Pilze:Mit der App zum Schwammerlsuchen

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Giftig oder essbar? Eine App soll Schwammerlsuchern diese Frage beantworten. (Foto: dpa)

Am liebsten wäre es den Smartphone-Nutzern wohl, wenn Mutter Natur ihre Schwammerl samt QR-Code wachsen ließe - zum simplen Einscannen.

Kolumne von Johann Osel

Schwammerlzeit ist auch Jagdzeit, der Bayer betrachtet ja das Suchen und Finden von Pilzen nicht nur als "profane Schmaus-Angelegenheit", nein, "er sieht das Schöne an diesem Gewächs, er schätzt das sozusagen Sportliche an der Erbeutung". So beschrieb es der Münchner Schriftsteller und Zeichner Julius Kreis vor gut einem Jahrhundert.

Auch wenn dieser Autor viele Texte unter dem Pseudonym Justus Guckindluft verfasste, ging es ihm hier ums glatte Gegenteil: den Blick auf den Waldboden, wo - noch vor dem Magen - ein "ästhetischer Genuss" warte. Daher gebe es neben den berufsmäßigen Schwammerlsuchern, die Handel treiben mit den Funden, neben dem Familienvater, der für die Seinen brockt, noch diejenigen, denen "Weidmanns Ehrgeiz alles ist".

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Und wenn die Verspeisbarkeit des Fundes in Frage steht, gebe es den Schuster Wieflinger, schreibt Kreis, "die unbestrittene Schwammerl-Autorität. Zu ihm kommen auch der Herr Oberstleutnant und die Frau Oberbergrat in Zweifelsfällen".

Der Wieflinger heutiger Zeiten heißt: Pilz-App. In Wäldern und auf Bergen, wo gute Plätze versteckt sein könnten, sieht man dieser Tage nicht selten gezückte Smartphones. Bereits bei der Planung sucht mancher online Rat, in Internetforen liest man tatsächlich die Frage: Wer kennt geheime Pilzplätze?

Und längst läuft eben auch die Bestimmung digital. Am liebsten wäre es den Nutzern wohl, wenn Mutter Natur ihre Schwammerl samt QR-Code wachsen ließe - zum simplen Einscannen. Digitalisierung ist in aller Munde, Wahlkampfthema sogar, vielleicht tut sich hier alsbald etwas.

Das Bayerische Fernsehen jedenfalls hat neulich einen Laien mit der App in den Gramschatzer Wald bei Würzburg geschickt. 14 Fragen stellte das Programm, einzutragen war etwa Art des Waldes, Hutfarbe oder Form der Lamellen. Schon den ersten Fund - Grünblättriger Schwefelkopf - erkannte die App nicht, den zweiten ebenso wenig.

"Speisepilzsammler, die sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lassen, spielen grob fahrlässig mit ihrer Gesundheit", warnt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. Die Bilanz der digitalen Schwammerlsuche ist also mäßig. Immerhin: Mit dem Smartphone ist schnell der Giftnotruf zu erreichen.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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