Frauenquote:Die meisten Firmen sagen: Frauen, ihr könnt uns mal

Schattenriss einer Frau im Büro

Eine Frauenquote ist eigentlich eine gute Idee. Allerdings gibt es ausgerechnet für die Vorstände und fürs oberste Management von Unternehmen keine verbindlichen Vorgaben.

(Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)

Nur weil die Frauenquote steigt, kann von einem Kulturwandel keine Rede sein. Wenn die Firmen so weiter machen, kommt bald die feste Quote für alle.

Kommentar von Constanze von Bullion

Als die Bundesregierung vor zweieinhalb Jahren eine feste Frauenquote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte in 105 deutschen Unternehmen einführte, war das Gezeter groß. So groß, als stünden die Weibsbilder kurz davor, dem Wirtschaftsstandort Deutschland den Garaus zu machen. Am Mittwoch hat die Bundesregierung nun einen Bericht vorgelegt, wonach inzwischen tatsächlich auf fast jedem dritten Aufsichtsratsstuhl dieser Unternehmen eine Frau sitzt. Die große Katastrophe? Wegen Nebels vertagt.

Das Tempo, mit dem Frauen in Aufsichtsräten auftauchen, hat sich mit Einführung der festen Frauenquote verdoppelt. Doch Grund zur Entspannung gibt es nicht. Für die Vorstände und fürs oberste Management von Unternehmen nämlich gibt es keine verbindliche Quote - für Jobs also, in denen oft spitze verdient wird und die Macht operativer Unternehmensführung sitzt. Die Unternehmen wurden 2014 nur aufgefordert, mit einer freiwilligen Zielvorgabe den Frauenanteil im Vorstand zu erhöhen. Ergebnis: Keines. Der Frauenanteil in Vorständen stagniert bei lächerlichen sechs Prozent. Knapp 70 Prozent der Unternehmen schrieben sich auch noch kokett die "Zielgröße Null" ins Programm. Mit anderen Worten: Frauen, ihr könnt uns mal.

Arbeitgeber haben bewiesen, dass ohne Zwang gar nichts vorangeht

Von einem Kulturwandel in deutschen Unternehmen kann keine Rede sein. Aber statt sich über die schändlichen Zahlen aufzuregen, sollten die Frauen sich freuen. Erneut haben Arbeitgeber den Beweis erbracht, dass ohne Zwang bei der Gleichstellung gar nichts vorangeht. Die Familienministerin Katarina Barley hat recht, wenn sie Unternehmen jetzt ein Ultimatum setzen will: In Betrieben, die sich binnen eines Jahres keine vernünftigen Zielvorgaben für den Frauenanteil im Vorstand setzen, wird mit einer festen Quote nachgeholfen.

Die SPD und alle anderen Bundestagsparteien müssen jetzt klarstellen, ob sie den Vorstoß der Ministerin unterstützen und die feste Vorstandsquote in den nächsten Koalitionsvertrag schreiben wollen. Lieber nicht? Alles schwierig? Juristische Bedenken? Schon klar. Aber sie sollten zumindest bedenken: Die Wählerin wüssten es zu würdigen.

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