Bundestagswahl:Warum die Demoskopen diesmal recht hatten

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Nicht jeder bekennt sichg so deutlich zu seiner politischen Gesinnung. (Foto: dpa)
  • Bei den Landtagswahlen 2016 in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt haben die Wahlforscher die AfD unterschätzt.
  • Daraufhin haben die Umfrageinstitute ihre Methode verändert.
  • Auf jeden bekennenden AfD-Wähler werden noch mehr nicht-bekennende AfD-Wähler draufgerechnet.

Von Ronen Steinke, München

Es war ein schwarzer Sonntag für deutsche Demoskopen, und es ist ein Tag, der dem Chef der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, noch heute in den Knochen sitzt. Als am 13. März 2016 die Wahllokale in gleich drei Bundesländern schlossen, konnte die AfD gleich dreimal einen Erfolg verbuchen, der die Institute kalt erwischte. Sowohl in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz als auch in Sachsen-Anhalt hatten die Wahlforscher die AfD unterschätzt.

Wenn nun achtzehn Monate später bei der Bundestagswahl die Prognosen für die AfD weitaus treffsicherer waren als damals, dann liegt das daran, dass die Institute ihre Methodik verfeinert haben, erklärt der Forschungsgruppe-Chef Jung.

Dunkelziffer von AfD-Wählern erhöht

Es war der Schock des 13. März 2016, der sie umdenken ließ. Damals habe man einsehen müssen, wie rasant bei vielen AfD-Wählern das Misstrauen gegenüber Meinungsforschern gewachsen war. "Die AfD-Wähler von 2016 waren nicht mehr die von 2014", sagt Jung. Es gibt immer Befragte, die statt einer ehrlichen Antwort lieber eine falsche oder gar keine geben; ein Effekt, den Statistiker bei ihren Wahlprognosen stets in Rechnung stellen, den korrekt zu taxieren aber ihre eigentliche Kunst darstellt.

Auch der Chef des Umfrageinstituts forsa, Manfred Güllner, sagt: "Es gibt einen Teil der AfD-Wähler, der sich einer Befragung entzieht. Dieser Teil ist gewachsen, seitdem die Partei vielerorts ehemalige NPD-Klientel aufgesaugt hat."

Jedes Institut hat Formeln, um diese Verzerrung in seinen Umfragen auszugleichen, aber diese Formeln müssen stets angepasst werden, um beim Wandel mitzukommen, da geht es vor allem um soziologische und psychologische Fragen. "Wir haben unsere Dunkelziffer erhöht", sagt Matthias Jung, und das bedeutet: Auf jeden bekennenden AfD-Wähler werden noch mehr mutmaßlich nicht-bekennende AfD-Wähler draufgerechnet. Der Erfolg ist, dass die Forscher die AfD nun vor allem in den neuen Bundesländern zwar noch immer unterschätzt haben - aber weniger als früher.

Die zweite überraschende Nachricht des Bundestagswahlabends war das schlechte Abschneiden der CSU in Bayern. Hier weisen die Demoskopen Güllner und Jung darauf hin, dass Bayern nur einen kleinen Teil der Stichprobe bei bundesweiten Wählerbefragungen ausmache, eine Aufschlüsselung speziell nach Ländern sei deshalb stets mit besonderer Unsicherheit behaftet. Hier halte man sich deshalb bewusst zurück. "Wir geben ja auch für andere Landesverbände der Union nicht eigenständige Vorhersagen ab", sagt Jung.

© SZ vom 26.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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