Städte:Dem Diesel sei dank

Die Debatte über städtische Mobilität ist überfällig.

Von Michael Bauchmüller

Knapp 46 Millionen Autos gibt es in Deutschland. Das sind vier Millionen mehr als noch 2012 und satte 16 Millionen mehr als 1990. Es braucht keine große Prognosekraft, um die Folgen solchen Wachstums zu ahnen. Bei so vielen Autos stößt alle Infrastruktur an ihre Grenzen. Und dies am stärksten dort, wo sich nicht mal eben neue Fahrspuren und Parkplätze errichten lassen. Deutsche Städte haben weit mehr Autoprobleme als nur die schädlichen Abgase trickreich manipulierter Dieselautos.

Diesen Montag kommen Bürgermeister und Ministerpräsidenten der schlechten Stadtluft wegen ins Kanzleramt, Auslöser ist die Dieselaffäre. In Wahrheit geht es um mehr: nämlich um die Frage, wie sich Verkehr in den Städten auch mit weniger Autos bewerkstelligen lässt. So bringen Diesel, Fahrverbote und eine nahende Wahl eine Debatte über städtische Mobilität in Gang, die lange überfällig ist.

An Alternativen herrscht kein Mangel. Sie reichen vom Bau von Fahrradmagistralen und neuen Straßenbahnlinien in den Großstädten bis hin zu Jahreskarten für den Nahverkehr, bei denen Fahrten umso günstiger werden, je mehr Kilometer ihr Besitzer in Bus und Bahnen unterwegs ist. Sie verlangen verlässliche Takte im Fernverkehr der Bahn und einfache Anschlüsse mit Bus, Bahn, Rad oder Carsharing. Das Auto hat die Deutschen mobil gemacht, keine Frage. Aber Mobilität, die nur am Auto hängt, endet im Stillstand.

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