Wirtshaus Obacht:Hock di her do, samma mehra

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Hexenkessel, wieso hast du uns verlassen? Das fragen Nostalgiker. Das Obacht dürfte sie nach etwas Eingewöhnungszeit aber vertrösten. (Foto: Robert Haas)

Wo früher der Hexenkessel war, ist nun das Obacht. Noch ist alles ein wenig steril, aber das Wirtshaus hat das Zeug zur alteingesessenen Viertelkneipe.

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Was hätte Bayerns erster König, Maximilian I. Joseph, wohl gesagt, hätte er erfahren, dass jemand die nach ihm benannte Maxvorstadt einmal als "Kiez" bezeichnen würde? Naheliegendste Antwort: Er hätte wohl "Obacht!" ausgerufen. "Obacht, fangt's euch sowas doch nicht an!" Obacht heißt passenderweise auch das Wirtshaus, auf dessen Karte sich diese Zuschreibung des Univiertels findet.

Aber ehrlicherweise muss man zugestehen: Richtig übel nehmen mag man dem Lokal an der Kreuzung Schelling- und Schwindstraße das nicht, dazu präsentiert es sich dann doch zu münchnerisch. Und dazu ruft es allen Vorbeigehenden - ob Student, Angestelltem, Privatier oder König - zu unaufgeregt zu: Hock di her do, samma mehra.

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Es ist ein schweres Erbe, das Holger Britzius und Michael Jachan angetreten haben. Ende Juli eröffneten sie das Wirtshaus in den ehemaligen Räumen des ehrwürdigen Hexenkessel. Der war an sich ein Dorfwirtshaus, das sich irgendwie in die Millionenstadt verirrt hatte: nette Wirtsleute, deftige Küche mit frischen Ideen und eine Anlaufstelle im Viertel.

Das will das Obacht beibehalten, als Reverenz an den Vorgänger hat man auch das Kesseldach im Inneren belassen. Es scheint, als würden die gleichen Münchner Gesichter fast nahtlos wiederkommen, aber auch andere: Studentinnen treffen auf Maxvorstädter Viertelpatrone. Bei den Getränken gibt es keine Experimente, das Helle kommt von Augustiner (3,50 Euro), dazu gibt es Weinschorle (2,40 Euro für 0,2), Longdrinks (Gin Tonic für 8 Euro) und Schnäpse. Die Speisekarte wurde brotzeitmäßig aufgestockt, die Küche ist süddeutsch-solide.

Natürlich gibt es auch neue Impulse: Die Wände sind sparsam behängt mit aufgehippter bayerischer Folklore, es läuft Indie-Musik und die Einrichtung wurde komplett ausgetauscht. Das Obacht ist nun mehr minimalistische Trinkhalle als abgeschottetes Wirtshaus. Eine Hand, die über die Holztische wischt, ist hinterher sauberer als vorher. Da pappt nichts und im Tresenbereich, meint man, könnte ohne Weiteres eine Herz-OP durchgeführt werden, so hell, clean und aufgeräumt ist alles.

Nostalgiker mögen sagen: Ach Hexenkessel! Warum konnte nicht alles bleiben, wie es war? Es war doch gemütlicher. Im Moment wirkt es so, als gehörten die Gäste im Obacht selbst noch zur Einrichtung. Aber das Wirtshaus ist ja gerade erst drei Wochen geöffnet und immer noch im Werden begriffen. Es braucht eben ein bisschen Zeit, damit Neues alt werden kann. Wenn die Menschen den Raum aber mal in Besitz genommen haben und alles mit ein wenig menschlicher Patina überzogen ist, dann könnte das Obacht aussehen wie einer dieser Orte, die doch immer schon dagewesen sind.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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