Ebersberg:Dem Leben auf der Spur

KVE Rampe Projekt wernerbauer

Viel zu bestaunen gibt es bei der Fotoausstellung des "Projektraums Werner Bauer" in Ebersberg.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Projektraum Werner Bauer" zeigt fotografische Positionen

Von Peter Kees, Ebersberg

Ein tote Frau liegt auf einem Parkplatz. Im Hintergrund steht inmitten laubloser Bäume ein Boot, winterfest gemacht. Die Szene ist in warmes Sonnenlicht getaucht. Die Rede ist von einem Foto, das derzeit im Studio an der Rampe in Ebersberg zu sehen ist. Daneben fünf weitere Fotografien, auf denen jene Frau jeweils wie eine Leiche liegt, fast puppenhaft in Wald- oder Gartensituationen, oder in einer alten Industrieanlage. Barbara Steude, Autorin und zugleich ihr eigenes Model, hat wie zehn weitere ambitionierte Fotokünstler ein Jahr lang an einem Kurs eines Dachauer Fotografen teilgenommen. Die Ergebnisse des "Projektraums Werner Bauer" sind nun beim Ebersberger Kunstverein zu sehen, unter dem Titel "42". Die Zahl gilt - seit dem Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams - als Antwort auf den Sinn des Lebens.

Unweit der Tatortfotos, die mitten im Raum schweben, hängen 220 postkartengroße, gelbliche Fotografien von Hauseinfahrten an der Wand, schön sauber aneinandergereiht. "1200 Garagen Menzing" heißt die Serie, die der Münchner Fotograf Klaus D. Wolf anlässlich eines Jubiläums des Münchner Stadtteils entwickelt hat. Eine Artefaktensammlung von Autoaufbewahrungsorten einer biederen Vorstadtsiedlung. Gleich daneben Fotos aus alten Familienalben, installativ angeordnet. Reinhold Bauer hat sich mit einer sehr persönlichen Geschichte befasst, der schmerzlichen Auseinandersetzung mit dem frühen Tod seines Vaters. Verblichene Schwarz-Weiß-Bilder, Momentaufnahmen, hat er um Farbfotos ergänzt von Orten, die für den Vater Bedeutung hatten.

Bereits vor einem Jahr hat die Gruppe ihre Arbeiten in Ebersberg gezeigt. Fragt man Werner Bauer, was seitdem alles passiert ist, so erzählt er, dass jeder Teilnehmer einen gutes Stück weiter gekommen sei. Dabei sei es ihm jedoch nicht darum gegangen, die eigene Art des Fotografierens zu vermitteln, sondern jedem Kursteilnehmer einen ganz persönlichen Zugang zur Kamera zu ermöglichen. Das scheint gelungen: Die Bildsprachen könnten unterschiedlicher nicht sein, Blicke, Motive und Themenstellungen sind äußerst entgegengesetzt. "Es war ein spannender Prozess," erzählt Bauer, "nun aus der Fülle an Material das Beste auszuwählen."

Während Stephanie Greil 32 Polaroidaufnahmen von einer Rosenblüte in farblich abgestuften Variationen zeigt - mit dem Vermerk "Original", als Anspielung auf die Reproduzierbarkeit von Fotografie, die beim Polaroid natürlich nicht greift - präsentiert die Münchner Designerin Evelyne Bob auf einem großformatigen Ausdruck mit mehreren Fotos eine heimatliche Spurensuche: Sie hat sich auf eine Reise in ihren Geburtsort begeben und dort Impressionen gesammelt, Gefühle eingefangen. Einer seiner Leidenschaften folgte auch Thomas Kirchgraber. Der einstige Redakteur hat das Magdeburger Staatsballett vier Tage lang fotografisch begleitet, bei Proben wie Aufführungen. In einer Multimediashow zeigt er 74 Aufnahmen aus dieser Reportage.

Auch Renate Rößner (sie zeigt in einem Spiel mit Tiefenschärfe Pflanzenausschnitte nach dem ästhetischen Konzept des japanischen Wabi-Sabi), Alois Englhard mit seinen "Urlaubsgrüßen" (Fotografien, in denen hinter dem scheinbar Schönen stets Hintersinniges im Sinne von Gefahr lauert), Ursel Klopsch mit Bildern roter Damenschuhe, Hans Dieter Schneider, der in reale Umgebungen Schneckenhäuser montiert hat, und William Martinez mit verfremdeter Straßenfotografie zeigen jeweils ganz eigene Ansätze. Insofern scheint die Zahl 42 als Ausstellungstitel gut gewählt, denn den Sinn des Lebens und auch der Fotografie muss schließlich jeder für sich selber finden.

Die Ausstellung des "Projektraums Werner Bauer" im Studio an der Rampe in Ebersberg ist noch bis Sonntag, 1. Oktober, zu sehen, geöffnet freitags von 18 bis 20 Uhr und am Wochenende jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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