Bürgerkrieg seit 2013:UN warnen vor Völkermord in Zentralafrikanischer Republik

Gewalt in Zentralafrikanischer Republik

Der Nothilfekoordinator der UN, Stephen O'Brien, spricht am 18.07.2017 in Bangassou (Zentralafrikanische Republik) mit Journalisten.

(Foto: dpa)
  • Die Vereinten Nationen warnen vor einem Völkermord in der Zentralafrikanischen Republik und fordern eine Ausweitung des UN-Blauhelmeinsatzes.
  • Seit 2013 befindet sich das Land in einem Bürgerkrieg zwischen christlichen und muslimischen Milizen. Rund 13 000 Blauhelm-Soldaten sichern größere Städte.
  • Auch die humanitäre Lage im Land ist prekär: UN-Nothilfekoordinator O'Brien berichtet, Hunderttausende seien geflüchtet oder vertrieben worden.

Die Vereinten Nationen warnen vor einem Völkermord in der Zentralafrikanischen Republik. Die jüngste Gewalt in dem Krisenland sei ein "frühes Alarmzeichen" für einen Genozid, sagte UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien am Montag in New York nach einer Reise in die Region.

Bürgerkrieg zwischen Christen und Muslimen seit 2013

In der Zentralafrikanischen Republik war im Frühjahr 2013 ein Bürgerkrieg ausgebrochen: Eine mehrheitlich muslimische Rebellenallianz aus dem Norden, genannt Seleka, stürzte die Regierung des christlichen Präsidenten François Bozizé in der Hauptstadt Bangui. Daraufhin schlossen sich deren Anhänger, vorrangig Christen, zu einer Gegenmiliz zusammen, den Anti-Balaka.

Ein blutiger Religionskrieg entbrannte, mehrere Tausend Menschen, vor allem Zivilisten, kamen bei den Kämpfen ums Leben. Ende 2013 griffen französische Truppen ein und machten der schlimmsten Gewalt ein Ende. Eine Mission der Afrikanischen Union wurde entsandt, inzwischen sind fast 13 000 Blauhelm-Soldaten im Rahmen der UN-Mission Minusca im Land stationiert.

Hunderttausende Binnenflüchtlinge, verfeindete Milizengruppen

O'Brien rief dazu auf, die Mission personell aufzustocken. Vor zwei Wochen war bei einem Angriff auf einen UN-Militärkonvoi in Zentralafrika ein marokkanischer Blauhelmsoldat getötet worden.

Obwohl seit dem Frühjahr 2016 eine gewählte Regierung an der Macht ist, kontrolliert diese nicht viel mehr als die Hauptstadt. Weitere große Städte werden von UN-Soldaten gesichert, weite Teile des Landes sind in der Hand von Milizen, die sich in kleine Splittergruppen aufgespalten haben.

Auch die humanitäre Lage im Land ist prekär: Rund 180 000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik mussten laut O'Brien allein in diesem Jahr ihre Häuser verlassen, inzwischen gebe es mehr als eine halbe Million Binnenflüchtlinge und -vertriebene. Die Hälfte der rund fünf Millionen Einwohner des Landes sei auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen.

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