Galeria Kaufhof:Neuer Ärger für Kaufhof: S.Oliver will früher Geld

Galeria Kaufhof And German Retail

Bei Kaufhof kehrt keine Ruhe ein. Jetzt streitet die Warenhauskette mit einem wichtigen Lieferanten.

(Foto: Bloomberg)
  • Nach Ärger mit den Banken streitet die kriselnde Warenhauskette Kaufhof nun auch mit einem wichtigen Lieferanten.
  • Es geht um die Finanzierung der gelieferten Ware. Kreditversicherer wollten diese in bestimmten Fällen nicht mehr absichern.

Von Michael Kläsgen

Bei Galeria Kaufhof kehrt vorerst keine Ruhe ein. Nach dem Ärger mit den Banken gibt es nun Schwierigkeiten mit wichtigen Bekleidungslieferanten. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Modefirma S. Oliver bis Ende dieser Woche mit Kaufhof um eine Zahlung von etwa zwei Millionen Euro gestritten. Dass es vor 14 Tagen zu einem Lieferstopp und in den Verhandlungen zu der Bitte um Vorkasse gekommen sei, verneinten Kaufhof und S. Oliver.

Modemarken wie S. Oliver müssen jetzt schauen, wann sie ihre Ware an Kaufhof liefern und wann sie dafür Geld erhalten. Denn die Kreditversicherer garantieren die Bezahlung nicht mehr vollständig. Für die Modefirmen entsteht daraus ein Risiko, das sie absichern müssen. Jedes Mal, wenn sie ein Limit ausgeschöpft haben, müssen sie mit Kaufhof neu verhandeln.

Im konkreten Fall wollte S. Oliver von Kaufhof eine frühere Zahlung für die gelieferte Ware. Kaufhof verlangte im Gegenzug für die frühere Zahlung aber einen Preisnachlass. Bisher ging das Geld zwar nicht bei S. Oliver ein. Ein Sprecher der kanadischen Kaufhof-Mutter Hudson's Bay Company (HBC) versicherte aber, es sei inzwischen eine Einigung erzielt worden.

Armin Fichtel, der Chef von S. Oliver, formuliert den Stand der Dinge nach Rücksprache mit Kaufhof so: "Galeria Kaufhof ist und bleibt für uns ein wichtiger und verlässlicher Handelspartner. Natürlich beeinflusst die Entscheidung der Kreditversicherer auch die Taktung der Waren- und Finanzströme, das ist kein ungewöhnlicher Vorgang. Wir sind in diesem Punkt in Klärung und überzeugt, dass unserer guten Partnerschaft auch in Zukunft nichts im Wege steht."

Grund für Nachverhandlungen der Modelabels mit Kaufhof ist, dass mehrere Warenkreditversicherer die Kreditlimits kürzten. Die Zurich-Versicherung senkte nach SZ-Informationen Ende August die Kreditlimits für mehrere Lieferanten um 50 Prozent, darunter auch für Kaufhof-Lieferanten wie S. Oliver. Bereits Mitte Juli hatte der Kreditversicherer Euler Hermes die Limits um 80 Prozent gesenkt. Daraufhin reagierten S. Oliver und andere.

Warenhäuser wie Kaufhof finanzieren sich über Lieferantenkredite. Lieferanten geben die Ware, der Händler, in dem Fall Kaufhof, zahlt ihnen in einer vereinbarten Frist, etwa 60 Tage, einen Teil der verkauften Ware. Warenkreditversicherer sind dazu da, den Lieferanten die Bezahlung zu garantieren. Können sie diese nach Analyse der Geschäftszahlen des Händlers nicht garantieren, müssen sie die Limits senken. Das taten sie nun.

S. Oliver zog als einer der ersten Großlieferanten für sich daraus den Schluss, auf Nummer sicher zu gehen und sich finanziell abzusichern. Keinesfalls will die Modefirma Kaufhof oder seinen etwa 20 000 Mitarbeitern schaden. Die "Taktung der Belieferung" soll nun so aussehen: Sobald ein Kreditlimit ausgeschöpft ist, muss Kaufhof innerhalb der vereinbarten Frist zahlen, erst dann kommt die nächste Bestellung beziehungsweise Belieferung. Faktisch verschlechtern sich dadurch die Finanzierungskonditionen für Kaufhof. Ein HBC-Sprecher betont aber: "Das ist kein ungewöhnlicher Vorgang und trägt natürlich den Rahmenbedingungen Rechnung. Und selbstverständlich werden unsere Kunden auch unverändert die Mode von S. Oliver bei Galeria Kaufhof finden."

50 Millionen Euro Verlust zwischen Februar und Ende Juli

Kenner der Branche befürchteten nach dem Bekanntwerden der Kreditkürzung durch Euler Hermes, dass der Warenstrom nach und nach ganz versiegen könnte. Davon kann derzeit keine Rede sein. S. Oliver ist bislang der einzige öffentlich bekannte Lieferant, der Konsequenten aus der Entscheidung von Euler Hermes zog. Klar ist aber, dass viele Lieferanten nachverhandeln. Kaufhof bleibt gleichzeitig für sie ein wichtiger Absatzkanal. Dennoch verschärft sich die Finanzlage des Warenhauses dadurch weiter.

Zwischen Februar und Ende Juli summierte sich der Verlust auf etwa 50 Millionen Euro. Im August soll sich immerhin der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat positiv entwickelt haben. Auch die Kaufhof-Mutter HBC steckt aber in den roten Zahlen. Die Banken, die 2015 den Ankauf von 41 Kaufhof-Filialen durch HBC finanzierten, sind deswegen hochnervös.

Zudem wächst in Nordamerika unter den HBC-Investoren der Unmut über das Management des börsennotieren Einzelhändlers aus Toronto. Aktionär Jonathan Litt forderte deswegen, Kaufhof abzustoßen. In der Nacht zum Donnerstag überraschte er mit der Ankündigung, es gebe einen namentlich nicht genannten Kaufinteressenten für Kaufhof. Der "hoch qualifizierte Käufer" habe ein "ernsthaftes Interesse" an Galeria, schrieb Litt in einem öffentlichen Brief. Die Ankündigung ließ den Kurs von Hudson's Bay an der kanadischen Börse vorübergehend um mehr als acht Prozent steigen. Die österreichische Karstadt-Mutter Signa wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Der Chef der Signa Group, René Benko, wollte Kaufhof 2015 anstelle von HBC übernehmen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er daran weiter Interesse hat. Manche Lieferanten, unter anderem auch S. Oliver, sollen sogar bedauern, dass Benko damals nicht zum Zuge kam.

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