Wimbledon:Der Maestro marschiert

Wimbledon

Roger Federer feiert seinen Sieg gegen Thomas Berdych.

(Foto: REUTERS)
  • Auch ein stark spielender Thomas Berdych kann Roger Federer nicht aufhalten. Der Schweizer steht zum elften Mal im Finale von Wimbledon.
  • Dort trifft er auf den Kroaten Marin Cilic, der Sam Querry in vier Sätzen schlägt.
  • "Ich kann es kaum glauben, das fühlt sich überragend an", sagt Federer nach seinem Sieg.

Von Barbara Klimke, London

Am Ende riss er erleichtert die Arme in die Höhe. Es war eine Triumph-Geste, wie sie sich Roger Federer sonst nur bei seinen größten Siegen gestattet. In drei Sätzen schlug Federer am Freitag im Halbfinale von Wimbledon den Tschechen Tomas Berdych, und das hat ihn seinem nächsten großen Karriereziel einen Schritt näher gebracht: Zum elften Mal steht Federer nun im Finale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt. Damit hat er sich die Chance erspielt, am Sonntag tatsächlich den achten Wimbledonsieg seiner Karriere zu gewinnen. Das ist in der 140-jährigen Geschichte des Turniers bislang noch keinem männlichen Spieler gelungen - weder Pete Sampras, noch einem Jahrhundert zuvor dem Briten William Renshaw, die es beide, wie Federer, auf sieben Titel bringen.

"Ich kann es kaum glauben, das fühlt sich überragend an. Es ist ein Pivileg, noch einmal auf dem Centre Court zu spielen", sagte Federer nach dem Matchball zum 7:6, 7:6 und 6:4. Dann gab er zu, dass es ihm durchaus "Freude macht, auf dem Platz zu stehen und Geschichte zu schreiben".

Denn ganz nebenbei hat der 18-malige Grand-Slam-Sieger aus der Schweiz seiner beeindruckenden Liste an Lebensleistungen schon am Freitag noch eine weitere zugefügt. Er hat zum 28. Mal ein Grand-Slam-Finale erreicht, und zwar mit 35 Jahren und 342 Tagen. Damit ist er der zweitälteste Finalist in Wimbledon, seit Ken Rosewall als 39-Jähriger 1974 gegen Jimmy Connors verlor.

Auch im Halbfinale gegen Tomas Berdych hat Roger Federer noch keinen Satz abgegeben, und er bewies damit, wie sein Gegner einräumen musste, dass er sich in der Form seines Lebens befindet. Berdych hatte bereits 2010 gegen Rafael Nadal im Finale von Wimbledon gestanden und verloren. Am Freitag versucht er, seinen Rivalen von Beginn an unter Druck zu setzen. Zweimal trieb er Federer mit seinem mutigen, beherzten und präzisen Spiel zum Tiebreak. Als er im dritten Durchgang eine Chance sah, Federer den Aufschlag abzunehmen, wehrte dieser den Angriff mit drei Assen und einem Servicewinner ab. "Es war eng", gab Federer zu. "Aber ich bin nie auch nur ansatzweise in Panik geraten, und das ist immer ein gutes Zeichen, wenn es um viel geht."

Federer machte während der Sandplatzsaison Pause - das kommt ihm nun zugute

Allerdings war er "frisch, ausgeruht und zuversichtlich" ins Spiel gegangen, wie er sagte. In der strapaziösen Sandplatzsaison, als die Rivalen unter mediterraner Sonne über rote Ascheplätze rutschten, hatte er sich freigenommen, um Kräfte zu sparen. Das Ziel war immer, die zweite Woche von Wimbledon, wenn die härtesten Gegner warten, ohne Blessuren zu spielen.

Federer hat in seiner Karriere 92 Titel gewonnen, den letzten erst kürzlich in Halle/Westfalen, und als erfolgreichster Spieler der Tennisgeschichte mit 18 Grand-Slam-Trophäen tritt er bei keinem Wettbewerb mehr an, ohne dass er noch vor dem ersten Ballwechsel zum Favoriten auf alles und jedes ausgerufen wird. Das ist sein Schicksal auf dem Patz. In Wimbledon, warnte er jedoch vorab, hätten all diese Zahlen nichts zu sagen: Die vier Halbfinalisten, allen voran Berdych, seien Ballartisten mit mächtigem Serve und gewaltigen Vorhandschlägen. "Und alle sind größer und stärker als ich. Ich muss mich da durchschlängeln mit meinem Slice und meinem Spin, mit meiner Konstanz."

Am Sonntag trifft er nun auf den früheren US-Open-Sieger Marin Cilic aus Kroatien, und das dürfte die größte Herausforderung werden. Denn Cilic ist im zehnten Anlauf endlich der Einzug in ein Wimbledon-Finale geglückt. Allerdings war es ein hartes Stück Arbeit, ehe der 28-jährige Kroate den US-Amerikaner Sam Querery in vier Sätzen niedergerungen hatte (6:7, 6:4, 7:6, 7;5). "Wir haben unglaublich gespielt", befand Cilic anschließend. In Wimbledon war er in den vergangenen drei Jahren stets im Viertelfinale ausgeschieden.

Cilics Gegner Sam Querrey aus Kalifornien hat sich auf der Tennistour, trotz seines eher sonnigen Gemüts, den Namen "Giant Killer" verdient. Auf seinem Weg hatte er auch die Nummer eins der Weltrangliste, Titelverteidiger Andy Murray, vor heimischem Publikum aus dem Weg geräumt. Querrey war zuvor durch drei Fünfsatz-Matches nacheinander gegangen. Nicht, dass ihn das arg strapaziert hätte, wie er sagte: "Auf Rasen sind die Ballwechseln ja immer recht kurz. Und das bedeutet, auch fünf Sätze sind nicht besonders lang." Er war der erste Amerikaner seit acht Jahren, der wieder einmal die Vorschlussrunde von Wimbledon erreichte, und auch die Niederlage am Freitag hat seine Stimmung nicht allzu sehr getrübt. Seine Bilanz: "Es war eine spaßige Reise."

Für Cilic und Federer, die beiden Letzten von 128 Kontrahenten, die vor fast zwei Wochen zum Racket gegriffen hatten, beginnt der Spaß am Sonntag (15.00 Uhr, Sky) noch einmal von Neuem. Cilic ist gewarnt. Er schwärmt: "Roger ist in der Form seines Lebens."

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