Beachsoccer:Alle 30 Sekunden ein Torabschluss

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Beim Beachsoccer-Finalturnier in Oberschleißheim steht Spaß im Vordergrund. Die Bavaria Beach Bazis werden Siebter.

Für einen kurzen Moment fühlte man sich an Fußball erinnert. Oder treffender gesagt: an Fußball im herkömmlichen Sinne. Julian Franz dribbelt sich mit dem Ball am Fuß durch die Abwehrreihe, am ersten Verteidiger vorbei, am zweiten, dann am Torwart, ehe er flach ins leere Gehäuse einschiebt. 3:0 für die Bavaria Beach Bazis. Ein feines Tor, aber eines, in dem viel Fußball steckte - und wenig Beachsoccer.

Rund eine Stunde später sitzt Ricky Goller entspannt in einem Liegestuhl und sagt: "Beachsoccer ist technisch anspruchsvoll, man muss den Ball oft hochnehmen und volley spielen. Und es gibt viele spektakuläre Aktionen wie Fallrückzieher." Der Treffer von Franz aber ist das Produkt von Wucht und Wille, weniger von technischer Finesse. Am Ende gewinnen die Bavaria Beach Bazis mit 7:4 gegen den 1. FC Versandkostenfrei, ein Team aus Rostock. Damit schließen die Münchner die Saison auf Platz sieben ab - und verpassen ihr Ziel. "Eigentlich", sagt Goller, "wollten wir Sechster werden." Grämen will er sich jedoch nicht.

Goller, 26, ist Spieler und Initiator der Bavaria Beach Bazis, des Beachsoccer-Teams aus München. Goller studierte in Köln und spielte in Düsseldorf Fußball im Sand, ehe er nach München zurückkehrte und im November 2014 die Bavaria Beach Bazis gründete - als Abteilung des Kreisligisten DJK Pasing, bei dem einige Spieler der Bazis aktiv sind. Beachsoccer ist für sie eine willkommene Abwechslung in den Sommermonaten.

"Der Spaßfaktor ist immens", sagt Goller, "man hat ein Strand- und Urlaubsfeeling, und die Mannschaften verstehen sich untereinander super." Und: "Man schiebt sich beim Beachsoccer nicht 90 Minuten den Ball zu, sondern hat alle 30 Sekunden einen Torabschluss. Es ist also deutlich attraktiver als Amateurfußball." Und stimmungsvoller.

Kniefall im Sand: Der Münchner Julian Fanz bejubelt einen Treffer für sein Team, die Bavaria Beach Bazis. (Foto: Claus Schunk)

Etwa Tausend Besucher waren an diesem Wochenende im Munich Beach Resort, dem Sandplatz nahe der Regattastrecke in Oberschleißheim. Als die Bazis am Sonntag ihr Platzierungsspiel gegen Versandkostenfrei gewinnen, steht ein Vorsänger mit einem Megafon vor rund 100 Zuschauern, die sich mit blauen Klatschpappen auf der provisorischen Tribüne eingefunden haben. Kinder, Mütter, Jugendliche, Rentner, ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Der Vorsänger brüllt: "Auf geht's Bazis, kämpfen und siegen!" Das Echo stellt ihn nicht zufrieden. "Leute, lauter!", ruft er.

Beachsoccer, sagt Goller später, sei eine andere Sportart als Fußball. Nicht nur, weil die Stammtischplattitüde "flach spielen, hoch gewinnen" nicht gilt. Hier heißt es: Hoch spielen, hoch gewinnen, denn der Sand ist unberechenbar. "Wenn sich eine Landesligatruppe hier hinstellen würde, hätte sie mit Sicherheit erst mal Probleme", vermutet Goller. Beachsoccer unterscheidet sich aber auch darin vom Fußball, dass es selbst auf dem höchsten Niveau ausschließlich um Spaß geht. Kein Kommerz, keine Show. Beachsoccer, das ist Fußball in Reinkultur. Aber auch Badesee, Biergarten und Party. Goller fasst es mit dem Begriff Beachsoccer-Lifestyle zusammen.

Was er damit meint, zeigt sich nach dem Spiel zwischen den Bazis und Versandkostenfrei: Die Münchner Fans bejubeln das Rostocker Team. Und die Mannschaften feiern gemeinsam, sich selbst, den Anhang auf der Tribüne, die ausgelassene Stimmung auf der Anlage. Mittendrin: Julian Franz, der Fußballer unter den Beachsoccerspielern.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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