Opposition in Kanada:Möchtegern-Premier gibt auf

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Eigentlich wollte er den konservativen Ministerpräsidenten Stephan Harper ablösen. In seiner eigenen Partei aber war er umstritten. Jetzt hat Stéphane Dion selbst das Handtuch geworfen.

Er hatte Kanadas Generalgouverneurin bereits gebeten, die Bildung einer neuen Regierung einzuleiten: Stéphane Dion wollte den konservativen Regierungschef Stephan Harper ablösen. Daraus wird nun nichts. Am Montagabend stellte der liberale Oppositionsführer sein Amt zur Verfügung. Er werde zurücktreten, sowie ein Nachfolger für ihn gefunden sei, teilte Dion in einer Erklärung mit.

Will seinen Nachfolger nach Kräften unterstützen: Stephane Dion. (Foto: Foto: Reuters)

Seine Liberale Partei wirft Dion vor, im jüngsten Wahlkampf gegen Harpers Konservative nicht entschieden genug vorgegangen zu sein und dadurch am Ende die Wahl verloren zu haben. Zwar musste sich Harper nach der vorgezogenen Wahl erneut mit einer Minderheitsregierung zufriedengeben. Seine Konservativen waren jedoch erneut stärkste Kraft geworden, die Liberalen hatten herbe Verluste hinnehmen müssen.

Um Harper abzulösen, schlossen sich die drei Oppositionsparteien, die Liberalen, die New Democratic Party (NDP) und der Bloc Québécois, zu einem Bündnis zusammen. Sie werfen der Regierung Untätigkeit im Angesicht der Wirtschaftskrise vor. Um seine Abwahl zu verhindern, schickte Harper das Parlament kurzerhand in einen Zwangsurlaub, der bis Ende Januar dauern soll.

Bis die Volksvertretung erneut zusammentritt, wollen die Liberalen nun einen neuen Spitzenkandidaten küren. Zunächst einigte sich die Parteiführung auf einen Konsultativprozess, um einen Übergangsvorsitzenden zu küren. Damit verhinderten die Anhänger eines der Anwärter, Bob Rae, die vorzeitige Festlegung auf dessen Rivalen Michael Ignatieff.

Die Führer der Bündnispartner von NDP und Bloc Québécois äußerten sich positiv über Dions Rückzug und die Zusammenarbeit mit einer neuen liberalen Parteiführung. Ob das Oppositionsbündnis tatsächlich halten wird, ist nach Ansicht der kanadischen Zeitung Globe and Mail allerdings unsicher - und damit auch die Chance, Harper im Januar tatsächlich abzulösen.

© sueddeutsche.de/dpa/che - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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