Uli Hoeneß:Regierungserklärung des Präsidenten

Bayern Muenchen v Chelsea FC - International Champions Cup

Uli Hoeneß meldet sich mal wieder zu Wort - und das mit unmissverständlichen Aussagen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Am Tag nach dem 5:0-Sieg der Münchner beim Chemnitzer FC hält Präsident Uli Hoeneß eine ganz persönliche Regierungserklärung.
  • "Wir alle schätzen Philipp sehr, aber seinen Berater, den wir nicht schätzen, hätten wir miteinkaufen müssen", sagt er im Fernsehen.
  • Eine Rückkehr des ehemaligen Kapitäns zum Verein dürfte nun erst einmal schwierig werden.

Von Benedikt Warmbrunn

Es würde an diesem Wochenende des FC Bayern keine 24 Stunden um das Spiel beim Chemnitzer FC gehen, aber das wusste Franck Ribéry am späten Samstagnachmittag noch nicht. Also erzählte er von der Szene, die für ihn stellvertretend ist für die zurückgekehrte Leichtigkeit beim FC Bayern, und natürlich spielt die Hauptrolle darin er, Franck Ribéry.

Der Franzose stand im Kabinengang der Chemnitzer Arena, 5:0 (1:0) hatte der FC Bayern in der ersten Runde des DFB-Pokals gewonnen. Ein Pflichtsieg, souverän gelöst, nicht weiter wichtig. Also erzählte Ribéry von einem Scherz. In der Halbzeit sei er zu Robert Lewandowski gegangen, und er habe ihm gesagt, dass es nun reiche, Lewandowski dürfe keine Freistöße mehr schießen, den nächsten übernehme er, Ribéry, und selbstverständlich werde er treffen. Es war ein Scherz, natürlich, aber es war ein durchaus gewagter.

Lewandowski hatte in der ersten Halbzeit das einzige Tor erzielt, durch einen Freistoß (20.). Vor allem aber hatte er sich im Sommer beschwert, dass er in der vergangenen Saison nicht Torschützenkönig geworden sei, weil ihm die Unterstützung seiner Mitspieler gefehlt habe. Als dann nur wenig klappte in den Testspielen, als die Unterstützung wirklich fehlte, lief Lewandowski missmutig herum, teilnahmslos. Nun also diese freche Provokation.

Aber, so erzählte es Ribéry am Samstagnachmittag: Lewandowski lachte.

Der FC Bayern hat bei seinem Sieg in Chemnitz ein bisschen die Leichtigkeit zurückgewonnen, die bisher in diesem Sommer gefehlt hat, das war an manchen Kombinationen zu erkennen, schnell, überlegt, gewitzt, und niemand lief teilnahmslos und missmutig nebenher. "Ich habe ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft gesehen, die hier mit dem richtigen Spirit und der nötigen Einstellung aufgetreten ist", sagte Trainer Carlo Ancelotti. Das Wichtigste aber, sagte Ribéry: "Der Sieg ist gut für die Stimmung in der Mannschaft."

Arjen Robben spielte 27 Minuten - und er verletzte sich nicht

Er sagte das ganz leicht daher, denn als bestes Zeichen dafür sah er, dass sein Scherz zur Wirklichkeit geworden war.

Es lief die 79. Minute, Lewandowski war schon ausgewechselt, da gab es noch einmal einen Freistoß für den FC Bayern. Es trat an: Franck Ribéry. Er traf. Dann rannte er zur Lewandowski, er lachte, und Lewandowski lachte mit ihm.

Sie wollten beim FC Bayern diesen Sieg danach nicht überbewerten, sie wissen, dass sie gewinnen mussten. Sie wissen aber auch, dass es gut war, dass sie sich nicht gequält haben. Und ein paar kleine offene Fragen sind ja nun geklärt: Ja, Lewandowski schießt seine Tore, sobald es drauf ankommt. Ja, das Mittelfeld mit Sebastian Rudy und Corentin Tolisso findet langsam zueinander. Ja, Ribéry ist in einer guten Sommerform. Ja, Arjen Robben ist nach seiner Wadenverletzung zurück, 27 Minuten lang spielte er, und nein, er verletzte sich nicht schon wieder. Aber wie weit sie diese zurückgewonnene Leichtigkeit tragen wird, das wird erstmals getestet werden am Freitagabend beim Auftakt der Bundesliga-Saison gegen Bayer Leverkusen.

Doch um all das ging es am Sonntagmittag schon nicht mehr. Am Sonntagmittag ging es nur noch um Uli Hoeneß, den Präsidenten.

Hoeneß kennt die Wirkung seiner Worte genau

Hoeneß war in eine Talksendung bei Sky eingeladen, als einziger Gast, er kam an in bester Plauderlaune. Es hatte ja auch größere offene Fragen gegeben in den vergangenen Wochen beim FC Bayern, auf all diese ging Hoeneß nun ein. Den Sonntagvormittag nutzte er zu seiner ganz persönlichen Regierungserklärung.

Hoeneß hat schon immer gewusst, welche Wirkung seine Worte haben, er weiß, dass sie anschließend das Gesprächsthema Nummer eins der Branche sein werden. Es kommt also eigentlich nur darauf an, wie er sie intoniert. Am Sonntag intonierte er sie als der Präsident eines Vereins, der genau wisse, was er wie macht - woran ja zuletzt der eine oder andere Beobachter gezweifelt hatte.

Eine Aussage, die eine Rückkehr Lahms in den Klub erschwert

Dass der Klub zum Beispiel nicht Philipp Lahm nach dessen Karriereende sofort als Vereinsfunktionär engagierte, das lag nicht an Lahm. Und es lag, so will Hoeneß verstanden werden, nicht daran, dass er selbst nicht bereit gewesen sei, Macht abzugeben, was Lahm ja zu seinem Abschied sehr deutlich angedeutet hatte. "Wir alle schätzen Philipp sehr, aber seinen Berater, den wir nicht schätzen, hätten wir miteinkaufen müssen." Es war eine Aussage, die wohl für die nächsten Jahre eine Rückkehr Lahms in den Klub erschwert; der langjährige Kapitän hat ein sehr enges Vertrauensverhältnis mit seinem Berater Roman Grill. Hoeneß sieht das allerdings nicht negativ, er betonte vielmehr, dass der neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic ohnehin "möglicherweise die Königslösung" sei. In seinen ersten 14 Tagen habe dieser "schon öfter dazwischengehauen als Matthias Sammer in einem Jahr".

Dann lobte Hoeneß noch Ancelotti als einen "großartigen Trainer", doch auch für ihn hatte er eine Botschaft. Der FC Bayern befinde sich in einem Umbruch, sagte Hoeneß, und nun sei Ancelotti "gefordert, diese Dinge unter einen Hut zu bekommen".

Sollte die zurückgewonnene Leichtigkeit bleiben, steht der FC Bayern also wohl vor einem harmonischen Herbst. Sollte sie jedoch verloren gehen, dürfte es nicht lange dauern, bis sich Hoeneß wieder zu Wort meldet.

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