Unterhaching:Ein weißes Fahrrad als Mahnung

Unterhaching: Gedenken an einen verunglückten Radfahrer: Wolfgang Panzer, Stephan Hoppe, Rektorin Christa Grasl und von der ADFC-Ortsgruppe Erich Wittmann (v.l.).

Gedenken an einen verunglückten Radfahrer: Wolfgang Panzer, Stephan Hoppe, Rektorin Christa Grasl und von der ADFC-Ortsgruppe Erich Wittmann (v.l.).

(Foto: Claus Schunk)

ADFC erinnert mit "Ghostbike" in Unterhaching an einen tödlichen Unfall

Von Anna Reuß, Unterhaching

Termine wie diesen müsse er zum Glück nur selten wahrnehmen, sagt Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). Anlass war ein besonders tragischer Unfall: Vor fünf Jahren war ein 72-jähriger Radfahrer nahe dem Sportpark von einem Lastwagen überrollt worden. Der Rentner starb noch am Unfallort. Mit einem "Ghostbike", einem Geisterfahrrad, erinnert die Gemeinde jetzt an das Unglück und das Opfer. Panzer hofft, dass das Mahnmal, welches das erste im Landkreis ist, auch das letzte bleibt.

Der Radfahrer war an einer unübersichtlichen Baustelle von dem Fahrer des Lkw übersehen worden, nachdem dieser den Anton-Troppmann-Weg gekreuzt hatte. Heute ist an dem Unglücksort nahe dem Sportpark keine Baustelle mehr, sondern eine Kindertagesstätte, eine Schranke für Autofahrer und niedrige Hecken parallel zum Radweg. Man habe also "Maßnahmen ergriffen", wie Panzer sagt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) will mit "Ghostbikes", die es seit zwei Jahren in München gibt, auf die Gefahrensituation an Kreuzungen aufmerksam machen und der getöteten Radfahrer gedenken. Die Idee dahinter stammt aus den USA. Die weiß lackierten Fahrräder werden mittlerweile weltweit an Orten aufgestellt, wo Radfahrer im Straßenverkehr getötet wurden.

Bei der Aktion ist der ADFC auf das Engagement Freiwilliger angewiesen. Deshalb hat es in Unterhaching fünf Jahre gedauert, bis der Verein das anonymisierte Andenken an den getöteten 72-Jährigen errichten konnte. Erich Wittmann ist als Vertreter der ADFC-Ortsgruppe Hachinger Tal zur Einweihung des Mahnmals am Donnerstag gekommen. Er und andere im Ort werden in Zukunft dafür sorgen, dass das Fahrrad in einem ordentlichen Zustand bleibt und das Schild, welches an den Toten erinnert, nicht entfernt wird. Die Gemeinde sei dem Vorhaben des Vereins sofort offen gegenüber gestanden, sagt Wittmann.

In der Stadt München gibt es bisher sieben sogenannte Ghostbikes: in der Rosenheimer Straße, am Petuelring, am Westpark, in der Dachauer Straße, an der Donnersbergerbrücke, am Nockherberg und in der Lasallestraße. Jedes von ihnen steht für einen tragischen Unfall und einen Menschen, der dabei getötet wurde - die meisten von ihnen beim Abbiegen.

Zum Gedenken an die Opfer veranstaltet der ADFC alljährlich im Mai einen "Ride of Silence", eine Fahrradtour, bei der die Teilnehmer zu allen weißen Fahrrädern fahren und in Schweigeminuten an die Unfallopfer erinnern. Das nächste "Ghostbike" will der ADFC demnächst in Taufkirchen aufstellen, wo im Oktober 2016 ein 78-jähriger Radfahrer starb. Auch er war von einem Lastwagen erfasst worden.

Leider, sagt Wolfgang Panzer, seien auch die Radfahrer nicht immer umsichtig genug. Daher appelliert der Bürgermeister an die "Schwächeren im Straßenverkehr", besonders aufmerksam zu fahren. Vor allem sollten sich alle - Auto- wie Fahrradfahrer - an Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung halten. Dort steht: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht."

Wer auf ein fehlendes "Ghostbike" hinweisen möchte, kann sich beim ADFC unter 089/77 34 29 melden oder eine E-Mail schreiben: ghostbikes@adfc-muenchen.de.

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