Samsung Galaxy Note 8:Mit dem Note 8 will Samsung das Akku-Desaster vergessen machen

Samsung Galaxy Note 7

Die brennenden Akkus des Galaxy Note 7 kosteten Samsung nicht nur viele Milliarden Dollar, sondern auch das Vertrauen von Millionen Kunden.

(Foto: dpa; Collage SZ.de)
  • Am Mittwochabend hat Samsung das Galaxy Note 8 vorgestellt.
  • Das Vorgänger-Smartphone musste zurückgerufen werden, weil bei etlichen Exemplaren die Akkus in Flammen aufgingen.
  • Beim Note 8 dürfen sich die Ingenieure keine weiteren Patzer leisten. Deshalb verzichtet Samsung auf riskante Innovationen.

Von Shara Tibken

Sie hätten auch versuchen können, das Desaster mit dem Galaxy Note 7 gar nicht, oder nur am Rande zu erwähnen. Aber Samsung wählte ein anderes Vorgehen, dankte den Nutzern, die trotz brennender Akkus der Firma die Treue gehalten hatten. Bei ihrem neuesten Smartphone, dem am Mittwoch vorgestellten Note 8, steht Samsung aber nicht nur deshalb vor großen Herausforderungen. Die Ingenieure mussten vor allem einen Weg finden, das neue Phablet - ein Kunstwort aus Phone und Tablet - von den erst im Frühjahr vorgestellten Mobiltelefonen der Galaxy-S8-Reihe abzuheben.

Die Note-Reihe war schon immer Samsungs Riesen-Handy, bei dem der Bildschirm fast so groß ist wie bei einem Tablet. Als das erste Gerät dieser Art 2011 auf den Markt kam, erschien einem das 13,5-Zentimeter-Display geradezu monströs - eine bis dato unübliche Größe, die Skepsis auslöste.

Mittlerweile sind solche Größen aber normal. Apples iPhone 7 etwa hat einen Zwölf-Zentimeter-Bildschirm, der des iPhone 7 plus einen mit 14 Zentimetern. Der Bildschirm des neuen Note 8 kommt nun sogar mit einer Diagonale von 16 Zentimetern, nur minimal größer als der von Samsungs Galaxy S8 plus (15,7 Zentimeter).

Gerade einmal 0,2 Zoll Differenz bedeuten für Samsung: Es muss die Kunden überzeugen, dass es andere gute Gründe gibt, das neue Smartphone einem S8 oder S8 Plus vorzuziehen. Womöglich liefert ja der integrierte Stift S-Pen diesen Mehrwert. Er war schon immer ein Merkmal, das die Note-Reihe von anderen unterschied. Klar ist aber, dass die Größe allein nicht mehr ausreichen wird. So fragt sich auch Carolina Milanesi, Analystin bei der US-Beratungsfirma Creative Strategies: "Was bringt dieses Note, das die Leute umhaut und ganz anders ist als ein Galaxy S? Ich weiß nicht, was das sein soll."

Auch Apple hat sich vom Erfolg der Note-Serie inspirieren lassen

Als das erste Note auf den Markt kam, erntete es Spott. Das Riesen-Smartphone sei ein Nischenprodukt. Doch der Erfolg strafte die Kritiker Lügen. Samsung nutzte den für damalige Verhältnisse überdimensionierten Bildschirm, um sich von anderen Herstellern aus dem Android-Lager und von Apple abzusetzen - bis schließlich alle anderen nachzogen. Als Apple 2014 das iPhone 6 präsentierte und die Displays deutlich vergrößerte, fiel Samsungs Marktanteil.

Also begann Samsung, bei der Note-Reihe mit Hard- und Software zu experimentieren. Das Risiko hielt sich dabei in Grenzen, denn diese Produktreihe ist für das Unternehmen weit weniger wichtig als die Galaxy-S-Smartphones. Strategy Analytics schätzt, dass die Note-Verkäufe nur fünf Prozent des Galaxy-S-Absatzes ausmachen.

Die Strategie ging auf: Manche Merkmale schafften es auch in die massentaugliche Galaxy-S-Reihe. So war das Galaxy Note Edge das erste Samsung-Handy mit abgerundeter Bildschirm-Kante - heute das Markenzeichen aller hochwertigen Samsung-Smartphones. Das zurückgerufene Note 7 kam mit einem Iris-Scanner, der sich auch im S 8 wiederfand. Was könnte in diesem Jahr der nächste Schritt sein?

Eher bewährte Technologie als riskante Innovation

DJ Koh, Chef von Samsungs Mobilsparte, verspricht ein "besseres, sichereres und sehr innovatives Note 8". Dennoch wird Samsung mit dem Note 8 wohl keine allzu großen Experimente wagen, da das Unternehmen immer noch damit beschäftigt ist, das Debakel mit dem Note 7 vergessen zu machen. Innovative, aber nicht ausreichend getestete neue Funktionen könnten potenzielle Käufer überzeugen, doch wenn abermals Batterien verschmoren oder andere gravierende Probleme auftreten, wäre das desaströs für Samsung. "Man darf schon annehmen, dass Samsung in Sachen Qualitätskontrolle alles Menschenmögliche tut, um sicherzugehen, dass die nächste Version der Note-Reihe kein Batterieproblem hat", sagt Avi Greengart, Analyst bei Globaldata.

Das Note 8 kommt mit Samsungs "Infinity Display", das mit sehr schmalen Rändern einen größeren Schirm in einem kleineren Gehäuse unterbringt. Am Fingerabdrucksensor hat Samsung trotz anderer Erwartungen nicht geschraubt. Er sitzt wie bei der S8-Reihe hinten neben der Kamera, was viele Nutzer unpraktisch finden. Wie das iPhone 7 plus erhält das Note jedoch eine zweite Hauptkamera, beide haben eine optische Bildstabilisierung und sollen besonders bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Bilder machen. Außerdem ist das Note 8 wasserdicht (Schutzklasse IP 68).

Das Note 8 dürfte teuer werden

Das Note war schon immer Samsungs Luxus-Gerät und wurde im Premium-Segment positioniert. In Europa beträgt die unverbindliche Preisempfehlung stattliche 999 Euro. "Manche Leute legen viel Wert auf Statussymbole und werden diesen Preis bezahlen", sagt Analyst Jan Dawson von Jackdaw Research. Nach dem Note-7-Debakel hätte Samsung die Note-Reihe auch einfach beerdigen können. Doch offenbar hat das Unternehmen noch Pläne für die Serie oder sieht zumindest ein Bedarf für große Stift-Handys.

Shara Tibken, Redakteurin beim US-Techportal Cnet.com, arbeitet derzeit im Rahmen eines Arthur-F-Burns-Stipendiums bei der SZ.

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