Hochschule Witten-Herdecke:Pleite-Uni gerettet

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Sponsoren wollen die Zahlungsfähigkeit der Privatuni vorerst sichern. Auch das Land NRW erklärt sich bereit, Witten-Herdecke unter bestimmten Maßgaben künftig wieder zu fördern.

Die angeschlagene Privatuniversität Witten-Herdecke ist in letzter Minute vor der Insolvenz gerettet worden. Die Zahlungsfähigkeit der Hochschule werde durch mehrere Sponsoren über den Jahreswechsel hinaus gesichert, erklärte der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag in Düsseldorf nach einer nächtlichen Krisensitzung.

Rettung in letzter Minute für Deutschlands älteste Privat-Universität. (Foto: Foto: dpa)

Für 2009 und 2010 sagte er unter bestimmten Maßgaben wieder Landesmittel in Millionenhöhe für die Uni zu. Als potenzielle strategische Partner wurden die Heidelberger Stiftung SRH Holding, die Software AG Stiftung aus Darmstadt und der Gemeinnützige Verein zur Entwicklung von Gemeinschaftskrankenhäusern Herdecke genannt. Über die genauen Beiträge der Sponsoren sei aber noch nicht gesprochen worden, hieß es.

Förderung von jeweils 4,5 Millionen Euro

Man sei sich einig, dass "Transparenz und Zuverlässigkeit" die wichtigsten Grundvoraussetzungen seien, sagte der Minister. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft solle bis Anfang 2009 die nötige Transparenz über die finanzielle Situation der Privatuniversität herstellen. Auf dieser Basis werde die Hochschule mit ihren strategischen Partnern ein belastbares Konzept erarbeiten, das die Grundlage für weitere Förderung schaffe. "Da gibt es noch viel zu tun", sagte Pinkwart.

Die Förderung durch das Land für 2009 und 2010 soll jeweils 4,5 Millionen Euro betragen, wie Pinkwart sagte. Darüber hinaus könne es eine einmalige zusätzliche Landeszuweisung in gleicher Höhe geben. Die Hilfe für 2008 sei aber endgültig weg - diese könne sich die Hochschule nicht nachträglich wieder holen. Hochschulsprecher Ralf Hermersdorfer sagte, in der Universität mache sich "goße Erleichterung" breit: "Keiner wusste ja, ob überhaupt die Gehälter noch gezahlt werden." Über die Höhe des künftigen Sponsoren-Engagements konnte er nichts sagen: "Wir mussten uns erstmal um die kurzfristige Liquidität kümmern."

Daher seien zunächst Gelder zur Verfügung gestellt worden, "um uns den Gang zum Insolvenzverwalter zu ersparen". Anfang Januar solle genauer darüber geredet werden, welche Partner sich künftig in welcher Größenordnung engagieren. Zudem wollen sich nach Pinkwarts Angaben auch die Studierenden künftig stärker beteiligen. Ihr Anteil an der Finanzierung solle in den kommenden fünf Jahren von 7 Prozent auf etwa 20 Prozent steigen.

Neue Geschäftsführung soll am Dienstag feststehen

Die Landesregierung hatte vergangene Woche die Auszahlung von 4,5 Millionen Euro Beihilfen gestoppt und weitere rund drei Millionen Euro von der Hochschule zurückgefordert. Das Ministerium warf der Uni vor, die rechtlichen Voraussetzungen für die Millionenzuwendungen nicht zu erfüllen. Trotz wiederholter Aufforderungen habe die Hochschule weder eine ordnungsgemäße Geschäftsführung nachgewiesen noch für die nächsten Jahre einen verlässlichen Wirtschaftsplan vorlegen können.

Präsident Birger Priddat hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, war aber von seinen Ämtern als Präsident der Hochschule und Geschäftsführer der Private Universität Witten/Herdecke GmbHzurückgetreten. Auch Vize-Präsident und Geschäftsführer Maxim Nohroudi legte seine Ämter nieder. Eine neue Geschäftsführung sollte noch am Dienstag benannt werden.

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