Cihan Anadologlu stellt ein Glas Wasser auf den Tisch und erklärt: Whisky Sour. Der hochdekorierte Barmann macht eine Pause vom Training. Mixen, shaken, testen. Die besten seiner Zunft üben täglich bis zu fünf Stunden, damit Geschmack, Gedeck und Show am Abend stimmen. Anadologlus Bühne ist drei Quadratmeter groß und liegt in einem abgedunkelten runden Raum, der Tresen in der Circle Bar des Hearthouse - eines Clubs, den nur Mitglieder besuchen dürfen.
Hinter den Vorhängen stehen Geräte aus dem Chemie-Labor, mit denen der 36-Jährige experimentiert. Ein Gespräch über Drink-Trends, den schwierigen Münchner Gast und was er aus der Lektüre von 1000 Büchern über Cocktails für sein Barbuch gelernt hat. "Man kann ja heute alles Essbare in einen Drink einbauen, sogar Fleisch. Ich habe neulich Fett vom Kobe-Fleisch in einen Drink implementiert."
Den "Sex on the Beach" legt Anadologlu "in ein Sandbett aus Gries und den Drink in eine Gelatinehülle in Form eines Kondoms gefüllt". Der Gast beiße dann in den Drink, fülle ihn ins Glas und esse den Sand. Anadoluglu arbeitet mit Geräten, die auch in der Sterneküche verwendet werden, wie Rotationsverdampfer, Dörrautomaten oder Vakuumgarer. Er erzählt im Interview, warum das Werfen beim Mixen ein Schütten ist und was es mit dem Japanese Hard Shake auf sich hat.