USA:"Irma" wütet in Florida: Mehr als sechs Millionen Haushalte ohne Strom

  • In Miami stehen durch Hurrikan Irma Teile der Innenstadt bis zu einen Meter unter Wasser.
  • Mindestens vier Menschen sterben bei wetterbedingten Unfällen in Florida; Mehr als sechs Millionen Haushalte sind aktuell ohne Strom.
  • An der Golfküste werden Sturmfluten befürchtet - mit bis zu 4,5 Meter hohen Wellen.
  • Auf Kuba sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, damit steigt die Gesamtzahl der Todesopfer durch Irma auf mindestens 40.

Hurrikan Irma ist mit hohen Windgeschwindigkeiten und schweren Regenfällen über den US-Bundesstaat Florida getobt - zwischenzeitlich ist er abgeschwächt. Aktuell hat das Nationale Hurrikanzentrum ihn zu einem Tropensturm herabgestuft. Die Windgeschwindigkeiten betragen demnach bis zu 110 Stundenkilometer. Mindestens vier Menschen sind in Florida bislang ums Leben gekommen, Straßen stehen unter Wasser, mehr als sechs Millionen Haushalte sind ohne Strom. Das sind etwa 60 Prozent des gesamten Bundesstaates. Das genaue Ausmaß der Schäden ist noch unklar. US-Medien berichten unterdessen von Plünderungen.

Die Stadt Naples an der Golfküste wurde mit voller Wucht von dem Wirbelsturm getroffen. Am Flughafen sei eine Böe mit 229 Stundenkilometern gemessen worden, teilte das US-Hurrikanzentrum am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Zudem stieg der Meeresspiegel vor Naples innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. Die etwa 20 000 Einwohner von Naples waren aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

Florida drohen schwerste Schäden

Am Sonntagmorgen war der Hurrikan zunächst mit extrem starken Böen und schweren Regenfällen über die vorgelagerte Inselgruppe Florida Keys hinweggezogen - auch hier mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde. Später traf er weiter nördlich an der Golfküste des US-Bundesstaates erneut auf Land und zog dann etwas östlicher als erwartet weiter, wie der US-Wetterdienst mitteilte. Die Atlantikküste blieb zwar vom Auge des Sturms verschont, aber auch hier waren die Auswirkungen von Irma zu beobachten: Binnen einer Stunde entwickelten sich sechs Tornados, wie der nationale Wetterdienst berichtete. Mit weiteren Wirbelstürmen müsse gerechnet werden.

Experten zufolge drohen fast im gesamten Bundesstaat schwerste Schäden. Nach Angaben des größten Stromversorgers in Florida, FPL, wird es Wochen dauern, die Stromleitungen und Anlagen zu reparieren. US-Präsident Donald Trump kündigte an, möglichst bald nach Florida reisen zu wollen, um sich ein Bild von der Lage Vorort zu machen. Mehr als 12 000 Flüge von und nach Florida wurden abgesagt.

Der Sturm brachte an beiden Küsten weitreichende Überflutungen. Nach Angaben des Miami Herald stand in den Straßen bereits am Sonntagabend das Wasser bis zu einen Meter hoch. Außerdem sollen zwei große Baukräne im Sturm zusammengebrochen sein. Insgesamt drei Menschen starben am Sonntag bei vom Wetter mitverursachten Verkehrsunfällen.

Plünderer nutzen in mehreren Städten das Chaos aus

Aus mehreren Städten an der Ostküste von Florida wurden US-Medien zufolge Überfälle gemeldet. Demnach seien viele der Täter bewaffnet. In der Stadt Weston wurde nach Angaben verschiedener lokaler Medien ein 17 Jahre alter Dieb von einem Sicherheitsbeamten angeschossen. Er kam ins Krankenhaus, sein Komplize wurde verhaftet.

Den Angaben zufolge waren auch bei vielen anderen Vorfällen die beobachteten Täter jung oder in Gruppen organisiert. Der TV-Sender NBC berichtete, dass mehrere Verdächtige festgenommen wurden. Der Sender zeigte ein Video von einem Diebstahl, den ein Reporter des Senders demnach selbst beobachtet hatte.

Viele Wohnungen sind derzeit unbewohnt, weil mehr als sechs Millionen Menschen dazu aufgefordert waren, sich vor Irma in Sicherheit zu bringen. Auch viele Geschäfte bleiben weiterhin geschlossen. Schon auf den Karibischen Inseln hatten Plünderer vor einigen Tagen das Chaos nach dem Hurrikan für Diebstähle und Einbrüche genutzt.

Nach jüngsten Prognosen soll der Hurrikan weiter westlich vor der Golfküste Floridas nordwärts ziehen, allerdings nicht so weit wie zuletzt angenommen. Irma ist breiter als die Halbinsel Florida. Abgesehen von heftigem Regen führte das gigantische Wettersystem so zu einer kuriosen Situation: Auf seiner "rechten" Seite, also an der Atlantikküste, sorgte der riesengroße Wirbel für Überflutungen, so etwa in Miami. An seiner "linken" Seite drückte der Wirbelsturm das Wasser zunächst von der Golfküste weg. Bilder zeigten leere Hafenbecken; andernorts hatte sich das Wasser meterweit von der Strandpromenade entfernt.

Die Meteorologen warnten aber, dass das Wasser in einer Art gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Golfküste kommen würde, während es im Osten dann abfließen würde. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf Sturmfluten mit bis zu 4,5 Meter hohen Wellen vor. "Das Schlimmste kommt, wenn das Auge des Hurrikan durchgezogen ist - dann kommt das Wasser", sagte ein Meteorologe bei CNN.

Über Festland schwächen sich Hurrikane ab, weil sie keine neue Energie mehr ziehen können. Das Hurrikanzentrum stuft einen Sturm dann offiziell herunter. Die niedrigere Einstufung gilt vor allem für Windgeschwindigkeiten, der Sturm bleibt aber allein wegen der Wassermaßen weiter gefährlich.

30 Prozent der Bevölkerung waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen

In Florida waren zuvor mehr als 6,5 Millionen Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. Das entspricht etwa 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit mehr als 100 000 Menschen harren in Notunterkünften aus.

Auch in benachbarten Bundesstaaten Floridas wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneurin Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde.

Irma hält die Region bereits seit Tagen in Atem. Bei seinem zerstörerischen Zug durch die Karibik hatte der Sturm nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 40 Menschen das Leben gekostet, einige Gebiete gelten als unbewohnbar. Auf Kuba, dass am Samstag von Irma getroffen wurde, sind nach offiziellen Angaben mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Schwere Schäden gab es unter anderem auf den Inseln Barbuda, Saint-Martin, Saint-Bartélemy sowie den Jungferninseln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: