Bundesbank:Es nützt nichts, Deutschlands Gold zurückzuholen

Goldreserven der Deutschen Bundesbank

Ein Bundesbank-Vertreter präsentiert einen Goldbarren, der in diesem Jahr zurückgeholt wurde.

(Foto: dpa)

Für viel Geld hat die Bundesbank 674 Tonnen Gold aus dem Ausland nach Frankfurt gebracht. Das ist nichts anderes als eine Posse.

Kommentar von Nikolaus Piper

Bestimmte Dinge funktionieren eben noch in Deutschland. Jedenfalls gab es diese Woche eine gute Nachricht. Die Deutsche Bundesbank schaffte es, einen Teil des deutschen Goldschatzes aus dem Ausland nach Hause, sprich: in den Keller unter ihrem Sitz in der Wilhelm-Epstein-Straße zu holen, und zwar "vorfristig", wie man in der DDR gesagt hätte. Nach und nach waren 300 Tonnen Gold, auf die bisher die Federal Reserve Bank von New York aufgepasst hatte, und 374 Tonnen aus der Obhut der Banque de France in Paris nach Frankfurt transportiert worden. Die ganze Operation kostete 7,7 Millionen Euro.

Jetzt freuen sich alle darüber, dass die Hälfte der deutschen Goldreserven wieder auf deutschem Boden lagert, so wie die Bundesbank dies vor geraumer Zeit beschlossen hatte. Trotzdem sollte man sich aus diesem Anlass nochmals kurz daran erinnern, wie die ganze Heimholung überhaupt zustande kam. Es begann nach der Finanzkrise mit einer populistischen Kampagne. Der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler und viele andere verlangten, das deutsche Gold, das in New York, London und Paris lagerte, nach Deutschland zu holen, und zwar alles. Den Leuten von der Bundesbank warfen sie vor, die Bestände mit den Goldbarren nicht häufig genug in Augenschein zu nehmen und schlampig mit dem Volksvermögen umzugehen. Der Bundesrechnungshof ließ sich von der Kampagne beeindrucken und verlangte eine genaue Bestandsaufnahme der Goldreserven. Die Bundesbank gab klugerweise nach und sagte zu, einen größeren Teil des Bestandes "heim" zu holen. Das Letzte, was eine Notenbank brauchen kann, sind populistische Debatten.

Goldreserven sind Währungsreserven - und sonst nichts

Die Frage ist nur: wozu das Ganze? Glaubte wirklich jemand im Ernst, die Amis würden unser Gold klauen und Pappkartons mit Bronze bemalen und in ihren Tresor stellen, um die Bundesbank hereinzulegen? In Wirklichkeit ist die Aktion eine leicht skurrile und etwas peinliche Posse, die zeigt, wie der jahrtausendealte fatale Zauber des Goldes immer noch wirkt. Der große John Maynard Keynes wusste sehr genau, was er meinte, als er 1923, nach dem Horror des Ersten Weltkriegs, vom Gold als einem "barbarischen Relikt" sprach. Die Goldreserven sind eben nicht "der wertvollste Schatz, den wir Deutschen besitzen", wie die Bild-Zeitung 2012 auf dem Höhepunkt der Kampagne schrieb. Goldreserven sind Währungsreserven und sonst nichts. Sie sind dazu da, bei Bedarf in Dollar, Franken, Yen oder irgend eine andere Währung getauscht zu werden, um mit denen dann den Kurs des Euro zu stützen. Einen Teil des Goldes in New York und London zu lagern ist durchaus vernünftig, weil man es auf den dortigen Devisenmärkten einmal brauchen könnte.

Deutschland hat, nach den USA, die höchsten Goldreserven der Welt - viel zu viel, wenn man deren begrenzte Funktion in Rechnung stellt. Vernünftig wäre es, einen großen Teil davon zu verkaufen. Gold wird nun einmal sinnvoller für Eheringe, Backenzähne und die Renovierung von Barock-Altären verwendet als für Barren, die in dunklen Kellern aufwendig bewacht werden müssen. Aber dem steht eben der Zauber des Goldes entgegen, dem auch an den Finanzmärkten der eine oder andere erlegen ist. Der Dichter Vergil hielt diesen Zauber für einen Fluch.

Insofern kann man am Ende dieser Woche sagen: Schön, dass das Gold in Deutschland ist. Es nützt zwar nichts, es schadet aber auch nicht. Und ab und zu kann man darüber nachdenken, was man von den 7,7 Millionen Euro, den die ganze Aktion gekostet hat, alles hätte kaufen können.

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