Game of Thrones Episode "Gerechtigkeit der Königin" im Recap:Welt retten oder Welt erobern?

Game of Thrones Season 7 im Recap

Jon Snow und Daenerys Targaryen treffen sich endlich auch mal in der Serie, statt immer nur für Plakat-Fotoshootings.

(Foto: Jessy Asmus)

Ein Traumpaar wird sich einfach nicht einig, ein Superheld vergisst seine guten Manieren und Jaime Lannister ist jetzt offiziell der weiseste Mann von Westeros. Episode 3 der neuen Staffel von "Game of Thrones" im Recap.

Von Matthias Huber

Die Wartezeit war dieses Mal besonders lang: Mit Verspätung startete am 17. Juli die siebte und vorletzte Staffel der HBO-Serie Game of Thrones. Die Episoden sind immer in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Sky erstmals zu sehen, später auch auf Amazon Prime und iTunes. Auf SZ.de besprechen wir die einzelnen Folgen jeden Montag für Fans nach. Aber Achtung: Spoilergefahr!

Episode 3: Die Gerechtigkeit der Königin

Was wir erwartet haben:

Jon trifft Dany. Was sonst? 62 Episoden hat es gedauert, und lange wusste auch niemand, dass es genau diese Begegnung ist, auf die jeder Game-of-Thrones-Zuschauer gewartet hat. Der Grund für das Treffen ist bislang allerdings noch sehr profan: Jon Snow braucht Drachenglas, dieses Obsidian-ähnliche Zeug, das bei den Eiszombies im Norden eine ganz böse Allergie auslöst. Und Daenerys Targaryen sitzt buchstäblich auf einem Berg davon. Jons Höflichkeitsbesuch bei seiner Tante dürfte also eher zur Betteltour werden. Ob die eroberungslustige Dany dazu wirklich in Stimmung ist?

Was passiert ist:

Offenbar haben die Macher der Serie keine Reisezeit mehr zu verlieren. Erste Szene: Jon Snow legt in Drachenstein an. Missandei und Tyrion nehmen ihn und Davos am Strand in Empfang und ihnen die Waffen ab. Der peinliche Moment - achja, noch sind wir ja gar keine Verbündeten - vergeht zum Glück einigermaßen schnell: Einerseits dank der seit Staffel eins schwelenden Bromance zwischen Jon und Tyrion, andererseits weil Davos den charmanten Korb von Missandei bravourös wegsteckt. Ist auch wirklich nicht deine Liga, Zwiebelritter! Aber guter Versuch.

Im Thronsaal ist die Stimmung allerdings kaum besser. Daenerys lässt ihre seitenfüllende Liste an Ehrentiteln vortragen, Davos als Jons Wingman fällt dazu nur ein wenig beeindruckendes "Das ist Jon Snow . . . König im Norden" ein, gefolgt von sekundenlanger Stille, die nur von Grillenzirpen im Kopf des Zuschauers gestört wird. Daenerys hat wenig Verständnis dafür, dass Jon sich ihr nicht einfach unterwerfen will, und Jon hat wenig Lust, seine eigenen Interessen (Wir erinnern uns: Welt retten) denen seiner Tante (Wir erinnern uns: Welt erobern) unterzuordnen. Weil aber genau in diesem Moment die Nachricht eintrifft, dass Daenerys Schiffe und einige Verbündete (Yara Greyjoy und die Sand-Frauen) abhanden gekommen sind, wird die Targaryen-Stark-Pattsituation bis auf weiteres vertagt.

In King's Landing feiert Euron den Sieg über Daenerys' Flotte, wie man so einen Sieg eben feiert: Er stellt seiner eigenen Nichte eine Vergewaltigung in Aussicht, hält um die Hand der Königin an, und befragt den Bruder/Liebhaber seiner Zukünftigen nach ihren sexuellen Vorlieben. Jaime findet das zwar nur halblustig, wird aber von Cersei wenig später getröstet - nachdem diese sich in ihrem Folterkeller von den gefangenen Ellaria und Tyene Sand ein wenig Anregung geholt hat. Ganz Joffreys Mutter, also.

Außerdem scheint Cersei einer gewissen TV-Persönlichkeit/Politiker nacheifern zu wollen. Zum einen ist sie es offenbar leid, dass man sich über ihre Haare lustig macht, weshalb jetzt auch die weiblichen Bediensteten im Palast modische Kurzhaarfrisur tragen. Zum anderen bekommt sie Besuch von einem Bankangestellten aus dem Osten, der sie an die Schulden der Familie Lannister erinnert. Cersei gibt aber ganz die Businesswoman: Wirtschaftlicher Aufschwung sei mit ihr doch viel wahrscheinlicher als mit der Bürgerrechtlerin Daenerys. Cerseis "Art of the Deal": Der Banker soll doch einfach im Palast einziehen, bis sie das Geld zusammen hat. Wird bestimmt nicht lange dauern.

Apropos TV-Persönlichkeit: Sam Tarly, Finalist der Castingshow zum Maester-Apprentice, genießt in der Zitadelle von Oldtown seinen Erfolg. Dackelblickritter Jorah ist nämlich von seiner Krankheit geheilt und Show-Juror und Archmaester Ebrose verzeiht Sam deshalb sogar den Regelverstoß. Die Strategie des George-R.-R.-Martin-Stellvertreters: Bücher lesen. Natürlich. Zur Strafe und Belohnung darf er jetzt sogar selbst welche schreiben.

In Drachenstein kommen sich Jon und Daenerys dann allmählich doch noch näher. Zwar noch nicht so nahe, dass man sie über ihre komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse aufklären müsste (Bran, der das erledigen könnte, hat inzwischen in Winterfell seinen Halbbruder-beziehungsweise-Cousin erwartungsgemäß nicht angetroffen). Aber für einen nachdenklichen Blick von Dany auf Jons Hinterteil reicht es. Zumindest aber arbeiten die beiden jetzt zusammen, dank des nur zweitbesten Traurig-vor-sich-hin-Brüters Tyrion (nach dem unangefochtenen Champion Jon). Er hat sowohl Daenerys als auch Jon Snow davon überzeugt, sich doch erst einmal bei einem Abendessen und etwas Drachenglas-Abbauen kennenzulernen, ehe sie entscheiden, ob sie zu ihr oder zu ihm ziehen wollen.

Aber das war es auch schon mit den guten Nachrichten für die Königin der verbrannten Herzen. Zwar haben ihre Unsullied inzwischen einigermaßen kostengünstig (mal wieder: Tyrion sei Dank) den Familiensitz der Lannisters erobert. Aber Euron hat die Gunst der Stunde genutzt und in der Zwischenzeit die im Hafen liegende Flotte versenkt. Und Jaime hat mit der Lannister-Armee die Truppen der mit Daenerys verbündeten Familie Tyrell aufgerieben. Der Westeros-Feldzug, der einst so vielversprechend begann, steht also auf der Kippe. Verbündete gibt es keine mehr, nur noch Drachen, Unsullied und Dothraki. Für Jon Snow dürften damit aber immerhin die Chancen auf ein zweites Date deutlich gestiegen sein.

Der weiseste Mann von Westeros

Was der Episodentitel bedeutet:

"Die Gerechtigkeit der Königin" ist das, was die jeweilige Königin darunter versteht. Daenerys braucht zwar ein bisschen gutes Zureden und eine versenkte Flotte, ehe sie sich auf einen diplomatischen Deal mit dem Bittsteller und Verbündeten-in-Spe Jon Snow einlässt. Aber sie tut es. Cersei dagegen hat von Euron Vorkasse in Sachen Ehevertrag verlangt und ihren Nationalen Sicherheitsberater Jaime losgeschickt, das Geld zur Schuldentilgung mal eben von den Tyrells zu klauen. Was ihre Richtersprüche angeht folgt Cersei ganz alttestamentarisch dem Prinzip Auge um Auge: Du tötest meine Tochter, ich töte deine. Nur ich mach's grausamer.

So wird man sich an diese Episode erinnern:

Als, naja, typische "Game of Thrones"-Wendung. Es sah ja wirklich seit Wochen so aus, als hätte Cersei sowieso keine Chance gegen Daenerys und ihre Drachen und ihre Verbündeten und ihre Dothraki. Und jetzt steht sie auf einmal doch ziemlich gut da, einfach weil Skrupellosigkeit und Hinterlist auch in Staffel sieben noch Siegerstrategien sind. Eine zweite Rote Hochzeit hat es dafür gar nicht gebraucht - die Melodie der "Rains of Castamere", die bei jenem blutigen Fest gespielt wurde, hat es aber auch in diese Episode geschafft.

Bester Auftritt:

Olenna Tyrell. Und in den verbleibenden zehn Episoden die Ehrenpreisträgerin der Kategorie "Wen wir vermisst haben". In ihrem letzten Dialog wird die Dornenkönigin noch einmal so richtig stachlig, dieses Mal mit Jaime Lannister. "Aus Fehlern lernt man", bauernweisheitet dieser vor sich hin. "Dann musst du ja ein sehr weiser Mann sein", brettert sie zurück. Und kippt sich den dargereichten Giftbecher hinter die Binde. Ein schmerzloser Tod, wie ihr Jaime versichert. "Gut. Ich würde es hassen, so zu sterben wie euer Sohn Joffrey. Sag Cersei, dass ich es war, der ihn getötet hat. Ich will, dass sie das weiß."

Wir mochten Bran Stark lieber, als er noch ...

... kein Superheld war. Ja, wir alle sind ja froh, dass es der nächste Stark-Sprössling endlich nach Winterfell geschafft hat. Aber die Tatsache, dass dieser Professor X von Westeros jetzt Vergangenheit, Zukunft und überhaupt alles sehen kann, haben seine Social Skills wohl nur mittelmäßig verkraftet. "Ich bin der Three-Eyed Raven", erklärt er mit tonloser Stimme seiner ahnungslosen Schwester Sansa. Was das bedeutet, will diese wissen. "Das ist schwierig zu erklären", sagt er. Und erzählt ihr dann, dass sie bei ihrer Vergewaltigung durch Ramsay Bolton wunderschön aussah. Im Ernst, Bran: Not cool!

Wen wir vermisst haben:

Bronn. Schon wieder. Dabei kam er dieses Mal sogar vor. Aber, Skandal: wortlos! Schließlich ist es nicht sein Söldnergesicht, warum wir uns über jedes Wiedersehen mit dem kaltschnäuzigen Kämpfer freuen. Es bringt uns also nur wenig, wenn er - wie in dieser Episode - schweigend neben Jaime herreitet. Ein schwacher Trost: Auch Tyrion erinnert sich an die poetische Weisheit seines einstigen Leibwächters. "Ein guter Freund sagte mal zu mir: Gib mir zehn gute Männer und ich schwängere die Schlampe." Die zehn guten Männer sind Grey Worm und seine Unsullied. Das "Schwängern" ist die Eroberung der "Schlampe" Casterly Rock, des Familiensitzes der Lannisters. Ohne den Weitblick des Meisterstrategen Bronn wäre Daenerys also sogar dieser kleine Erfolg verwehrt geblieben.

Wie es weitergeht:

Daenerys wird sich von diesen Rückschlägen erst einmal erholen müssen. Gut möglich, dass es zu einem mittelkleinen Streit mit Chefberater Tyrion kommt. Der hielt die Königin nämlich noch davon ab, mit ihren Drachen Schiffeversenken zu spielen. Aber eine Alternativstrategie zeichnet sich ab: Was, wenn das gestohlene Geld der Familie Tyrell nie die Hauptstadt erreicht und Königin Cersei ihre Schulden nicht tilgen kann? Wird die Eiserne Bank von Braavos dann womöglich einen Sonderermittler gegen die Königin mit der ungewöhnlichen Frisur einsetzen? Und wie geht es weiter in Winterfell, wenn nach Professor Bran das nächste Mitglied der Stark'schen X-Men eintrifft, die gestaltwandelnde Mystique namens Arya?

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