemand, der die richtige Gelegenheit zum Gegenschlag abwarten kann. Nach allem, was man weiß, war von diesen Qualitäten im ersten Gespräch zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht viel zu sehen. Er habe Putin "zweimal mit Nachdruck auf die russische Einmischung in unseren Wahlkampf angesprochen", schrieb Trump auf Twitter nach dem Gespräch in Hamburg. Putin habe ihm versichert, dass es diese Einmischung nicht gegeben habe.

Ist die Sache damit gegessen und geklärt? Das ist alles?

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Trump lässt wissen, man müsse nun nach vorne blicken. Seit bald einem Jahr ist von russischen Cyberangriffen unter anderem auf die Parteizentrale der Demokraten die Rede. Geheimdienste belegen, dass Russland sich in den Wahlkampf einmischte. Sie bestätigen, dass alle Fäden bei Putin zusammenlaufen. Der von Trump gefeuerte FBI-Direktor James Comey sprach von einem "Angriff auf unser Land und die Demokratie". Selbst Trump hat die Einmischung Russlands bestätigt, zuletzt vor wenigen Tagen nach seiner Rede in Polen, wobei er ergänzte, dass es durchaus auch "andere Leute in anderen Ländern" gewesen sein könnten. Nun also die Begegnung Trumps mit Putin. Man durfte gespannt sein auf die Reaktion des gewieften Counterpunchers. Doch da kam kein Schlag.

Während der amerikanische Präsident keine Gelegenheit auslässt, unliebsame Fernsehmoderatorinnen und Schönheitsköniginnen auf Twitter zu beleidigen, zeigte er sich im Treffen mit Putin lammfromm und ließ ihn "ungestraft davonziehen", wie es der Republikaner Lindsey Graham, Senator aus South Carolina, sagte. Graham war es auch, der das Treffen in Hamburg als "Desaster" bezeichnete. Trump will stattdessen einen Neuanfang mit Russland, noch bevor alle Zeugen vernommen und Dokumente ausgewertet wurden. Ihm liegt wenig an einer Aufarbeitung. Graham sagt deshalb nicht ganz unzutreffend: Wer wie Trump zur Versöhnung mit Russland bereit sei, sei nicht dazu gemacht, "unser Land zu regieren".

Trump wollte sein russisches Problem umgehen. Es klappt nicht

Trumps Annäherung an Putin zeugt von der ganzen Naivität des Politneulings. Tatsächlich verkündete der Präsident feierlich die Gründung einer amerikanisch-russischen Sondereinheit für mehr Sicherheit im Internet, damit Wahlmanipulationen zukünftig vermieden würden - Washington bebte vor Hohngelächter. "Dann kann man die Wahlurnen gleich nach Moskau schicken", sagte ein Abgeordneter. 22 Stunden später war der Vorschlag vom Tisch.

Schon mehrere Präsidenten vor Trump wollten den Neustart mit Russland, alle sind sie gescheitert. 2001 sagte George W. Bush, er habe Putin in die Augen gesehen und seine Seele erkannt. Auch Barack Obama versprach ein "neues Kapitel" in den russisch-amerikanischen Beziehungen - und musste dann mit ansehen, wie ihm Putin jahrelang auf der Nase herumtanzte.

Der russische Präsident ist bekannt dafür, erste Begegnungen mit Staatschefs akribisch vorzubereiten. In seiner Geheimdienstausbildung hat er gelernt, wie man Schwachstellen in der Persönlichkeit des Gegners identifiziert und nutzt. Vor allem aber besitzt er genug Erfahrung, solche Treffen zu seinen Gunsten zu nutzen.

Putin ließ Trump also ins Leere laufen. Vielleicht ist er auch einfach lebensklüger. Jedenfalls war der US-Präsident kaum nach Washington zurückgekehrt, da wurde das Treffen seines Sohnes mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfes bekannt. Es soll um belastende Informationen über Hillary Clinton gegangen sein. Trumps russische Eröffnung war jedenfalls nach den ersten Zügen schon wieder verpatzt.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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