Festival in Bad Tölz:Das Summer Village ist am Ende

Die Macher geben auf: Stephanie Hörmann und Peter Frech müssen heuer wieder 50 000 Euro Miese tragen. Und dann fegt auch noch ein Sturm über das Gelände.

Von Stephanie Schwaderer

Ein Sommernachtstraum ist ausgeträumt: Obwohl sich in diesem Jahr wieder 18 000 begeisterte Gäste über den Festplatz am Moraltpark haben treiben lassen, wird es kein weiteres Summer Village mehr geben. "Wir können's definitiv nicht noch einmal machen", sagt Stephanie Hörmann und ringt um Fassung. Viermal hat die 31-jährige Tölzerin zusammen mit Peter Frech das einzigartige Familien-Festival organisiert, betreut - und finanziert. Und wieder hat ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht: Neben einem Defizit von geschätzt 50 000 Euro sehen sich die beiden heuer auch noch mit gewaltigen Schäden konfrontiert, die in der Nacht zum Sonntag ein Unwetter angerichtet hat.

Um 2 Uhr nachts habe sie noch gesagt: "Jetzt könnt's dann regnen", erzählt Hörmann. Eine Viertelstunde darauf sei "das Chaos" losgebrochen. Eine Mitarbeiterin habe plötzlich die Augen aufgerissen und zu "quietschen" angefangen. "Da sind schon Reihe für Reihe die Schirme umgefallen." Danach hoben zwei Zelte, Tische, Stühle und einige Verkaufsstände ab, im "Zauber-Mitlach-Theater" von Monique Sonnenschein flogen die Schatzkisten durch die Luft, bei den Feuerkünstlern lief die empfindliche Ausrüstung voll Wasser. "Alle die noch da waren, haben sofort mit angefasst", sagt Hörmann, "wir haben versucht zu retten, was zu retten ist."

Festival in Bad Tölz: An magischen Momenten mangelte es nicht beim Tölzer Summer Village, wohl aber an Besuchern. Das schlechte Wetter hat den Organisatoren einmal mehr die Bilanz verhagelt. Ein fünftes Festival wird es am Moraltpark deshalb nicht mehr geben.

An magischen Momenten mangelte es nicht beim Tölzer Summer Village, wohl aber an Besuchern. Das schlechte Wetter hat den Organisatoren einmal mehr die Bilanz verhagelt. Ein fünftes Festival wird es am Moraltpark deshalb nicht mehr geben.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Noch in den frühen Morgenstunden habe es so ausgesehen, als hätte das Festival sein vorzeitiges Ende gefunden. Dank aller Helfer und Aussteller, die teils ohne Pavillon ausharrten, konnten die Organisatoren am Sonntag um 10 Uhr dann aber doch noch einmal ein tadellos aufgeräumtes Festivalgelände aufsperren. "Das wiederum war richtig toll", sagt Hörmann, "wie alle zusammengeholfen haben." Am Morgen hatte sie auf dem gesamten Gelände noch Schmuckstücke eingesammelt, die es einem jungen Händler in der Nacht weggerissen hatte.

Wie hoch der Schaden ist, steht noch nicht fest. Hörmann und Frech wollen jedoch die Betroffenen mit einer Summe aus den Eintrittsgeldern entschädigen, die eigentlich ganz an die Stiftung Schneekristalle hätte gehen sollen. Zugleich sitzen sie selbst vor einem Berg Schulden.

"Das Festival ist so konzipiert, dass es bei gutem Besuch auf eine schwarze Null hinausgeht", erklärt die Veranstalterin. Nach dem gewaltigen Defizit in Höhe von 100 000 Euro im Vorjahr, das unter anderem dem Amoklauf in München geschuldet war, hätten sie heuer schwer auf gutes Wetter gehofft. Doch bereits der Eröffnungstag am Donnerstag war verregnet. Strahlende Sonne und voll besetzte Tische gab es nur am Samstag. Und auch von den großen Veranstaltungen im Zirkuszelt waren nur zwei von vier, nämlich die Abende mit Harry G. am Freitag und Hans Söllner am Sonntag, ausverkauft.

Peter Frech Summer Village

Sie geben auf - aber auch nicht: Stephanie Hörmann und Peter Frech denken bereits über ein günstigeres Familien-Festival nach.

(Foto: Manfred Neubauer)

Jene Bilanz, die sich nicht in Euro messen lässt, fällt aber auch heuer wieder durchweg positiv aus: "Eine einzige Anwohnerin hat sich beschwert", sagt Hörmann. "Alle anderen waren begeistert, es gab keinen Streit, keinen Ärger." Tatsächlich hatten sie und Frech das Summer Village als eine Art Geschenk an die Tölzer konzipiert: Für drei Euro Eintritt durften Besucher in eine bunte Budenstadt eintauchen und sich nach Herzenslust überraschen lassen. 36 Bands traten in vier Tagen auf der Außenbühne auf, dazu brachten Feuerkünstler und Akrobaten die Gäste zum Staunen. Kinder konnten mit einer riesigen Seilbahn quer über den Festplatz sausen, einen gewaltigen Baumstamm erklimmen oder in einem aberwitzigen Ein-Mann-Karussell namens "La balance" das Spiel mit der Schwerkraft aufnehmen. "So viele Leute haben uns wieder gesagt, wie toll es war", sagt Hörmann, "das macht das Aufhören so schwer."

Frech und sie sind bereits am Überlegen, wie ein günstigeres Familien-Festival aussehen könnte - "etwas ohne Zelt, das trotzdem Flair hat". Das aber wollen sie frühestens 2019 realisieren.

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