Internationale Konferenz:Forscherflotte in Oberpfaffenhofen

In Zeiten des Klimawandels kommen mehr Wissenschaftler als erwartet zu einem Erfahrungsaustausch ins Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Von Michael Berzl, Oberpfaffenhofen

Während Münchner Politiker gerade darüber diskutieren, wie sie das Problem mit der Luftverschmutzung durch Diesel-Motoren in den Griff bekommen, schauen Wissenschaftler genau nach, was noch so drin ist in der Luft über Großstädten. Im Rahmen einer internationalen Konferenz beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen starten in dieser Woche zwei Forschungsflugzeuge zu Messreihen. Voraussichtlich an diesem Donnerstag geht die beim DLR stationierte "Halo" zusammen mit einem umgebauten vierstrahligen Passagierflugzeug aus Großbritannien auf die Reise zu einer langfristig angelegten Mission mit dem Namen "Emerge". Die dabei gesammelten Zahlen werden dann kombiniert mit Daten von Satelliten. Von den Vergleichsmessungen erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Verteilung von Ozon, Stickstoff, Methan und anderen Schadstoffen in der Atmosphäre sowie die Wechselwirkungen untereinander.

Internationale Konferenz: Als fliegendes Labor dient dieser umgebaute Business-Jet des Typs Gulfstream, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stationiert ist.

Als fliegendes Labor dient dieser umgebaute Business-Jet des Typs Gulfstream, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stationiert ist.

(Foto: DLR)

Solche Fragen finden in Zeiten des Klimawandels und seiner zum Teil verheerenden Auswirkungen in Instituten in ganz Europa großes Interesse. Zur Tagung in Oberpfaffenhofen, bei der die Veranstalter zunächst mit etwa 150 Teilnehmern gerechnet hatten, kamen schließlich 200 Anmeldungen, berichtet Bernadette Jung von der DLR-Standortkommunikation. "Die Nachfrage war größer als erwartet, aber wir haben alle unterbringen können." Mit dabei seien auch Vertreter der europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der NASA, außerdem Teilnehmer aus ganz Europa, zum Beispiel aus der tschechischen Republik und aus Frankreich. Außerdem trifft im Lauf der nächsten Tage so etwas wie die Elite der Forschungsflugzeuge in Europa ein, darunter eine tschechische Cessna, ein Ultraleichtflieger aus Karlsruhe oder eine Propellermaschine aus Spanien. Zusammen mit den vier DLR-Maschinen sind dann elf Forschungsflugzeuge in Oberpfaffenhofen. Das größte Gastflugzeug ist nach Angaben des DLR die 31 Meter lange "Bae 146" mit ihren hoch angesetzten Flügeln und vier Triebwerken, die drei Wochen zusammen mit der Halo unterwegs sein wird, die besonders hoch, weit und lange fliegen kann. Jeweils von 8 bis 16 Uhr sind Starts und Landungen vorgesehen, an diesem Mittwoch auch bis 21 Uhr. Für die angereisten Wissenschaftler ist die Ausstellung eine einmalige Gelegenheit, sich die Ausstattungen und Instrumente aus nächster Nähe anzusehen, mit Technikern zu fachsimpeln, welche Einbauten noch möglich wären, oder was nötig wäre, um bestimmte Experimente durchzuführen. Eine Luftfahrtmesse für Spezialisten. Dabei geht es auch um ganz banale Probleme wie die behördliche Zulassung von Konstruktionen, wenn zum Beispiel eine neue Luke in die Bordwand geschnitten werden muss, damit eine zusätzliche Kamera Platz hat.

Internationale Konferenz: In großen Höhen sammeln Wissenschaftler an Bord des Forschungsflugzeugs "Halo" Daten über die Luftverschmutzung.

In großen Höhen sammeln Wissenschaftler an Bord des Forschungsflugzeugs "Halo" Daten über die Luftverschmutzung.

(Foto: DLR)

Bis alle nötigen Genehmigungen vorliegen, können Monate vergehen. Am Montag hat die "Internationalen Konferenz zur luftgestützten Umweltbeobachtung" (Icare) begonnen. Veranstalter ist Eufar, ein europäisches Netzwerk von Betreibern und Nutzern von Forschungsflugzeugen, das sich zum Ziel gesetzt hat, Wissenschaftler zu unterstützen und den Austausch zu fördern. Das Treffen in Oberpfaffenhofen ist die Fortsetzung einer Konferenz in Toulouse, die im Herbst 2010 stattgefunden hat. Seither ist die Luft über den meisten Großstädten nicht besser geworden. Die Messungen in Europa sind nach Angaben der DLR-Sprecherin erst der Auftakt; Untersuchungen über Megacities in Asien sollen folgen, wo Staub- und Schmutzwolken sich auf das Klima auswirken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: